Kriegsnöten am und im Tullifeld

Auf Seite 59 dieses Heftes stellten wir neben die Pest den Krieg als besonders starkes Volksleiden und wollen nun auch die kriegerischen Beweg- und Aufregungen im Grab- bez. Tullifeld, wie selbstverständlich nur in einzelnen Epochen und nicht in ausführlichen Schilderungen hervorheben. Weisen wir aber kurz voraus auf das hin, was in den 3 ersten Heften mehr oder weniger als kriegerische Momente bereits angegeben ist, z. B. I. S. 28, 33; I. S. 4; wozu wir nachträglich anfügen: ,,In der Schlacht bei Melderichs-Stadt fiel auf päpstl. Seite Bischof Werner von Magdeburg, der auf der Flucht von Landsleuten an einen Baum gehenkt wurde u. nackend nach Hause kam; auf Seiten des Kaisers fiel Eberhard mit dem Barte. Am 27. Jan. 1080 war noch ein blutiger Kampf bei Fladichheim, nördl. von Roßdorf“ (nach Dermbacher Chronik.) II. S. 11, 14, 22, 3235, 54, 81, 86, 105, 115; III. S. 4, 21, 29, 31, 35, 39, 50, 55. – Sei nun in Betracht gezogen: Weiterlesen

Das Gebiet der Oechse

Hätten wir es auch leichter erreichen können, wenn unsere Schritte von der Einmündung der Ulster (s. S. 10) sich sofort südöstl. nach Stadt Vacha wendeten, wollen wir doch die Quellensuche auch für das Oechseflüßchen systematisch mit seiner ersten Entwindung beginnen, zumal ja der desfallsige hydrographische Umgang ein sehr bescheidener sein wird. Wir wissen bereits aus dem „Tullifeld“ (Heft I. S. 42 u. 48 wie Heft III. S. 46) einige Andeutungen. – Spieß giebt an: »Den nördlichen Teil des Rhöngebirges, zwischen Ulster und Felda, den die Oechse in fast 2 gleiche Hälften teilt, entspringt diese in 2 Quellen am ,,Schorn“ bei Lendershof[1], und am Bilstein aus dem „Bilstenborn“ und dem ,,Martinsborn“. Westlich von Lenders, der Gemeinde Oechsen zustehend, ist ein Tufsteinbruch. An dem Vereinigungspunkte beider Quellen, nordwestl. unter dem Schorn am Wege von Dermbach nach Vacha liegt das Dorf Oechsen;“ (n. Weimar. Staatshandb. Uchsimo, Ubsena 1214, – Usino -, mit Niederöchsen, Kirche, Pfarre, Schule, 114 Häusern, 632 EinW. i. Jahre 1846; mit eingepfarrten und eingeschulten Lenders, Mariengart (in Ansehung der Reformierten), mit den Masbacher Höfen und dem „Zollhofe“; auch sind dahin alle im Amtsbezirk Geisa wohnende Reformierte eingepfarrt) Die Reismühle, der Hof Mariengart (Ingemaristat 1256)[2] und die Häuser der ,,Huth“ bei Wölferbütt wie der alte „Zollhof“ bei Geblar hielten sich auch zur ref. Pfarrei und Schule. Spieß schreibt noch: Im frischen Wiesgründchen der vom Geisaerwald, Arzberg, Dietrichsberg, Oechsenberg und Baier (mit Riemen) umgebenen und überragten weiten Hochmulde des Oechsesystems – ist die Gegend um Oechsen eine schöne, von frischem Hauch durchwehte, eine mit fruchtbaren Feldern bedeckte und von fetten Wiesgründchen durchschnittene Gebirgslandschaft.[3] – Ehedem hessisch, dann bis 1815 zum Königr. Westfalen gehörig. – Weiterlesen

Landplagen am und im Tulligau

Unter dieser Bezeichnung wollen wir von solchen Nöten und Gefahren des Volks unserer Heimat reden, die zu verhindern ,,weltlicher und kirchlicher“ Regierung die Macht gebrach; da mußte, wen das Leiden traf, die Kniee beugen.“ – Auf Seite 59 deuteten wir bereits darauf hin: z. B. der Grimm des Winters, (in Buchonien von jeher, zumal auf der hohen langen Rhön meist kernfest und auf die Dauer“). Spieß schreibt: „Das Klima ist im Allgemeinen rauh und wild; im Winter heftige Kälte, im Sommer durch das Zurückstrahlen der Sonnenstrahlen manchmal in den tieferen, engeren Rhönthälern eine drückende Hitze. Der Schnee erreicht oft eine Höhe von 30 – 40 Fuß und schmilzt erst im Mai ganz weg.“ – Binder berichtet (in s. ,,Lichtenberg“)  – ,,daß 1572 ein grausam kalter Winter gewest, deßgleichen bey mannsgedenken nicht geschehen, mit großen langwierigen schneh und unseglicher keltt’, in welcher sehr viel leudt hin und wider erfroren funden.“ – Wasserüberschwemmungen – sind in Heft II. S. 41, III. S. 19 u. IV. S. 8 geschildert. – Weiterlesen

Die Zeit der Hexenprozesse, wie auch Juden-Verfolgungen

Vor das Forum (zum Richterstuhle) der Centen gehörte auch ein sehr beklagenswertes Unwesen, das vom Ende des 15. Jahrhunderts an 2 Jahrhunderte hindurch unser Deutschland, besonders einzelne Gaue desselben, wie z. B. auch das ,,Tullifeld“ umflorte, in lange Nacht des Un- und Aberglaubens zu hüllen drohte und aller Menschlichkeit Hohn sprach. Es war der

I. Unsinn der Hexenprozesse.

,,Das Wort Hexe« alth.deutsch hagazussa, verkürzt häzissa, mittelhochdeutsch hecse, hexse (nach Dr. Götzingers Lexikon) bedeutete: die den Hag = Hain, das Gehäge, Zaun schädigende Person (n. Grimm’s Wörterbuch) oder die waldbewohnende Zauberin, Wahrsagerin, ,,Alrune“ – vergl. I. S. 40. im Tullif. -, oder die ,,weise Frau“, schlaue Betrügerin (n. Oertel’s grammatisch. Wörterbuch.) – Die vermeintliche ,,Hexe“ wurde beschuldigt, durch übernatürliche Mittel Menschen und Tiere, Saaten, Weingärten beschädigt, Krankheiten und Plagen erzeugt, ja den Tod ihrer Feinde oder Spötter verursacht zu haben – und zwar durch ein Bündnis, mit Hilfe des Teufels« (n. Dr. Wächter, in Spemanns Collektion, Stuttgart, 1882).“[1] Den ,,Teufel oder Satan“ faßten aber die an Hexerei« glaubenden, und deshalb darüber in unchristlichem Sinne auftretenden Ankläger und Richter ganz anders auf als wie uns das neue Testament zu verstehen giebt’![2]. Denen, die jetzt noch Hexen suchten und marterten, hätte wohl Jesus zugerufen: „der Teufel (Versucher) ist inwendig in euch!“ – Weiterlesen

Die Burg zu Lengsfeld und adelige Schlösser zu Weilar und Gehaus

Wandert man von Schloß ,,Feldeck“ aufwärts bis Stadt Lengsfeld die anmutige kurze Strecke des Wiesengrunds, so bietet sich uns zwischen dem ,,Riemen und Galgenberg“ keine Fernsicht, aber gern haftet der Blick an dem südlich aufsteigenden Beyer (heute Baier; 706 m). Von dem aus könnte man recht gut die Lage des alten ,,Gerichts Lengsfeld“ überschauen, wie sie der Chronist Heim in Folgendem angiebt: „Es liegt im Feldagrund und grenzet gegen Morgen an das Sachsen-Meiningische Amt Salzungen, wo noch verschiedentlich alte Grenz- und Jagdsteine stehen; auf der einen Seite die Henne, auf der andern das Boineburgische Wappen. Gegen Mittag an Fischberg, gegen Abend an Hessen, an’s Gericht Völkershausen, gegen Mitternacht an Dietles und an das Sachsen-Eisenacher Amt Crainberg. Zum Gericht Lengsfeld gehören Stadt Lengsfeld, Dorf Weilar und Gehauß. Es hat den Herren von Frankenstein gehört. 1137 bestätigte Abt Heinrich zu Hersfeld die Stiftung eines Hospitals, wobei zu Frauenbreitungen unter den Zeugen auch Ludovicus de Lengsfeld steht, der ein Herr von Frankenstein war und zu Lengsfeld wohnte. Weitläufige Prozesse (Heft I. S. 69) wurden über das Gericht Lengsfeld anfänglich bey dem Kaiserlichen Reichs-Cammergericht zu Speyer und nachhero zu Wetzlar dessentwegen geführt, weilen Fulda dessen Wiedereinlösung, wiewohl aus ganz nichtigen und unerheblichen Gründen, zwar gesucht hat: es ist aber dieser Reluitionsprozess ganz kürzlich durch einen förmlichen Vergleich völlig abgethan und beendigt worden. Von diesem Gericht ist noch ferner zu gedenken, wie daß es dem Ritter-Canton Rhön-Werra, und dessen Buchischen Quartier incorporiret, und daß solches von dem Geschlechte derer Herren von Boineburg lange Jahre ganz allein besessen worden sey. Diese hatten vor uralten Zeiten her unter sich eine Ganerbschaft[1] errichtet und zu deren Befestigung, nach dem Vorgang anderer adelichen Familien in dem Jahr 1685 einen förmlichen Burgfrieden verabredet, welcher auch von Römisch Kaiserlicher Majestät 1712 confirmiret worden ist.“ – Weiterlesen

Der Hähl im Tullifeld

Ein langer, schmaler Strich Landes, der in ganz eigentümlichen Windungen durch den Tulligau sich erstreckte, galt gleichsam als neutrales Gebiet. Es war der Hähl. Seine Benennung ist in den verschiedenen Chroniken nicht gleich, teils ,,Häl, Hail, Hoel,« teils ,,Höhl, Hahl, Hähl«, in letzter Schreibweise hauptsächlich vorkommend; seine sachliche Bedeutung ist im Volke wie in den Altertumsschriften verschieden ausgelegt worden. Der Hähl, eine sehr alte und ehedem auch sehr gehegte Grenze im Tullifeld, ist jedenfalls ein sonderbares Erbstück aus dem fehdereichen Mittelalter. Man ist leicht der Meinung, daß er (wie Spieß, wie Baurat Sartorius und Gymnasiallehrer Mey annehmen) ein Ueberbleibsel der vom römischen Geschichtsschreiber Tacitus erwähnten Pohl- oder Pal- Grenze sein könnte, welche am Rhein begann und durch die Wetterau, durch das Vogelsgebirge, wie durch die Rhön zum Thüringerwald sich hinzog. Weiterlesen

Das Wesen der alten allgemeinen Gauverfassung

In „Altdeutsche Gaue“ sind bereits die Gauen des fränkischen Bundes, zu denen auch das Tullifeld zählte, erwähnt, ohne daß über das Gauwesen selbst etwas Weiteres gesagt ist. Die erste staatliche Entwickelung gründete sich aber auf die Gerichtsverfassung, welche der Gaugraf zu überwachen hatte; denn jeder Einzelne wie jede Familie, der Hörige und Sklave wie der Freie, die Gemeinde, der Flur- wie der Ortsnachbar, der Ansässige wie der erst Einziehende, alle mußten der Gauordnung sich unweigerlich fügen. Das war ohne Zweifel die gute Absicht der altdeutschen Gesetzgeber; so auch besonders in Frankonien. Gleichviel, ob das zu behandelnde Vorkommnis eigentlich mehr der Verwaltung, mehr der öffentlichen Polizei oder der geheimen Justiz zuzuweisen gewesen wäre, – diese drei Zweige grünten dermalen auf dem Stamme der alten Gauverfassung gleichstark. Weiterlesen

Stammtafel der Tullifelder Grafen (von 785 bis 963)

  • Hunroch (Heinrich) von 785 Graf, dann Gaugraf im Tullifeld, später Sendgraf in Frankonien, bis 819.
  • Poppo (I. alter Reihe) Graf und Gaugraf im Tullifeld, seit 809 schon sich ,,Henneberger Graf“ nennend, bis 837.
  • Adalbrath (Adalbert I.) 1. Sohn des Poppo, Graf im obern Hennebergischen, 9ter Gaugraf im Grabfeld, Markgraf von Frankonien, starb 895.
  • Poppo II, 2. Sohn Poppo’s I., Grafen im untern Hennebergischen, Gaugraf im Tullifeld, starb 870. Ihm folgte sein Sohn Heinrich I. (Hunroch II.) Missus in Frankonien, Markgraf und Herzog in Franken, eigentlicher Gaugraf im Folcfeld und im Tullifeld, von 871 an auch im Grabfeld; starb 887. Dessen Söhne sind die sogenannten Babenberger.
  • Poppo III. Bruder von Heinrich I., Markgraf der südthüringischen Mark, starb 895.
  • Adalbert. (Adalbrath II.) 1. Sohn von Heinrich I., Gaugraf im Tulli- und im Grabfeld seit 889; 905 enthauptet.
  • Heinrich II., 2. Sohn von Heinrich I., 902 erschlagen.
  • Adalhard I. 3. Sohn von Heinrich I., 902 enthauptet.
  • Adelbrath (Adalbert III.), Sohn des Poppo III., wohl Gaugraf im Tullifeld, von 905 bis 914.
  • Poppo IV., Sohn des Poppo III. ist nur als Graf im Volkfeld bekannt.
  • Poppo V., Sohn des Adelbrath III., Graf im Grab- und Tullifeld, von 922 – 945, starb kinderlos.
  • Poppo VI., Sohn des Poppo IV., Graf im Tulli- und Grabfeld, starb 963. Weiterlesen

Ursprung des Volks und seiner Fürsten

Die Vorfahren der Bewohner des alten Grabfeldes sind im Allgemeinen weniger die Hermunduren (Thüringer) als vielmehr die Chatten (Hessen) gewesen; dieser Volksstamm war somit wohl auch im Tullifeld am stärksten vertreten. Infolge der fränkischen Eroberungen Chlodwigs und Theodrichs (C. E. Bach meint Theuderich I. 511-534) in der Mitte des 6. Jahrhunderts konnten die alten Thüringer, die vordem eine Art Uebermacht über die alten Hessen besessen hatten, es nicht verhindern, daß die Franken nun eine Volksmischung erzeugten, in welcher gerade das Tullifeld einen chattisch-fränkischen Typus seiner Bewohner in Gesichtszügen und Charakter eingeprägt bekam und auch weiterhin behielt. Genßler schreibt: „Diese Franken (Vrankonen) waren eigentlich suevischen (schwäbischen) Stammes, einer Völkerschaft zugehörig, die zu Ende des 4. Jahrh. vom rechten Rheinufer bis zur Weser und südlich bis jenseits des Mains wohnte: ,,Frank“ war ihr Bundesname. Grimm giebt an: ,,France stammt von Franco, Francho ab und bedeutet die Selbständigen, Unabhängigen, was in natürlicher Auffassung sowohl mit frech als auch mit frei in Verbindung steht.“ Weiterlesen

Der Name Tullifeld

Nachdem nun Lage, Umfang, Einzelbezirke und Wüstungen der Gaugrafschaft im Allgemeinen bekannt gegeben sind, bedarf es auch einer Erklärung ihres Namens. Das Wort ,,Tulli“ läßt nach verschiedenen Chronikschreibern verschiedene Deutungen zu. Urkundlich findet man für ,,Tullifeld“ die Namenformen Tullifeldono (marca und provincia) Tullifeldon, Tullifeldum, Tulliveld, Dullifeld, Tollifeld, Tolliveldum, D0llifeld. Wie Binder bemerkt, heißt es in einer Urkunde von 1353: ,,Tullefeylde«, in einer andern von 1428, (im Hennebergischen Urkundenbuch): ,,Thölfeld“; und in einer von den ,,Gesambten Schulthessen Vor sich undt alle Gemeinden beder Embdter KaltenNortheimb Undt Fischbergk“ unterm 9. July 1634 verabfaßten langen Bittschrift an die Hennebergische Regierung kommt der Ausdruck ,,Döllfällische Grentz“ vor. Genßler leitet den Namen aus dem wendischen Worte dôl, d. h. thalabwärts ab, was auch Binder für richtig hält. In Grimms deutschem Wörterbuch finden wir zu den Worten tal, dal bemerkt: ,,böhmisch hat man das Wörtchen ,,dol“ für Vertiefung und Niederung, polnisch für Grube gebraucht. Zu Ende des 15. Jahrhundert und später noch hatte man diese Ausdrücke; und das althochdeutsche talili, täli, tuolla für Thälchen war z. B. im Hessischen und Hennebergischen üblich. Das altnordische dôela und dälle stehen im Sinne ganz nahe dem tal und dal.“ — Sanders Wörterbuch besagt ebenfalls: ,,Dalle, Dälle = Vertiefung. Weiterlesen

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