Hähl bzw. Landwehr am Emberg

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Der Hähl am Emberg

Wanderung vom Emberg zum Gläser

C. E. Bach: Der Hähl im Tullifeld

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Nun ja warum diese Seite, fragst du? nun so denke doch mal an meinen Nachnamen, er lautet „Hehl“, klingt doch ähnlich wie „Hähl“ oder? Das muss aber längst nicht heißen, dass wir als Grenzer in die Rhön gekommen seien. Warum auch immer, wir sind vielleicht aus Schwaben eingewandert oder hängengeblieben, dort gibt es die Hehls so häufig wie Baumbachs in Gehaus. Und dort muss man sicher diesen Namen nicht ständig buchstabieren, weil man Mehl oder was weiß ich daraus macht. Aber erst ihr armen Auswanderer in die USA, ihr musstet garantiert auf diese Schreibweise verzichten, sollte euer Name noch klingen wie in der Rhön – Hal?
In der Datenbank von Genealogie.de fand ich:
Hehl = hehl: ( Hell ) mittelhochdeutscher Ursprungsname „heller“, steht für „Heller“ für Münze, nach der Stadt Schwäbisch-Hall, wo diese Münze zuerst geprägt wurde oder Wohnname zum Örtlichkeitsnamen „helle“, steht für „Hölle“.


Der Hähl am Emberg

In dem Gebirgssattel der Nordrhön, welche zwischen dem Bayer und der von ihm südöstlich bis 687m sich erhebende „Hessenkuppe“ liegt, hatte nicht nur der „Hälsknecht im Ernberger Grenzhaus, sondern auch der Forstknecht“ sich wohnlich festgesetzt, um von da alle mögliche Verkehrs- und Waldpolizeidienste ausüben zu können. Die uneingeschränkte Oberaufsicht maßten sich aber wohl zunächst die Herren der Schöneburg um so eifriger an, als die Landes- und Ritterschaftsgrenze dieses Bezirkes ein starker Verkehr belebte. In der im Jahr 1619 vorgenommenen Grenzbereitung ist ganz genau die damalige Grenzlinie am Ernberg (jetzt Emberg) festgestellt:

„Zu ende des Geisergeholtzes, da es die Sachsenburg genannt wird, stehet ein großer stein, welcher die Geiser und Oechsener mit ihrem gehölz scheidet, alda sahen sich wiederum die Grenzstein an, welche außerhalb des Fischbergischen Hähls am Oechsener gehölz hinunter gesetzt, gegen an das Grenzhaus den Ernberg, an die Oberälber Acker. Von Anfang des ersten Steins (wo das Geisergehölz endet) bis an den Emberg sind 21 grenzstein und 6 Hegenseulen zu finden (sh. Bild 5), ist auch zum Theil dis gar an das Ernhaus undt an den schlag ein stück Graben aufgeworfen. (NB. dies grenz- und Forsthaus ist in den Kriegswesen ganz eingegangen, stehet nur das Unterstockwerg). Darbey zu wissen, das dieses Ernberg Grentzhaus dem Ambt Fischberg allein zustehet ist mit einem zwiefachen Schlag und aufgeworfenen graben versehen und findet die Dorfschaften des Ambt Fischbergh schuldig, dieses Haus auf ihre Unkosten in baulichen wesen, ohne Zuthun der Herrschaft zu erhalten, was aber an gehölz dazu bedürftig, wird aus den Ambtsgehöltzten ohne bezahlung dazugegeben. Förder vom Ernberg-Haus nachdem Bayer zu ist anfangs nicht verseuet oder versteinet, sondern ein doppelaufgeworfener graben, grentzt hierorts noch mit den Oechsner so ins Amt Vach gehörig, und dann fort an der Vachischen oder Hirsch-(Hers)-feldischen Grenze“. [Entnommen aus „Im Tullifeld“ von Bach, 1897]

Ganz in unmittelbarer Nähe unseres Dorfes, vom Baier über den Emberg nach der Roderburg sieht man heute noch einen Teil des Hähls, zwischen dem ehemaligen Würzburgisch-, Fuldaisch-, Hessisch- und Boyneburgischen Gebiet. Das jetzt noch vorhandene, an der Oechsener – Geblarer Grenze einzeln stehende Stockhaus, „Zollhof“ genannt, war auch zugleich Station des Hählknechts. Hähle waren Landwehre die noch bis in die Neuzeit hinein die Landesgrenzen schützten oder lästige Sperren bildeten. Es waren wallartige Erhebungen, in der Mitte ein enger Pfad, zu beiden Seiten Gräben. Der Hähl wurde durch Hählknechte beaufsichtigt. An den durchführenden Wegen hatten sie ihre Hählhäuschen und diese Durchgänge waren mit Ketten oder Schlagbäumen gesperrt. Der Hähl war ein schmaler, langer Strich, der sich durch das Land zieht, welcher sich in ganz eigentümlichen Windungen erstreckte. Seine Benennung ist in den verschiedenen Chroniken nicht gleich, teils Häl, Hail, Hoel, Höhl, Hahl und Hähl, in letzterer Schreibweise hauptsächlich vorkommend. Seine sachliche Bedeutung ist im Volk wie in der Altertumsschrift verschieden ausgelegt worden. Der Hähl ist eine sehr alte und ehemals sehr gehegte Grenze und ein sonderbares Erbstück aus dem fehdischen Mittelalter. Es bestand auch schon die Meinung, daß er ein Überbleibsel der vom römischen Geschichtsschreiber Tacitus erwähnten Pohl- oder Pal- Grenze sein könnte, welche am Rhein begann und durch die Wetterau, durch das Vogelsgebiet, wie durch die Rhön zum Thüringer Wald sich hinzog. Durch diese Gebiete sollten die von den Römern unterworfenen Provinzen des mittleren Deutschlands vor den Chatten getrennt und geschützt sein. Der Hähl (Verhack, Gebück), welche das Würzburgische Gebiet in unserer Gegend umgab, war 3 Waldgerten oder Ruten breit, ein mit Bäumen und Sträuchern dicht bewachsener Wall, der von tiefen, je 1,5 Gerten breiten Gräben eingefasst war. Nur wenige Wege durchschnitten den Hähl und diese waren an den Übergangsstellen gesperrt. Wer auf einem Hähl aufgegriffen wurde, verfiel harter Strafe. Es gab auch Landwehre, welche aus einem aufgeworfenen Walle mit zwei auf beiden Seiten fortlaufenden, zwanzig Schritten breiten, mit Bäumen und Gebüsch bewachsenen Gräben, über welche auch Ritter nicht so leicht hinwegsetzen konnten, bestanden. Bestimmte Pässe (Schläge oder Schlagbäume), von einem in hölzernen Hütten wohnenden Hählmann bewacht, vermittelten den Durchgang für den Berechtigten. Wurde dieser Wall an einer anderen Stelle überschritten, wurde vom Hählmann „angeschnitten“ (das hieß, für 1 Person 5 Gulden, für 1 Stück Vieh auch 5 Gulden Strafe) und das von Rechts wegen! Für das Holzabfahren und die Heuernte wurden die Schlagbäume für 4 Gulden 4 Wochen lang geöffnet. Diese Ortschaften, durch deren Gemarkung die Landwehre gingen, hatten auch für deren Einhalt zu sorgen. Die Fußreisenden, Gewerbetreibenden, Eil- und Handelsgeschirre wurden allerdings übernötig durch die Hähle gehemmt und allerlei Plackereien ausgesetzt.
Die Gemeinden, durch deren Gemarkung die Landwehr verlief, hatten auch für ihren Unterhalt zu sorgen und den Höhlmann zu stellen, der in einem Schlaghäuschen saß und die mit einem Schlagbaum versehenen Durchlässe bewachte. Weiterhin mussten sie auch die Rhön- oder Höhlknechte stellen, die den Zustand der Landwehr in regelmäßigen Abständen kontrollierten.
Zudem kam noch der landesherrliche Einfallsreichtum in bezug auf Steuern zum Tragen; nämlich das sogenannte „Rhöngeld“ oder auch „Höhlgeld“, welches bis hinein ins Grabfeld erhoben wurden: »Item sie geben Jährlich den Rhon Knechten vier Pfundt als Huetern der Landtwehr unnd Halß; wird von der gemeinen Beth entnommen.«
Sinn und Zweck der Landwehr war es, sich vor umherziehenden Rittern und anderen Raubgesindel zu schützen. Doch betrieb man diesen Aufwand nicht nur deswegen. Denn aufgrund des Gebücks und des schon auf „eigener Seite“ befindlichen Grabens, war die Landwehr zur Verteidigung völlig ungeeignet und dürfte auch schon zur damaligen Zeit für einen kleinen Heerhaufen kein ernsthaftes Hindernis gewesen sein. Zudem hätten die vielen unbewachten Stellen ein Übergreifen sehr leicht gemacht. Hingegen war es für einen einfachen Bauern oder Händler nahezu unmöglich, die Landwehr mit einem Fuhrwerk oder Karren an einer unbewachten Stelle zu überqueren. Selbst eigene Untertanen wurden oft mit den Auswüchsen kleinstaatlicher Willkür, die mit dieser Grenze symbolisiert wurde, konfrontiert:
»Übrigens ist es eine bloße Plackerey für sämtliche Einwohner in den benachbarten Gegenden, dass die Würzburger Jäger und Höhlknechte Niemanden den Durchgang durch diesen Höhl gestatten und einen jeden, den sie daselbst betreten, zu Waldbuße ziehen. Noch sei zu bemerken, dass man von Seiten des vormaligen Hochstiftes Würzburg die diesseits der Landwehr gelegenen und den Unterthanen zuständigen Heu= und Huthfelder zum dortigen Territorium zu ziehen und über deren Besitzer die Gerichtsbarkeit zu behaupten vermeinet (Schultes).«
In erster Linie ging es um Zölle, denn hinter der Landwehr war bereits Ausland und das im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann es vor allem alten Urkunden entnehmen, wie wichtig den damalig Herrschenden diese Ein- und Ausfuhrsteuern waren. Außerdem blieb auch immer ein Teil der Einnahmen in der jeweiligen Gemeinde. Die Landwehr stellte somit eine nicht unerhebliche Einnahmequelle für die Gemeinden dar, die ja auch für ihren Unterhalt sorgen mussten. Dies führte natürlich unweigerlich dazu, dass der organisierte Schwarzhandel einen Auftrieb erlebte. Es gab in der Rhön regelrechte Schmugglerwege, deren Benutzung auch die Würzburger Jäger (leichte Infanterie) nicht unterbinden konnten; oder wollten, denn es fiel für jeden etwas ab. Oftmals waren aber auch die Jäger den schwerbewaffneten und zahlenmäßig überlegenen Schmugglerbanden hilflos ausgeliefert. Nicht selten gab es Scharmützel und Feuergefechte bei denen die „Obrigkeit“ das Nachsehen hatte. Erst 1848 fielen die Schlagbäume und die Landwehr hatte damit ihren Zweck verloren.
Die schönste Ansicht der Landwehr (Bild 7 „Embergfest“ der BIlderseite) findet man einige hundert Meter von der Straße entfernt in Richtung Baier, an der Weggabelung zum Baiershof. Der Wegstein steht direkt links neben der Straße in Richtung Oechsen, auf der anderen Straßenseite kann der müde Wandersmann sich, schon seit meiner Kinderzeit, an einem Steintisch mit Bänken eine Ruhepaues gönnen oder Brotzeit einlegen.

Lage und Aufbau des Hähl wurden auf einer Schautafel des Forstamtes Bad Salzungen mit dem Thüringischen Landesamt für Archäologische Denkmalpflege dargestellt.


Wanderung vom Emberg zum Gläser

Geht man auf der Straße über den Emberg in Richtung Oechsen bis zum Abzweig nach Lenders, so sieht man ca. 600 m nordöstlich von Lenders den Bilstein unter starkem Baumbewuchs und Buschwerk verborgen. Der Bilstein, ein Basaltfelsen, ist ein Schlotbereich eines ehemaligen Vulkans evtl. aber auch Teil eines ehemaligen Basaltganges. Man findet dort auch Hornblendekristalle.
Wir gehen nun zum Emberg zurück und laufen an der Emberghütte links vorbei zur Oberalbaer Hut unterhalb von Röderburg und Sachsenburg in Richtung Dermbach/Andenhausen. Man könnte auch einen festen Weg westlich um die Röderburg herum wählen, falls man mit dem Fahrrad oder Auto unterwegs ist. Wir jedoch wollen den idyllischeren und vor allem kürzeren Weg zum Gläserberg nehmen. An der nächsten Wegkreuzung (links nach Dermbach, rechts nach Andenhausen) führt der Weg zwischen Sachsenburg und Steinkopf auf eine Hut nahe an der Ruine der Sachsenburg vorbei. Oben auf der Höhe sieht man schon das Kreuz des Gläser. Ein Waldspaziergangam Rande des tief eingeschnittenen Tales, das zur Hirtentränke führt, führt auf einen festen, gepflegten Weg. Ein Stück in Richtung Steinberg zurück biegt ein Weg direkt auf die Hochfläche des Gläser. Dort weidet eine Herde schottischer Hochlandrinder der Bauern Hehl und Bräutigam aus Brunnhartshausen. Auf dem kahlen Gipfel des Berges steht die „Dermbacher Hütte“ (erbaut vom Rhönklubzweigverein Dermbach), die außer an Feiertagen jeden Sonntag ab zehn Uhr Getränke, Kuchen und Bockwurst (vom Lindig und aus dem Glas) anbietet. Aber nicht dies ist die eigentliche Attraktion des Gläser, sondern der weiträumige Blick über das weitgeschwungene Feldatal. Ein Abstieg auf der Nordseite des Berges führt nach einer Stunde Abstieg auf kürzestem Wege über die Hirtentränke nach Dermbach. Nicht weit unter dem Gläsergipfel, kurz nach Erreichen des Fahrweges in einer Rechtskurve findet man ein Hinweisschild auf eine Basaltintrusion am Gläser. Die Beschriftung verrät uns folgendes:

Der Geologe Backing entdeckte 1915 in einem Wasserriß zwischen den Schichten des Muschelkalks Basalteinschlüsse, die als sog. Lagergänge flache lagerartige Apophysen (Abzweigungen) mit dem Basaltaufstiegsschlot (Kappe des Gläserberges) in Verbindung stehen. Die Hitze des Magmas frittete den Kalkstein, der marmorähnliche Eigenschaften annahm. An der Felswand im oberen Bereich des Wasserrisses und unter dem Gesteinsschutt sind die Basaltsteineinschlüsse zu sehen.(Einziges zugängliches Zeugnis des instrusiven Basaltvulkanismus im Wartburgkreis).


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