Das Gebiet der Felda

In den ältesten Henneberg-Fuldaer Urkunden ist dieser Fluß zuerst Veldaha, dann Velda, auch Velde, im Volksmund ,,Fälle“ geheißen. Sie hat einen Lauf von 37,66 km, indeß links von ihr die Öchse nur 15 km lang ziehet. Wie bereits bemerkt, übertrifft hierin aber die Ulster (= 48,7 km) beide; denn beinahe 3 Std. weit hat diese letztere sich schon von Süden nach Norden bewegt, wenn sie die Zone erreicht, wo 7 km von ihr die Felda nach Osten hin ihre Quellen hat. Bei ihrem Einfall in die Werra sind sie sich so nahe wie im Oberlaufe zwischen Hilders und Reichenhausen, am entlegensten sind sie sich im Unterlaufe zwischen Buttlar u. Weilar, wo ihre Entfernung von einander 17 km beträgt. Nimmt man den Höhenstand der obern Feldaquelle zu 660 m und den Spiegel der Werra bei Dorndorf, wo die Felda mündet, zu 240 m an, so beträgt ihr Gefälle im Ganzen 420 m, also 160 m weniger als das der Ulster (zu 580 m), aber an und für sich übergenug, indem durchschnittlich auf 1 Kilometer Strecke 11 Meter Gefäll kommt. –

Die Hauptquellen der Felda finden sich am Nordostabhange der kuppenreichen Vorderrhön: die etwas stärkere auf einer Wald- oder Röderwiese, zwischen dem „Rippertshauk und Küchenwald“ und heißt Rippertsbrunnen, westl. vom Dorfe Reichenhausen, am Fuße des vordern Ellenbogen; die andere Quelle ist im sogenannten ,,Zinkenfeld“, südöstl. vom Dorfe Erbenhausen, aus einer Feldwiese, am nördl. Fuße des 661 m hoh. Stellbergs gefaßt, tiefer gelegen als die erstere. Beide Brunnen frieren auch im strengsten Winter nicht zu, und sie führen von jeher (obgleich die Rhön viel Basalt und schwarzes Erdreich hält) doch viel Sand mit sich, den sie kraft ihres Dranges aus der Tiefe heraussprudeln; auf der Nordseite der genannten Flurgemarke bildet die erwähnte Erbenhäuser Quelle bei der ,,Kahlenbuche“ schon einen kleinen, mit Binsen bedeckten Teich. Nun tritt sie, rechts aus Kalkfelsen am Wege als starker Quell zu einem Bächlein auf, welches, durch ein zwischen 2 Ziegelbrennereien aus Buchenvorgehölz herab rieselndes kühles, helles Wässerchen verstärkt, im engen Mühlgraben zum Dorfe Erbenhausen eilt. Der Kirchhof und ein östl. dahinter mit Fichten geschmückter Hügel, der Fix- od. Fuchsberg, bildet hier das erste anmutige Gelände der Oberfelda. Erbenhausen (s. III. 57). (Geruvineshusen) wird urkundl. schon 845 erwähnt, 930 auch Rubenhus genannt; im Jahre 1463 plünderten Raubritter das Dorf und äscherten es ein. – Einfacher, aber um so selbständiger zeigt sich der Rippertsbrunnen aus seiner lustigen Rhönhöhe herab, der Frankenheim-Reichenhauser Chaussee entlang, und setzt unmittelbar an der Weimarisch-Bayrischen Poststraße als Bach die Dorfmühle in volle Tätigkeit. Er ist so willkommen, daß kaum zum Orte Reichenhausen hinausgetreten, sein Wasser von den Wiesenbesitzern sorglich zur Berieselung verteilt wird; die alte Raupen- od. Ruppenmühle, seit Jahren ohne Rad und Welle, stand bis sie niederbrannt! Das Zinkenfeldwasser, welches unterhalb der beiden Orte noch Zufluß aus der nordöstl. Sohle des Streufelsberges aufgenommen hat, eilt in einem kaum meterbreiten Graben mit auf die Ehrenmühle, die zu Erbenhausen gehört. Hier ist also das 1. Feldaquellenbündnis und damit zugleich das erste Becken im Feldagebiete. (Eine Fahrbrücke ist zu passieren, wenn man von dem westl. Fuße der ,,Altmark“ (s. II S. 66) links hinüber auf die am unbewaldeten Ehrenberg hin ziehende Staatsstraße gelangen will; der an 3 – 4 m breit gewordene Bach liefert schon prächtige Forellen!) Noch aber hat der Bach und sein Gründchen keinen anderen Namen als ,,auf dem Wasser“, was vielleicht offenes Wasser bedeuten soll, indem es ¼ km abwärts trotz meh’rer Schleusen, die es sammeln und oben halten sollen -, ohne Fischlein ist nnd in der schilfigen Wiege, in dem vorher bis aus 36 Schritte geschmälerten Wiesgründchen verschwunden, seinem Schicksal verfallen, ja ganz und gar versunken ist! – Bei anhaltendem Regenwetter und bei starker Schneeschmelze ist der sonderbare Felda-Verfall freilich nicht so wahrzunehmen. – Nach 8 Minuten marschabwärts erweitert sich wieder das wasserverarmte Wiesengründchen, und bald tritt’s Wasser zutage; (ob noch das reinursprüngliche, ist zweifelhaft, indem nun von rechts der Martsenhank-Brunnen bereits Zusickerwasser, und von links, – wo ehemals ein Petrikloster war, – aus dem Artlandraine, eine versteckte Quelle neuen Zufluß liefert.) Neugeboren fließt teils im flachen Wiesenbett, teils durch den abgezweigten Bleicherei-Graben das Bächlein zum Marktflecken Kaltensundheim (s. I. 30, 63 u. II. 66 – 76), wo es sich ausbreiten kann, aber doch nur noch „Dorfwasser“ genannt wird. Am nordwestl. Ende des Ortes, den es unter steinerner Chausseebrücke hin passierte, tritt es wieder am Fuße des großen „Schulrasen“ oder früherem Gerichtshügel in den Wiesengrund und wird am ,,Brückchen“ in den Mühlgraben, und nahe am Bergabhange hin abgezweigt, links an grasreichen Grundwiesen zur Erbsmühle geführt. Diese hieß früher ,,Grimmelbachsmühle“, am Ausgang des zwischen 2 Lehden tief eingebuchten Wiesengründchen, das nördlich ein Nadelhölzchen, westlich den ,,Gänsrasen“ vor sich hat. – Die „Grimmelbach“ kommt aus der Wüstung ,,Niederhof“; nördlich dieser ist das freundl. Eichhölzchen und die Wüstung Sonnhof am Krätenberg. Der Lottenbach, kurzweg Lotte geheißen, ist stärker und hat mehr Gefäll als die Grimmelbach; ihr totenstilles Moorgründchen hat große sogenannte Hexenringe mit ihrem stets frischen Grün, und parallel in die Länge laufenden ,,Lämmerpfade“ an der linken Lehde oder Lahn. Da öffnet sich erst nach links die Wiesenau zum Lottengrunde hinauf; man sieht die Lottenmühle und westwärts Mittelsdorf und oberhalb noch Kaltenwestheim. (Am westl. Ende des Grimmelbachs ist die Staatsstraße sammt Chausseebrückchen in den Schatten von hohen Erlen gedrängt.)

Etwas länger hält uns ein Gang nach den Quellen der Lotte auf, die wie schon angedeutet unbeschattet mit der Felde ein Bündnis schließt, ohne es dem Grimmelbachsmüller nutzbar zu machen, der ehedem in seinem Bereiche erst eine Mahl- und Öl-, dann an höherer Stelle eine Papier– und schließlich eine Schleifmühle erstehen und wieder vergehen sah! Zum Schadenersatz betreibt nunmehr die Erbsmühle ein gutes Mahl- und 1 Dampf-Sägewerk.

Westlich von der Oberfelda, zwischen Kleinfischbach und Klings in nördlicher, oder zw. dem Pinzlar und Engelsberg in nordöstl. Richtung, in den grasigen, mit dem blauen Enzian geschmückten Röderwiesen, entsteigt in Zwillingsquellen die kleine Lotte der moorigen Wiege, (in einer Höhe von etwa 650 m (üb. d. Ost- od. 660 m üb. d. Nordsee). Sie gewinnt unter unzähligen kleinen Windungen allmählich aus den Rädern so viel Zuwachs, daß sie schon vor Kaltenwestheim (812 Vuestheim) — s. I. 65 u. II. 59, durch welches Dorf sie aber nicht fließt, – mit Zutritt des zum Orte herab fließenden sogenannten Brückenwassers jedoch (von 3 Quellen ,,im Loh“ und der zum Rhönwald gehörigen ,,Feis“) so gespeist wird, daß deren beste 5 Dorfbrunnen zum Springen bringt, die andern aber nur schwach die Dorfmühle treiben -. Nun erst nimmt sie den Charakter der großen Lotte an, bringt mit Leichtigkeit noch 2 Westheimer, im Felde stehende Mahlmühlen in Gang und berieselt zugleich den beiderseitigen Wiesenplan, ohne dadurch den Bachforellenbestand zu mindern. – Vor dem Eintritt in das zwischen Kaltenwestheim und Kaltensundheim ziemlich in der Mitte liegende Mittelsdorf (Mitilesdorp 812) kommt der Lotte von Südwesten, aus einem Nebengründchen das ,,Feldwässerchen“ zugelaufen; oberhalb des Dorfes und im untern Teil desselben wird abermals je l Mühle durch sie tätig; der ehemalige Teich vor Mitteldorf ist mit der Zeit beseitigt worden. Die eigentliche Lottenmühle hat abseits größeren Verkehrs doch ein Sägewerk mit Dampf und eine einfache Mahlmühle. Sie gehört in die Flur von Kaltensundheim. Der Lottenlauf im Ganzen 6/4 Stdch. hat circa 200 m Gefäll.

Nun wieder im Feldagrunde, ergötzt den Wanderer, zumal im Sommer, die längs des Flußes angelegte Chaussee; sie ist den topographisch-geognostischen (d. h. den Orts- und Gebirgs-) Verhältnissen entsprechend angelegt und zwar, wie die in einer Felswand ursprünglich eingemeißelten römischen Ziffern besagen, MDCCCXXXI. Stets mit geschlagenem Basalt gedeckt, ist sie meist trocken; streckenweis nach außen mit ausdauernden, gut beschnittenen, oben meist über 1½ m breiten Buschwerk an den höheren, Uferpartien geschützt und geziert, doch so, daß es den Ausblick darüber hinab zum üppigen Wiesental und zu den höheren Ackergeländen nicht stört; nördlich erhebt sich der Blick zu schwindelnder Höhe des Obermühlhauks, wo herab ehedem der Fahrweg so gefährlich war! Die grüne Chaussee-Bordüre besteht zwischen kl. Linden aus Hainbuche, Weißdorn, Nadelgebüsch u. a.; hohe Erlen, Weiden und Eschen am dem tief unten rauschenden Wasser ragen bis zu der dichten Böschung herauf. Von der großen Erbsmühl-Linde an ist es seltsam schön bis zur Kaltennordheimer Neumühle (jetzt Elektricitätswerk, am untern Mühlhauk neben der ,,Casino-Höhe«.) Der natürliche, schmal gewordene Feldabach nimmt 60 Schritte westwärts von der Erbsmühle, jetzt verstärkt mit ,,Lotte“, geräuschlos das Mühlwasser auf. – Zwischen den Sund- und Nordheimer fetten Wiesenplänen zieht munter die Felda zur längst verwüsteten ,,Walkmühle“, wo dann zum Lottenwege hin der nach der ,,Kiliansmühle“ gehaltene forellenreiche Graben abgezapft ist. Ein ehemals daneben am ,,Pfort“ ausgebreiteter ,,Schafteich“ ist durch Trockenlegung in beste Wiesen verwandelt. Wo unter der Kiliansmühle das eigentliche Feldaflüßchen mit dem Radgraben zusammen geht, ist es neben der Chaussee nicht ungefährlich tief, bietet es Forellen und Äschen guten Stand. Fast alljährlich mindestens einmal stauet sich dicht vor der mit schönen Linden umfaßten ,,Jägerbrücke“, in der ,,Brunn’wiese“ die Felda so, daß man davon sagen könnte: ,,Das Wiesental begrub ein See“! Kein Wunder dies zu solcher Zeit, wenn nach rascher Schneeschmelze oder anhaltendem Regen der Stell- und Leichelberg von Süden, der Weid- und Pinzlarberg von Westen starken Zufluß mittelst der Lotte, und vom Steinköpfchen und Altenberg aus auch der ,,Eisenbach“ mehr Rhönwasser liefern.

In Kaltennordheim (vulgo ,,Nuhrde“), wo zwischen dem Schloßgarten und der Mühlwiese seit den großen Bränden von 1858 – eine neue Fahrstraße statt ,,hinter der Burg“ weg, direkt auch in den Stadtflecken führt, treibt ein Abzweig der Felda 2 unterschlägige Mahlmühlen; dann die Brauhaus- und Kirchbrücke passierend eilt nun die Felda durch die ,,Aue“, nachdem die „Goldbach“ mit dem Enzlerwasser (aus dem ,,Streitgrunde“ von Kaltenlengsfeld),[1] westl. v. ,,Hahnberg“ her aus dem Riederholz, und mit dem ,,Drittelbach“ (unter der ,,Harth“) sich angefügt hat. So haben wir denn das größere Hauptbecken der Felda kennen gelernt, welches 230m etwa tiefer als ihre Haupt-Quellen liegt; von diesen aus gegen 7,5 Kilometer Entfernung.

Kaltennordheim, Stadtflecken (s. I. S. 65, II. S. 39 bis 58) mit 1700 Einwohner, hat jetzt die End-Station der Feldabahn, schöne neue Kirche und Bürgerschule, neues Posthaus, Möbel- u. Butterfabrik, gute Hochdruckwasserleitung und Dampfbierbrauerei. – Unterhalb des Flecken, da wo Chaussee und Eisenbahn mit der Feldstraße zur jetzt ruhenden ,,Kohlenzeche Carl August“ zusammen treffen, bringen der ,,Stache- und Quietenborn“ noch ihr Wasser herzu, nachdem bereits die Felda nördlich eine Schlag-, Walk- und Mahlmühle trieb. Vor dem ,;Heftberg“ links des Flusses ist die ,,Schleifmühle“ und großes Sägewerk. Nach 20 Minuten gelangen wir schon zur ,,porta Feldensis“, wie man die Partie des Feldatales nennen kann, wo die Felda ganz auffällig in die Enge kommt: Im ,,Einod“, knapp am linken Feldaufer, am Fuße des Heftbergs (mit trinkbarer Quelle in romantischer Bucht) nach rechts der Felda am Sockel des 700 m hoh. Umpfen mit der ,,Eisgrube“ und der Quelle im „Thielrod“ – ist das Tal so zusammen gepreßt, daß man zu der Ansicht kommt: Hier hat jedenfalls in grauester Vorzeit die Natur einem tieftobenden See den gewaltsamen Durchbruch nicht verwehren können! – Nun hat sich die Lokomotive den Dammrain fahrbar gemacht, und vom ,,Fischbacherköpfchen“[2] steil herab rollten auch per Drahtseil die mit beschlagenen Basalten gefüllten ,,Hunde“ zur Eisenbahn. Bei’m Umkippen erfolgte ein lang grollendes Echo gegenüber im Umpfenwalde, (s. II. S. 28) dort, wo (nach Krause’s) ,,Erpho von Nithardishusen“ auf der Jagd nach einem Auerochsen mit diesem über die grausige Tiefe des Basaltfeldes hinabstürzte. Wir kommen glücklicher durch den Engpaß, – den ein Steg leicht überbrücken und so, zumal für Touristen günstiger den westlich stehenden Wind- und Fischberg mit dem östlich erhabenen Umpfen noch besuchsreicher machen würde. Um die Höhen des hier gebreiteten Tullifelds-Centrum’s später nicht noch einzeln angeben zu müssen, sei Folgendes als Fortsetzung von Seite 6 u. 16 hier eingeschaltet:

Der Horizont von ,,Tull’felds Mitte“
Lockt den Naturfreund, seine Schritte
Von Zeit zu Zeit ihm zuzuwenden.
Bis lebensalt bin ich nach ihm gestiegen,
Erzähle gern, wie Vieles ich sah liegen
Und will somit ein Lob dem Gerne spenden! –

Vom „untern Ellenbogen [750 m]
Ist recht gemach ein Höhering gezogen:
Ostnördlich zwischen ,,Stell- und Leichelberg [661 635 m]
Die ,,Altmark“ an der kahlen ,,Heide“, [II. 66]
Wo einst ,,Marienhof“ in seiner Breite; [I. S. 18, II. S. 66]
Dann von des „Ried’hofs“ Niederung
Geht’s leicht in einem frohen Schwung
Zum ,,Sonnhof“ und zur ,,Harthbergsspitze“ [I. 18, II. 40]
Rechts ab zum ,,Riederholz“buchwald, –
Wo des Forsthäuschen’s freie Sitze
Dir bieten stillen Aufenthalt. –
Da streckt der „Hahnberg“ alsobald [650 m]
Sich auf zum ,,hohen Rain, Hoh’nasch“, [700 m]
Sanft ab zur ,,Hausbergsebene“ [590 m] [II. 27]
Vom ,,Neubergsrücken“ zu dem ,,Horn“ [637, 550 m]
Liegt’s ,,Wiesental“ – mit Bach und Born. –
Nordwärts geht’s dann zum ,,Hammelstein.“ [450 m]
Nah dem ,,Frohnberg“, [450 m]; nun „Jungholz“wald,
Der zwischen Lengs- und Langenfeld
Sich dehnt bis zu dem „Galgenbergk!
Als Endpunkt dieses Höhenzugs, 400 m hoch,
Der Felda rechts der ,,Salzkopf“ noch,
Bei Dietlas an dem Kaliwerk! –

Jetzt feldaüber westwärts hin:

Am langen platten ,,Riemen“ [400 m],
Zieh’ nun getrost zur „Hohenwart“
Und dann zum Rhönpfost ,,Beyer“. [706 m],
Die Rundsicht ist prachtvoller Art, [vergl. II. 119].
Weitum kein Kegel freier;
Auch darf’s Touristen ziemen, –
Im Beyershof Einkehr zu suchen,
Bewundernd Basaltblöck’ und Buchen! –
Frisch auf, am Hähl, zum ,,Geis’erwald,“
Vom ,,Zell’erkopf“, [700 m] zum ,,Gläser“ [671 m];
Südwärts vom ,,Waltersberg“ sodann
Zum ,,Katzenstein“ nur keck heran. [III. 54].
Daneben führt die Straß nach Tann;
Doch schreit’ nur etwas südlicher
Den Schmerbach durch gemütlicher
Zum ,,Horbel“; an dem Kreiserhäuschen [675 m]
Pflück’ Dir ein duftig Kräutersträußchen. –
Hernach, auf’,,Nordheim-Klingser Huth“,
Wo reiche Schaf’- und Rinderheerden
Von Mai bis Wintersanfang weiden;
Leicht atmet sich’s, die Brust füllt Mut
Selbst wem sich Wind und Wolken streiten,
(Manöver auch gehalten werden) -!
Vom ,,Pinzlar“ nun, 650 m, den Lott’quell über
Zum ,,Weydberg“ ist der Marsch nicht trüber, [637 m]
Bei Kleingehölz hat man mehr licht;
Dann links am ,,Küchenwald“, Loh, ,,Feis“ [734 m]
Wohlschattig, endet unsre Reis’.

Bevor wir dem ,,Engpaß vom Einod“ den Rücken zuwenden, empfiehlt sich’s, südlich von der ,,Eisgrube“ noch den kurzen Aufstieg zum Vorder-Umpfen, oberhalb bzgl. nördlich der „Schlagmühle“, d. i. die ,,Umpfentrift“ hinauf zu tun. Da liegt erst rechts der ,,Köhlersberg“, ein Sonntags-Ausflugsplätzchen am Abhang des Mühlenbergs, dann höher hinauf der sogenannte „Rentersberg“, welcher bis vor 70 Jahren noch als eine ausgesuchte, vom Rentamtmann Paul Müller mit vielen Unkosten angelegte, dem Publikum unentgeltlich zugängige Naturvergnügungs-Warte galt, (an Sommerwochentagen besonders für feinere Gäste). Die nach Süden gerichtete Ausschau auf Kaltennordheim und überhin bis Gebet, Altmark und Ellenbogen usw. ist ganz ergötzlich. Hinter dieser, jetzt vom Wasserwerk östl. abgegrenzten Höhe, hebt der buchwaldige Umpfen an. Östlich dehnt sich der ,,Nordflur“, den die Gemeindewaldung ,,Ergel“ wie mit einer grünen Guirlande ziert, bis zum muschelkalkhaltigen, steilen ,,Tagstein“ (Dachstein) vor der ,,Stätte“ (Stehde), an weimarisch-meiningscher Landesgrenze (vergl. I. S. 18). Über dem Ergel, nördl. ist das basaltige Umpfen-Hochplateau, 700 m, wo die Kaltennordheimer noch schönen Waizen bauen, ungeachtet daß ringsum Wald und Wild die Ernte beeinträchtigen kann. Am Forsthäuschen vorüber gelangt man zu der vermorschten ,,alten Linde“; die ziemlich freie Stelle über dem nordwestl. Basaltscheitel, von dem aus man nahen Blick in’s Feldatal und fernere Aussicht bei reinem Horizont nördl. auf die Wartburg, bis seitwärts zum Heldrastein hat. (Ein ortskundiges Auge wird südl. auch die Lichtenburg leicht gewahr.) Der Umpfen mit Tagstein ist, von Süden aus angesehen, gleichsam ein langes, schwer anzugreifendes Fort, ein Bollwerk (zumal gegen Nordstürme) für das Weichbild Kaltennordheims.

Das ganze Gelände vom ,,Ergel“, welcher südlich dem Umpfen bis zum Tagstein vorliegt, ist eine allmählich abfallende Schiefebene, die neben ergiebigem Ackerfeld’ zahlreiche gute Obstbäume und so als ,,Ortflur“ der Wiesenau’ des Stadtfleckens ein mildes Gefilde aufweist. Als liebliche, weißblendende Überschau- und Ruhestätte hob sich am Ergelsaum das ,,Saal’shäuschen“ ab, welches, gegen 1809 der Organist Artes auf Bürger Saal’s Grundbesitz erbaute, vor nun etwa 2 Jahren erst alterswegen abgeräumt wurde. Der verst. Institutslehrer Dr. Breuning hat da, wie am erwähnten Reutersberg, im Sommerquartal oft monatelang – als doppelt gelähmter, lediger Herr, der sich in besonderem Wägelchen von seinen Schülern oder von einem als „Famulus“ angenommenen confirmierten Knaben (Klemm) hinausfahren ließ, – ein Klausnerleben geführt, wobei ihn seine Zöglinge (Söhne und Töchter von Honorationen) allnachmittags mit mir aufsuchten und seinem guten Unterrichte lauschten. In den Hundstagen kampierte er sogar auf dem Hohenasch.

Wie wir der Nordseite von Kaltennordheims Runde besondere Beachtung schenkten, so dürfen wir auch der Westseite (des Wind-, Huth- und Altenbergs) noch Erwähnung tun: Zwischen dem südöstl. untern Windberg mit Kalklager, 650 m, und dem Gemeindeholz, genauer zwischen. ,,vor’m Höhn“ unterm Bodenbachsquell, liegt (wie schon Spieß schreibt): ein Braunkohlenwerk (Zeche Carl August) 20 M. v. Kaltennordheim. Das Flötz ist 10 – 15 Fuß mächtig, ruht auf grauem Thon (mit Lette), worüber dann Basaltgeröll liegt. 1704 d. 6./8. beurkundet es Herzog Johann Wilhelm von Sachsen Weimar. 1709 wurde der erste Stollen angelegt und ein Bergcollegium (wie von Schultes angiebt) in Eisenach errichtet und viele Hundert Fuder abgeschwefelter Braunkohle nach Kupfersuhl b. Möhra zu einem Kupferprobeschmelzen abgeschickt etc. 1713 – 24 kam das Werk an eine Gewerkschaft in Schmalkalden; 23 000 Stutz Kohlen kamen dorthin an das Salz- u. a. Werke. Von 1727 bis 1741 ließ man die Zeche ruhen; dann betrieben andere Gewerkschaften, (1766 z. B. Appellationsrat Trier aus Leipzig), auch 1782 die herzogl. Kammer zu Weimar das Unternehmen. 3 Schachte gingen auf die Kohle nieder; jährl. wurden an 10 000 Stutz (à 1 Ctr.) gefördert. 1804 waren nur 1 Steiger und 4 Bergleute tätig. Später hob sich das Werk wieder, zumal 1840 – 1866. Nun verkaufte der Staat das mit neuen Stollen und neuen massiven Gebäuden hergerichtete Etablissement. Ein stärkerer Wechsel von Unternehmern und große Unterbau-Reparatnren sind wohl die Folgen vom jetzigen Stillstand des Kohlenwerkbetriebs geworden; der dabei noch vorhandene Oekonomie- und Hausbesitz ist aber immerhin geeignet, mindestens zu einem Luftkurorte eingerichtet zu werden, zumal die klimatische Temperatur und waldige Umgebung dazu sehr günstig ist.

Am ,,Fischbacher Umpfen“ im Zusammenhang mit Hochrain und ,,Kolben“ (627 m) läßt der „Spring“, (eine aus Tuffsteinschicht kräftig entspringende Quelle) das Gründchen hinab nach Dorf Fischbach (I. 67, II. 33) und in die Felda münden. Im wieder breiter gewordenen Tale liegt die Feldamühle vor Diedorf, (Theodorf 788, Vergl. II. 30) wo noch ein altes Schlößchen und die Rinselmühle steht, die ihren Wasserbedarf aus dem links. von Dorf Klings (Clingison 860) neben der Ruine ,,Fischberg“ abfließendem Bächlein empfängt. Frische, reine Brunnen findet man in beiden eben genannten Ortschaften! –

Spieß schreibt: ,,¼ Std. unterhalb Diedorf geschieht von S. W. aus am Nordfuß des Horbels die Einmündung des ,,Mühlwassers“ zur Seemühle; südw. höher ¾ St. ist Empfertshausen (Embricheshusen)“, bekannt durch Verfertigung von Naturpfeifenköpfen u. Cigarrenspitzen (meist aus Maßholder oder Zwergahorn). – Wir selbst haben uns überzeugt, daß zur Zeit diese Fabrikation in E. sehr vervollkommnet ist, besonders seit Gründung einer Kunstschnitzschule (1882) (- Stiftung des verst. kunstsinnigen und hochherzigen Großherzogs Carl Alexanders) – unter Leitung des Bildhauers Gieße und praktisch durch G. Möller großartig betrieben wird. – Vor etwa 60 Jahren wurde die Pfeifenschnitzerei von Ruhla aus hierher verpflanzt. (Massenhafter Versandt besteht von fein modellierten Gebrauchs-, Phantasie- und Luxusartikeln selbst in’s Ausland, so daß im Orte ein segensreicher Erwerbszweig blüht! An Stelle der kleinen hausindustriellen Werkstatt ist der Betrieb mit Motoren getreten.) – Vor einem Jahrzehnt wurde in Empfertshausen eine Parochie mit neuem Pfarrhaus eingerichtet. –

Im schmalen Schmerbachsgründchen, 10 Min. von Empfertshausen aufwärts hebt sich das kleine Dorf Andenhausen (s. II. 36 und III. 54) über dem einfachen Mühlchen in den Horizont; dagegen ist nordöstlich Brunnhartshausen, (Filial der evangel. Pfarrei Neidhartshausen) 15 Min. entfernt, in einer engen Niederung (450 m) gelegen, durch welche unter dem ,,Steinkopf“ (von Steinberg her) das ,,Dorfwasser“ fließt. Wieder nördl., 20 Min. aufwärts ist sehr sichtlich der kirch- und schullose Ort Föhlritz am Gläserberg, dessen Gipfel ein Schutzhäuschen mit hübscher Aussicht trägt. Von da ab zieht sich der waldige Höhenzug, westl. vom Feldatal, mit allmählichen Senkungen (von 671 zu 516 m) bis an den ,,Karl-Friedrichsstein“ vor Dermbach. (III. S. 50.) Am südöstl. Abstieg des „Stein“ stand bis etwa 1858 auf ödem Platze noch ein steinerner Triangel-Galgen, dessen über 5 Meter hohe, rotsandige unbeschädigte Quadersäulen mit starken Eisenstäben oben fest gespannt waren. Der Sage nach soll aber nur ein Missetäter diesem Henkerstuhle zum Tode verfallen gewesen sein. (Ein Grusel kam mir doch, wenn ich in meinen Seminarferien mitternächtlich einsam die Chaussee passieren mußte. – Bezirksdirektor Lairitz ließ den Galgen beseitigen!). Nach dieser kurzen Abschweifung wenden wir uns wieder direkt südlich und treten nach kaum 2 Stündchen in dem höher gelegenen, in seiner Front so freundlichen Zella ein; vergl. II. S. 30, III. S. 53 – 55.) Im Empfertshauser Wiesgründchen neben dem einzigen Zellaer Brunnen liegt kurz vor der Bahnstation eine Mühle (400 m), deren Wasser zur Felda läuft; diese nimmt kurz vor Neidhartshausen den Schmerbach auf. (s. Heft I. S. 14, 55, II. 27, III. 50.) Der Taufstein bei Neidhartshausen, der Sage nach eine vorzeitliche heidnische Opferstätte, soll – wie p. Spieß nacherzählt, in seiner nächsten Umgebung keine Nebel dulden, indem auch die dichtesten Massen an ihm brechen und verschwinden. Nahe bei dem ehemaligen Stammsitz der Tullifelder Gaugrafen oder der Herrschaft ,,Niethardishusen“ geht von dem Hausberg her eine Quelle in’s Tal, das etwas schmal in 20 Min. das schöne Bauerndörfchen Glattbach enthält. Die westlich vorüber führende Eisenbahn- und Chausseestrecke (unter der ,,Glattbacher Höhe“, wo 1866 die Kriegsvorposten sich Rendzvous gaben), läßt vom ,,C.-F.-Stein“ ein Bächlein nach Glattbach fließen, und östlich von da, am ,,Neubergsrücken“ ersteigt man in 10 Min. die Waldpartie Ibengarten! Nach ½ Stdch. abwärts liegt östl. von der Felda das freundliche Lindenau als größerer Weiler vor’m Lindenhof, denen beiden nahe 2 Mühlen an der Felda etwas Idyll verleihen. 15 Min. nordöstl. auf lichter Anhöhe ist Mebritz (1186 Ebenets genannt) mit etwa 45 Häusern. Dieser Ort sowohl, wie auch Glattbach Lindenau, Lindenhof und die nahen Mühlen sind neben den Dörfern Ober- und Unteralb gemischte Filiale der Parochie und des Kaplanats Dermbach. – Dieser letzt erwähnte, ½ St. von Glattbach, links einige Minuten der Felda abgelegene Marktflecken führt dem Flusse verschiedene Quellen zu. (s. Heft I. 68, III. S. 49ff, 50ff, 51ff.) Der Direktor des IV. weimarisch. Verwaltungsbezirks, der Bezirks-Schulinspektor, der Bezirksarzt haben da ihren Amtssitz; 2 Kirchen, 1 kathol. und 1 evangel., auch 2 konfessionelle, je 2 klassige Schulen hat der Ort; auch ein Bezirkskrankenhaus und eine Bezirks-Sparkasse. Justizamt und früheres Criminalgericht sind vor Jahrzehnten schon aufgehoben; Post- und Eisenbahnstation fördern den Verkehr besonders. Das zu Ende des jüngst verflossenen Jahrhunderts in D. so blühende Fabrikwesen, als Pfeifen- und Korkschnitzerei scheinen etwas geringer geworden, eine neue ausgedehnte Zuckerfabrik löste sich auf.- Nördlich, nahe bei den Dörfern Unter- und Oberalba, am südl. Fuße des „Beyers“ und an der Geisaer Straße geht der Bach ,,Albe“ von Westen her vor Hartschwinden (2 Höfe mit 2 Mühlen am forellenreichen Flusse) zur Felda; links ist ein ergiebiger Sandsteinbruch. Nach 20 Min. abwärts steht die ehemalige ,,Papiermühle“ (300 m) rechts an der Felda im Wiesengrunde, dem da 2 kl. Bäche östl. her von Urnshausen u. vom Schönsee zugehen.

Zusatz zu der Papiermühle vor Weilar!!

15 Min. abwärts sieht man freundlich gelegen das größere Dorf Weilar (Wilere 1155) mit dem v. Boyneburg’schen Schlosse; Kirche und Schulen evangelisch; außer erwähnter Papiermühle noch 1 Schneid- undMahlmühle. Zwischen Dorf und Landstraße war schon lange das sogenannte Kellerhaus ein beliebtes Restaurant. Vor diesem unterhalb des Rittergutvorwerks Beyershof, südwestl. ¾ Std. waldwegs, kommen 2 Quellen herab; neben Chaussee und Eisenbahn zieht die Felda im etwas mageren Wiesengrunde vor das Städtchen Stadtlengsfeld; (Lengesfeld 1137) am Fuße (300 m) des rechts der Felda gelegenen ,,Weinbergs“. Vergl. Heft I. S. 69, II. S. 119. Lengsfeld ist Sitz eines Amtsgerichts hatte die größte jüdische Gemeinde des Großherzogtums Weimar. Nach 1848 wurde die Bürgerschule simultan (d. h. confessionell gemischt). Tuch- bzg. Filzfabrik früher, jetzt Porzellanfabrik geben lohnende Beschäftigung.

Nunmehr schreiten wir zum Ausgang der Felda: Links derselben liegt zunächst der „Schrammenhof“ ehemaliges Rittergutsvorwerk; eine allerliebste Talpartie trifft man da an, wo am Waldessaum abendlich oft Rehe grasen. Unterhalb St.-Lengsfeld, ½ Std., berührt nun die Felda zw. dem Riemen und Salzkopf das bisher bescheidene Dörfchen Dietlas (s. Heft II. S. 118.)

Als nördl. porta. feldensis, die sich an der Werra heutiges Tags großem Gewerbe- und Industrie-Verkehr öffnet, ist die Felda durch die dasigen Kaliwerke u. a. fast ganz in den Schatten gestellt! Man muß über die rasche Ausführung der neuen Maschinen-Anlagen unbeschreiblich erstaunen. In 1 Viertelstunde hat unsere (so viel beschriebene) Felda mit nur 250 Meter überm Meeresspiegel ihr Ziel links an dem jetzt sich ausbreitenden Dorfe Dorndorf a/W. erreicht, und wir schließen, bei dem dortigen industriell-riesenmäßigen Aufwachsen von Eisenbahn und Fabriken, mit dem doch ruhigeren ,,Gebiet der Felda“ ab.

Zusatz zu der Papiermühle vor Weilar!!

Halten wir hier im Weiterlauf der Felda einmal an, so finden wir ostwärts ein kleines Nebental, von dessen Ausgang bis Anfang gut 1¾ Stunden zu gehen sind, und welches zwischen dem Ostabhang des bewaldeten ,,Neubergsrücken“, dem Nordabstieg des ,,Hohenasch“, dem kahlem Berggelände des „Roßbergs“ mit dem Roßhof und mit dem 537 m hohen „Nebelberg“ ein besonderes Quellenbecken bildet. Dessen Zuflüsse bestehen 1. westl. aus einem kl. Bache aus der ,,Hohenasch“-sohle, 2. östl. aus einem starkem mit Nebenquelle, der eine Mühle südl. vor dem Dorfe Wiesenthal treibt. Das von hier nach Norden abfließende Gewässer, westl. am schroffen Horn, vor dem die ,,Hormühle“, 400 m, von Osten her nach aus einem kl. Weiler Zugang ausnimmt, heißt „die Wiesenthal“. Das Pfarrdorf Wiesenthal liegt am Wege von Dermbach nach Roßdorf in einer Talschlucht zwischen rotem Sandstein; früher mehr als jetzt hatten die dortigen Gipsmühlen für die Landwirtschaft im IV. Verwaltungsbezirk großen Absatz. (Der Volkswitz sagte ehedem von W.: ,,da sind die Äcker gar zu schmal, und die Wiesen gar zu kahl!“, welches Wort aber seit der Felderseparation nicht mehr zutrifft.) Wiesentaha 1183, Wissenthal 1186; hatte 5 Mühlen! 1846.

Südöstl. von Wiesenthal, in nassen Wiesen ist seit einem bis 2 Jahrzehnt ein Oekonomiehof – als ,,Roßdorfs-Vorwerk“ erbauet, den die Leute Friedrichshof“, die Karten v. H. aber ,,Friedrichstal“ nennen. Auf dem Friedhofe an der Kirche von W. sind auch gemeinsame Grabstätten aus dem 1866’r Gefechte am ,,Nebel«. –

Spieß widmet dem Nebel(berge), 537 m über der Ostsee, noch folgende Schilderung: ,,Zwischen den Fluren Roßdorf und Wiesenthal steht er ganz isoliert da, ist rückenförmig, oben etwas abgerundet, nach Norden und Westen bewaldet, unten mit Feld bestellt, ein Kalkflötzberg mit basaltiger Spitze. In dem Innern des Berges soll es jedesmal vor einem Gewitter arg brausen.“ – (Nebel, Horn und Stopfelskuppe (616 m) bilden Wasserscheide zw. Felda- und Rosatal. (vergl. Heft III. S. 83. – IV. S. 5).

Der Horn, 593 m, ziemlich inmitten der ¾ stünd. Strecke Wiesenthal – Urnshausen, ohne besondern Zusammenhang mit einem Gebirgszuge, mehr isoliert, nur zur Hälfte dem Feldagebiet angehörend, ist wenn auch nicht ganz so schrecklich wie man durch den Namen vermutet, wirklich doch ,,grotesk«, wunderlich gestaltet. Spieß schreibt: ,,er steigt schroff über dem rechten Ufer der stillen „Wiesenthal“ auf, besteht auch aus Flötzkalk (wie sein Nebelnachbar) hat aber auf dem Scheitel mehr Basalt, die Hornspitze und der Westabhang sind bewaldet. Nach Osten dehnt sich sein kahler Rücken lang, schnabelförmig aus, fast ½ Std. bis gegen Roßdorf, und hat besonders südlich äußerst steilen Abhang. Die Stirn des Hornkopfs, dem Feldagebiet zugekehrt, zeigt 2 hörnerartige gleiche, durch Bergsattel verbundene Spitzen. Außer dem Blick aufs Feldatal hat man vom ,,Horn“ ostwärts einen Ausblick bis zum Schneeberg, ja bis zum ,,Ochsenkopf“ des Fichtelgebirgs. Über den aus Muschelkalk bestehenden langen Rain führt die Fahrstraße von Urns- und Bernshausen nach dem Marktorte Roßdorf.

Urnshausen (vergl. Heft I. 14, 68) mit schöner, nach dem Brande v. Mai 1865 neuerbauter Kirche, 2 Schulen, hat eine Ober-, Mittel- und Untermühle (1846 nur 126 Häuser u. 688 Einwohner), eingeschult ist Hartschwinden, im Ephoriebez. Dermbach. Die Flur ist im Allgemeinen fruchtbar. Nach Osten 20 Minuten liegt das Meiningische, ebenfalls evangelische kleinere Dorf Bernshausen, wo (nach Spieß) in alter Zeit das adelige Geschlecht ,,von Bernshausen“ (Burgleute zu Salzungen) ansässig war. (Die Wüstung Berlthausen s. Heft I. 20). Von Bernshausen her kommt nach Urnshausen ein Wässerlein, das seinen Ursprung aus dem ,,Bernshäuser See“ hat; dieser, auch Grün’sloch, ,,grüne Kutte“ genannt, westl. von der Stoffels- od. Stopfelskuppe, im offenen Felde, ruht in einem fast zirkelrunden Felsenkessel, nur nach Westen geöffnet, dessen Wände nicht steil und aber von einem aus Erlen, Birken, Eichen und wilden Kirschen verschlungenen Kranze geschmückt sind. (n. Spieß): Der See faßt 17¾ Acker. (400 m). Das Wasser ist dunkelgrünlich; „unergründlich tief, bis 80 Klftr. noch ohne Grund“ sagt man; es duldet der Spiegel aber kein Laub, keinen Schleim und dergl. auf sich; das Wasser ist also rein, aber auch kalt, Sommer und Winter sich gleich. Einen Zufluß zum See sieht man nicht. Dr. Schneider empfiehlt die Partie allen Touristen. – Rhönführer Spieß erzählt noch: „Es wagt sich Niemand auf den Wasserspiegel; (schade, daß kein Kahn angebracht wird); angeblich halten sich nur Hechte im See auf. Die Sage geht: ,,3 Brüder stritten und zankten sich um eine schöne Wiese, und die Mutter verwünschte dieselben; da versank plötzlich das Grundstück nebst den uneinigen Brüdern. – An dem Tage, da Lissabon vom Ocean zerstört wurde, soll der Bernshäuser See sehr unruhig gewesen sein.“ – Eine Viertelst. unter Urnshausen münden noch einige kleine frische Wiesgründchen in „die Wiesenthal“; eins heißt Weckemilch; das letzte kommt aus dem 389 m gelegenen Schönsee (,,Schörnsee“); dieser ¾ Std. nördl. von Bernshausen, im Walde, 15 Acker haltend. Die hoch aufsteigenden Ufer haben mächtige Laubholzbäume. Der See liegt am Westfuße des ,,Bleß“, nordöstl. von Urnshausen in dessen Flurmarkung, in tiefem Walddunkel ruhend; sein Wasser ist ebenfalls dunkelgrünlich glänzend, angeblich auch unergründlich, soll nicht nur mit der ,,grünen“ und mit der ¾ Std. südöstl. entfernten „Roßdorfer Kutte“, 385 m, sondern selbverständl. auch mit dem an 3 Std. nördl. und 114 m tiefer liegenden Salzunger-See (359 m) in unterirdischer Berührung stehen. –

An wunderbaren Sagen und Märchen dieser und später „von uns“ erwähnt werdenden kleinen Landsee’n fehlt es natürlich nicht! Namentl. kann der „alte“ Heusinger und Bechstein, neuererzeits auch der blinde Wucke darin vieles bieten etc. Spieß erzählt besonders noch: »Es soll ein Schloß im Schönsee versunken sein (vergl. Heft III. S. 48). Wenn von Nordwest ein kühler Wind die Wellen leicht bewegt, spuken in nächtlicher Weile die Geister derer umher, die als lebensmüde Seelen Ruhe im See gesucht haben!“ – 1849 (bei dem starken Marsche preußischen Militärs n. Baden wurde mir von mehreren (in Oechsen) bei mir einquartierten Soldaten als gewiß berichtet, daß ein kühner Husar, wenn auch gewarnt, sein Pferd in den Schönsee geritten, beide aber sofort in der Tiefe den Tod gefunden hätten. – Zum Fang der fetten Karpfen und für furchtlose Ruderer findet man am Gestade des See’s einen Kahn liegen.


aus
C. E. Bach
„Im Tullifeld“
Eine historisch-landschaftliche Umschau in engerer Heimat
– der Vorderrhön –


[1] Lengsfeld hatte früher außer 1 Wassermühle bis 1842 die einzige Windmühle im Tullifeld.

[2] Die Basaltschlägerei ist vor einigen Jahren auf den Öchsen verlegt worden.


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– nach Themen sortiert –


 

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