Die Burg Nithardishusen

An und auf einem Bergrücken, auf dem südlichen Neubergsvorsprung war der Stammsitz des uralten Geschlechts der Edlen von Nithardishusen. Unmittelbar über dem nördlichen Teile von der Hausbergsebene, nördlich vom „Taufstein“ ragte die Veste (etwa 560 m über dem Spiegel der Nordsee) empor. Krause, ehedem Pfarrer im nahen Fischbach, beschreibt in seinem „Erpho von Nithardishusen“ ganz anziehend die alte Burg; entnehmen wir daraus Einiges: „Der Burg gegenüber liegt das Dörfchen Föhlritz, einem Schwalbennestchen gleich, am Gläserberge; nördlich hin liegt der „Beyer“, und an den Neuberg lehnt sich nach Osten hin der „hohe Asch“.

Die Burg war in ein Ober- und in ein Unterhaus geschieden, dieses nach Osten, jenes nach Westen gelegen, beide durch tiefe Gräben von einander abgesondert. Die Burg Nithardishusen war für jene Zeit ein stattlicher Bau aus mächtigen Basalten und Stämmen riesiger Buchen errichtet, bestand aus einer geräumigen Halle nebst etlichen Kammern, in denen Waffen und Trinkgefäße an den Wänden prangten. An diese eigentliche Burg schloß sich das Frauenhaus an, worin die Burgherrin und die übrigen Glieder des „Spillmagens“ (die weiblichen Familienglieder) sich mit Spinnen, Waschen, Kochen u. a. m. beschäftigten. Auf der andern Seite der Burg waren die Wohnungen der „Liti“ (Burgleute) und etlicher Sklaven; teilweise in den Felsen eingehauen waren die Keller mit dem Meth . . . Die Dynasten von Nithardishusen hatten seit Jahrhunderten die Burg inne, und große Besitzungen im Ulsterthale bis nach Roßdorf waren ihr unbestrittenes Eigentum; groß war die Zahl der Bauern ihrer Dörfer. Weit reichte ihr Jagdgrund in die buchonische Wildnis; hinein. Erpho, der edle Burgherr von Nithardishusen, war ein kühner Reiter mit blondem Haar, das er nicht nach chattischer Weise kurz geschoren und am Scheitel in einen Knoten zusammengebunden, sondern nach Frankensitte lang herabwallend trug. Er war alleiniger Herr der Burg und des Allods (erbbaren Eigentums). Nithardishusen war ein Sonnenlehn, d. h. kein Mensch, kein Herzog und kein König hatte es den Edlen von Nithardishusen verliehen, sie trugen es seit unvordenklichen Zeiten; nur Wuodan, der große Gott der Sonne war ihr Lehnherr. – Erpho hatte eine Gattin namens Jora, Tochter des Edlen Popo von Henneberg, aus fränkischem Stamme, ihre Mutter hieß Jutta. Jora war aufgewachsen bei Kinderspiel und emsiger Arbeit, erfahren an der Spindel, in Küche und Keller, in Verfertigung von Kleidern, in Bereitung des Meths und auch geübt in Gesang, – eine Zierde des Grabfeldes. Siofna, die Göttin der Liebe, hatte Erphos Herz ihr zugewandt. Erphos ältester Sohn hieß Nithard, sein Bruder Manton und ein jüngerer Megingotz, das Töchterchen auch Jora. Sein eigener Bruder Egon, der im Kampf, mit einem wilden Eber um einen Arm gekommen, also nicht mehr kampf- und turnierfähig war, hatte die Burg Fischbergk zum Insitz und zur Bewachung übernommen. 745 (so erzählt Krause weiter) naht ein Zug Reiter, die Edlinge von der Tann. Diese konnten ihre Abstammung nicht, wie die von Nithardishusen und von Henneberg, von den Göttern selbst ableiten, waren aber bei den Edlen vom Tulli- und Grabfeld wohlgelitten, tapfere „Kämpen“, Jäger und Trinkhorn-Genossen, auch wohlbegütert im Ulstergrund. Bald kamen auch das Felderthal herauf mit lautem Hussah und Halloh die Edlen von Craynbergk, die Edlen von Frankenstein und die von Boimenburc (von Boyneburg), die auch im Tullifeld angesessen und gern da auf der Jagd waren.“

Da urkundlich 829 n. Chr. schon ein „Nidhart“ genannt wird, so nimmt man denselben als Gründer und Erbauer der Burg Nithardishusen an. Im Henneberger Urkundenbuch (I. Teil) kommt ein Erpho (II.) de Nithardishusum als Zeuge einer Urkunde des Abts Heinrich von Hersfeld unter dat. 1137. Septb. 13. vor. Ein Erpho oder Erf, der bereits 1116 in der Geschichte auftritt, ist wahrscheinlich derselbe und zwar derjenige, von dem Heim meidet, daß er „schöne Länder“ besessen habe, d. h. wohl Güter: Kaltennordheim und Fischbergk, im Fuldaischen Raßdorf, Schenklengsfeld (bei Hünfeld) und Auersberg. Er habe eine Gemahlin namens Lucardis gehabt und mit ihr wie in gar gutem Vernehmen auch mit Bischof Otto I. zu Bamberg 1136 das Kloster „zur Buchen“ (Zella) gestiftet, oder doch zu einem Nonnenkloster erweitert.

Kronfeld giebt an: „Die Adelsfamilie derer von Nithardishusen erlosch schon im nächsten Jahrhundert mit Heinrich und Friedrich von Nithardishusen, welche 1268 zum letztenn1al genannt werden; die Burg kam bereits 1214 an das Stift Fulda, zerfiel mit der Zeit und hat keine Ruine, auch keine Spur hinterlassen.“ Es darf angenommen werden, daß die Herren von Frankenstein Erben derer von Nithardishusen gewesen sind und daß die Burg Tann vorher auch, wie Auersberg, denen von Nithardishusen gehört hat. Heim berichtet: der ältere Otto von Botenlaube, Sohn Poppo’s XII., habe die einzige Tochter des reichen Albrecht von Hiltenburg (Adelheid) als Gemahlin gehabt; bei Otto’s Ableben seien dessen Dorfschaften an seine Anverwandten, an die von Nithardishusen, und von diesen wieder an Henneberg als nächste Anverwandtschaft gekommen. – Nach Schannat’s Buchonia ist noch zu bemerken, daß bis 1330 die Wildbahn u. a. m. der Frankenstein-Nithardishusener Edlen Hersfeldisch Lehn war. In der Kirchen-Chronik der Pfarrei Neidhartshausen (1821 von Pfarrer J. W. Theuer begonnen) steht Folgendes zu lesen: „Die Benennung des Dorfes Neidhartshausen, oder Niedershausen, hat einen doppelten Ursprung. a., Neidhartshausen rührt her von dem ersten Bewohner Namens Neidhardt b., Niedershausen kommt her von den beyden ehemaligen kleinen Schlössern, deren eins oben auf dem sogenannten Neuberge nach der Morgenseite gelegen, wo die Vertiefung der Wallgräben zu sehen ist, und der Hügel worauf das kleine Schloß gelegen hat, bis jetzt das Oberhäuschen genannt wird; das andere Schloß, die Burg genannt, oder das Unterhaus, welches bey dem Dorfe auf einer Anhöhe gegen Morgen stand, welcher Platz noch jetzo die Burg benannt ist. Beyde Schlösser sind dem damaligen Grafen Erpho von Nithardishusen zuständig gewesen.“


aus
C. E. Bach
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– der Vorderrhön –


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