Johann Pachelbel: Alle Menschen müssen sterben

Plötzlich müssen die Leute sterben und zu Mitternacht erschrecken und vergehen; die Mächtigen werden weggenommen nicht durch Menschenhand [Hiob 34,20].

Ein beeindruckendes Variationenwerk über den Choral „Alle Menschen müssen sterben” von Johann Rosenmüller. Er ist im „Neu Leipzig Gesangbuch” (NLGB) 1682 von Gottfried Vopelius als Nr. 383 unter „Tod und Sterben” überliefert, gilt aber nicht als Hymne für einen bestimmten Sonntag des Kirchenjahres.  In Variation 1 wird die Melodie leicht verziert, und in den Begleitstimmen werden grundlegende Imitationsmuster verwendet. Eine aufwändigere melodische Ornamentik wird in Variation 2, begleitet von längeren Notenwerten, angewandt. In den nächsten vier Variationen wird die ursprüngliche Melodie unverändert übernommen, begleitet von Passagen mit kürzeren Notenwerten, die manchmal einen imitativen Kontrapunkt bilden. Variation 7 ist die chromatische Variation dieser Partitensammlung; es folgt die energetische zweiteilige Variation 8, die auf parallelen Terzen basiert, die in rasanten Passagenläufen angeordnet sind.

Ich habe diese Komposition mit Samples der Rieger-Orgel im Konzerthaus Wien eingespielt. Ausführliche Informationen zum Leben von Johann Pachelbel findet der Interessierte in meinem Beitrag „Johann Pachelbel: Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“.

Man sollte das Stück bei maximaler Lautstärke (mit guten Kopfhörern) aber nicht bei Zimmerlautstärke mit schwachbrüstigen Lautsprecherboxen anhören – eben analog der Lautstärke, in der man es auch in der Kirche zu hören bekommen würde.

Der Notensatz als PDF

Der Text des Chorals:

Choral
Alle Menschen müssen sterben,
alles Fleisch ist gleich wie Heu;
was da lebet, muß verderben,
soll es anders werden neu.
Dieser Leib, der muß verwesen,
wenn er anders soll genesen
zu der großen Herrlichkeit,
die den Frommen ist bereit‘.

Partita 1
Drum so will ich dieses Leben,
weil es meinem Gott beliebt,
auch ganz willig von mir geben,
bin darüber nicht betrübt;
denn in meines Jesu Wunden
hab ich nun Erlösung funden,
und mein Trost in Todesnot
ist des Herren Jesu Tod.

Partita 2
Jesus ist für mich gestorben,
und sein Tod ist mein Gewinn.
Er hat mir das Heil erworben;
drum fahr ich mit Freuden hin,
hin aus diesem Weltgetümmel
in des großen Gottes Himmel,
da ich werde allezeit
schauen die Dreifaltigkeit.

Partita 3
Da wird sein das Freudenleben,
da viel tausend Seelen schon
sind mit Himmelsglanz umgeben,
dienen Gott vor seinem Thron;
da die Seraphinen prangen
und das hohe Lied anfangen:
„Heilig, heilig, heilig heißt
Gott der Vater, Sohn und Geist.“

Partita 4
Da die Patriarchen wohnen,
die Propheten allzumal,
wo auf ihren Ehrenthronen
sitzet der zwölf Boten Zahl,
wo in so viel tausend Jahren
alle Frommen hingefahren,
da wir unserm Gott zu Ehrn
ewig Halleluja hörn.

Partita 5
O Jerusalem, du schöne,
ach wie helle glänzest du!
Ach wie lieblich Lobgetöne
hört man da in sanfter Ruh!
O der großen Freud und Wonne:
jetzo gehet auf die Sonne,
jetzo gehet an der Tag,
der kein Ende nehmen mag!

Partita 6
Ach ich habe schon erblicket
alle diese Herrlichkeit;
jetzo werd ich schön geschmücket
mit dem weißen Himmelskleid
und der güldnen Ehrenkrone,
stehe da vor Gottes Throne,
schaue solche Freude an,
die ich nicht beschreiben kann.

Partita 7 und Partita 8 haben keine Entsprechung im Text des Chorales.

(Ewigkeitslied, Autor: Johann Rosenmüller (1620 – 1684))

Meine Version mit Samples der Rieger-Kloss-Orgel der Mathiaskirche in Budapest kannst du dir in diesem Video anhören.

Eine meines Erachtens weniger gelungene Einspielung mit Samples der Riegerorgel im Konzerthaus Wien kann sich der daran Interessierte in diesem Video anhören.

 

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