J. S. Bach: Präludium und Fuge e-Moll BWV 555

00:00 Präludium
01:21 Fuge

eingespielt mit Samples der Rieger-Orgel im Konzerthaus Wien.

Präludium und Fuge e-Moll BWV 555 sind vom Charakter her das kleinere Pendant zum großen Schwesterwerk in dieser Tonart, BWV 548. Die Leidenstonart e-Moll, verbunden mit einer durch Synkopen gesättigten Deklamation und Chromatik, erweckt den Eindruck eines Klagelieds.
Auch die Fuge greift diesen ‘durezza’-Stil auf. Dieser Begriff bezeichnet das Abweichen von bestimmten Tonsatzregeln (‘durezza’ = Härte) durch Dissonanzen, die unvorbereitet eingeführt werden, und ähnliche Mittel zur Steigerung des Affekts. Auch die Chromatik zählt dazu. Bereits das Thema der Fuge e-Moll weist eine chromatische Linie auf; dies führt im mehrstimmigen Satz zu einem Reichtum an harmonischen Fortschreitungen. Von allen acht ‘kleinen’ Fugen ist (trotz mancher Ungeschicklichkeiten) die vorliegende formal am vollkommensten ausgearbeitet; sie zeigt Künste der Fugenkomposition, wie zum Beispiel
Themenumkehrung, Erweiterung und Engführung. Interessant ist auch das auskomponierte Ritardando: Die beiden letzten Takte sind im 3/2- statt im 3/4-Takt notiert.

Allgemeines über die Sammlung Acht Präludien und Fugen BWV 553 bis 560 ist im Blogbeitrag Acht kleine Präludien und Fugen (BWV 553–560) zu lesen.

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