Dieterich Buxtehude: Ciacona e-moll, BuxWV 160
Buxtehudes „Ciacona e-moll BuxWV 160” habe ich mit Samples der Riegerorgel im Großen Saal des Konzerthauses Wien (Vienna Konzerthaus Organ) eingespielt.
Von den beiden Ciaconen zeigt die in e-moll den regelmäßigsten Aufbau. Über dem ausdrucksvollen fallenden Bassthema
baut Buxtehude eine Serie von Variationen — einunddreißig an der Zahl — auf, in der das Echoprinzip vorherrscht. Wenn auch die Aufgliederung in verschiedene Abschnitte nicht so eindeutig ist wie in der Passacaglia BuxWV 161, lässt sich gleichwohl auch hier ein gewisser Aufbauplan erkennen. Im ersten Teil (T. 1—53) werden die Variationen wie folgt gruppiert: 2+2+2+2+ 2 + 1 + 2, im zweiten (T. 53—93) 2 + 2 + 2 + 2 + 2 und im dritten (T. 93 —125) 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 2.
Roth nimmt folgende Einteilung vor:
I Var. 1—10, II Var. 11—23, III Var. 24—31. Gegen diese Gliederung ist ein- zuwenden, dass die mit Var. 9 begonnene Sechzehntelbewegung sich über Var. 11 fortsetzt. Es wäre demnach natürlicher, den Beginn des zweiten Teiles mit Var. 12 anzusetzen, da Var. 11 vollständigen Kadenzschluss ohne Überbau der Zäsur macht (T. 45). Es würde dann eine gewisse Analogie zum ersten Teil vorliegen (Var. 1 = Var. 12). Zu beachten ist jedoch, dass diese Ciacona in ihrem Aufbau keine fortschreitende rhythmische Steigerung zeigt. Es kommen gewisse Partien hinzu, die als Entspannung dienen und damit zur Steigerung der Intensität in einem folgenden Abschnitt.
Nach einem solchen Prinzip wäre der Aufbauplan folgender: I. Sukzessive rhythmische Steigerung mit Höhepunkt in Var. 9—10, beginnende Entspannung in Var. 11 und vollständige Entspannung (= Anfang) in Var. 12—13. II. Sukzessive Steigerung bis Var. 18—19, Var. 20—21 beginnende Entspannung, weitere Entspannung Var. 21—22. III. Rhythmischer Höhepunkt der Ciacona.
zitiert aus
Josef Hedar:
„Dietrich Buxtehudes Orgelwerke“,
Frankfurt a. M., 1951, S. 78-79]
Die Ciacona BuxWV 160 habe ich bereits Juni 2015 im Beitrag Buxtehude: Chaconne e-moll BuxWV 160 mit Samples der historischen Orgel in Forcalquier eingespielt.