Babelsberg zum Zweiten

Ich habe den Galerien Neuer Garten und Park Babelsberg heute neue Bilder hinzugefügt. Dabei ist mir aufgefallen, dass zu einigen Bildern des Parks Babelsberg keine Erläuterungen bei Wikipedia zu finden sind, daher habe ich aus der Broschüre Der Park Babelsberg von 1984 (Autor: Heinrich Hamann) die Geschichte des Parkes kopiert und füge sie nun hier ein.

Die Geschichte des Parkes Babelsberg

In einer Kaufurkunde aus dem Jahre 1442 finden wir zum ersten Mal das Gelände des Babelsberger Parkes verzeichnet als „Buberow mit dem Holtze drauf“. Die unterschiedlichsten Bezeichnungen sind in der folgenden Zeit zu finden, wie Baberow, Babertsberg, Pavelberg, Babelberg, Baberberg, Pabelsberg und Baberg. Eine eindeutige Klärung des Inhalts dieses Namens konnte bisher nicht erreicht werden.

Die Ableitung von dem Worte Bober (Biber), die Biber waren noch in der Zeit Friedrichs II. dort angesiedelt, gilt jedoch als die wahrscheinlichste. Auch die in der Mark häufig vorkommende Bezeichnung von Seen, Bergen oder Wäldern mit Buberow bzw. Boberow kann für die Deutung mit herangezogen werden.

Mit der Errichtung des Lustschlosses Glienicke durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620-1688) entstand auf dem waldbestandenen Babelsberg ein eingezäunter Tiergarten. Der erste preußische König Friedrich I. (1657-1713) ließ das Wild jedoch auf die Insel Potsdam umsiedeln und löste den Tiergarten auf. Unter Friedrich II. (1712-1786) befand sich der Babelsberg im Besitz des Staates, während die Randgebiete größtenteils Privateigentum waren. 1753 erteilte

Friedrich II. an den Hofrat Rehnitz die Konzession zur Errichtung einer holländischen Wind- und Schneidemühle, die etwa an der Stelle des heutigen Flatowturmes stand. Zu diesem Zwecke wurde 1755 ein Gelände von 12 Morgen eingezäunt und der dort befindliche Baumbestand gefällt. Das anfallende Bauholz reichte aus, um die Windmühle errichten zu können. Trotz des Protestes der Gemeinde Neuendorf beim König – die Einzäunung des Grundstücks versperrte den Zugang zur Viehtränke an der Havel — erfolgte im Herbst 1756 die Fertigstellung.

Friedrich II. ließ auch den Schutz der Biber aufheben. Durch die daraufhin einsetzende rücksichtslose Verfolgung der Tiere waren diese hier bald nicht mehr anzutreffen.

Während der Besetzung Potsdams durch französische Truppen von 1806 bis 1813 verringerte sich der Baumbestand auf dem Babelsberg beträchtlich. Die schönsten und kräftigsten Eichen wurden niedergehauen. Auch die Einwohner von Nowawes versorgten sich mit Brennholz aus diesem Gebiet. Nach 1814 begann die Aufforstung des Geländes mit Kiefern, die jedoch auf Grund der schlechten Bodenverhältnisse nicht gedeihen wollten. Deshalb konnten sich die Stockausschläge der gefällten Eichen wieder gut entwickeln, die in der Form als große Büsche bei der späteren Gestaltung des Parkes eine wesentliche Rolle spielen sollten.

Prinz Wilhelm (1797-1888), der Zweitälteste Sohn des Königs Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) und der Königin Luise (1776-1810) lernte den Babelsberg mit seinen schönen Aussichten von den Höhen schon 1811 während eines Manövers der Potsdamer Garnison beim Bau einer Schanze das erste Mal kennen. Zehn Jahre später nahm ihn die vorzügliche Aussicht von der Höhe anlässlich einer Truppenübung am Ufer der Havel erneut gefangen.

Als 1825 die Tapetenfabrik in Glienicke, das ehemalige Lustschloß des Kurfürsten Friedrich Wilhelm verkauft werden sollte, wurde vom Prinzen, gemeinsam mit seiner Jugendliebe Elisa von Radziwill (1803-1834) – die er aus Standesgründen jedoch nicht heiraten durfte — der Gedanke gehegt, das Gelände zu erwerben. In einem Brief der Prinzessin Elisa aus dem Jahre 1825 finden wir darüber folgende Bemerkung: ,,Es soll jetzt vis-à-vis von Glienicke die Tapetenfabrik verkauft werden, das wäre eine charmante Aquisition; Haus und Garten in modernen und wohnlichen Stand versetzt, die gegenüberliegenden Babelsberge als Park, wohin eine Fähre über das Wasser etabliert würde, könnte ein Ganzes werden, was Glienicke den Rang streitig machte …“.

Der Kauf wurde jedoch nicht getätigt. Statt dessen entstanden 1826 erste Entwürfe für ein Schloss auf dem Babelsberg. Da diese in der Ausführung dem König als zu groß und zu kostspielig erschienen, erfolgte keine Bewilligung.

Anlässlich des Geburtstages Friedrich Wilhelms III. am 3. 8. 1828, den die königliche Familie auf der Pfaueninsel und in Klein Glienicke beim Prinzen Karl (1801-1883) feierte, konnte der ebenfalls anwesende Gartendirektor Lenné den Prinzen erneut für die Schönheit des gegenüberliegenden Babelsberges begeistern.

Nach der Heirat des Prinzen Wilhelm mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811-1890) im Jahre 1829 wurde die Forderung nach einem Besitztum auf dem Babelsberg immer dringender an den König gestellt. In einem Brief vom 25. 7. 1829 an seine Schwester Charlotte (1798-1860), die mit dem Zaren Nikolaus I. (1796-1855) verheiratet war, schrieb der Prinz Wilhelm: ,,Gestern war Tee auf dem Babelsberg, wo denn gehörige Luftschlösser für mich gebaut wurden; ich werde doch noch einen Sturm auf die Majestät wagen, denn das Projekt kann wegen der herrlichen Lage gar schön werden.“

Im Jahre 1833 gab der König endlich die Einwilligung zur Errichtung eines Schlosses. Vom Gelände auf dem Babelsberg wurde im gleichen Jahr ein Terrain von etwa 72 ha abgesteckt, eingezäunt und dem Prinzen in Erbpacht übertragen. Dieses Gebiet war aber durch die zahlreichen Privatgrundstücke, besonders am Wasser, für die Gestaltung eines Parkes noch nicht vollkommen. Erst in den folgenden Jahren konnte durch Schenkungen des Königs und den laufenden Ankauf weiterer Grundstücke eine einheitliche Fläche geschaffen werden, die sich nun von der Glienicker Allee bis zur Havel erstreckte. Darunter befanden sich auch die holländische Windmühle und ein Weinberg unterhalb der Windmühle mit einem Winzerhaus. Bis 1846 war der Grundstückserwerb vorerst abgeschlossen. Das so erreichte Terrain erhielt eine neue Einzäunung, versehen mit drei Zugängen.

Nach der Tätigung umfangreicher Geländeankäufe 1865 im Süden konnte sich der Park in der Ebene bis nach Nowawes ausdehnen. Entsprechend den Wünschen des Besitzers, „störende Anlagen“ in der Nähe des Babelsberges zu vermeiden, erfolgte auch der Ankauf von unmittelbar an den Park grenzenden Privatgrundstücken.

Eine weitere Fläche von 12 ha jenseits der Allee nach Glienicke kam 1875 aus dem staatlichen Forstbesitz durch einen Pachtvertrag hinzu, wurde jedoch 1912 zum Bau einer Sternwarte wieder zur Verfügung gestellt und ist nicht mehr Bestandteil des Parkes.

Erst 1903 fand durch den Austausch eines Grundstücks in Glienicke gegen eine Fläche zwischen dem Park und dem neu erbauten Teltowkanal der Erwerb neuen Besitzes seinen Abschluss.

Der Park

Die Anlage eines Parkes auf dem Gelände des Babelsberges kam den Vorstellungen Lennés sehr entgegen. Bei seinem großen Ziel, die gesamte Umgebung Potsdams künstlerisch zu gestalten, stellte ganz besonders dieses Gebiet eine wichtige Verbindung im Rahmen der die Stadt umgebenden, reizvollen Höhenzüge dar. Auf Grund des hügeligen Geländes mit einem 48 m aufweisenden Höhenunterschied von der Havel bis zur höchsten Erhebung war es möglich, durch Aussichten von den verschiedenen Höhen die weite Umgebung in den Park mit einzubeziehen.

Einen ersten Plan für die Gestaltung des Geländes legte Lenné zu Beginn des Jahres 1833 vor. Auf diesem gehen von dem im Mittelpunkt vorgesehenen Schloss Radialwege in alle Himmelsrichtungen, die in einen fast an den äußeren Grenzen verlaufenden Rundweg münden. Während auf den freien Flächen zahlreiche Einzelbäume verzeichnet sind, begleiten dichte Baumpflanzungen die Wege. Neben Sichten nach Süden und Nordosten öffnet sich der breite vom Schloss zur Havel abfallende Hang der Landschaft. Dieser nicht ausgeführte Plan ist heute nicht mehr vorhanden.

Schon vor der Übergabe des Babelsberges an den Prinzen Wilhelm im September 1833 ließ Lenné bereits im Frühjahr des gleichen Jahres dort erste Pflanzungen durchführen und das Terrain durch Wege erschließen.

Mit der Errichtung des Schlosses konzentrierten sich seine Arbeiten zunächst auf die Verschönerung dessen Umgebung.

Aus dem Jahre 1835 existiert ein Plan Lennés über die Anlage eines Blumengartens, des sogenannten Pleasuregrounds, in einem sanft schwingenden Tal seitlich des Schlosses. Die Gestaltung der lang gestreckten Fläche war mit vielen kleinen Strauchgruppen, Beeten und Bäumen vorgesehen. Am westlichen Ende des in großen Teilen von Lenné ausgeführten Pleasuregrounds bildete eine Anlage mit Blumenbeeten, die in Form von Lilien und Kreisen um ein rundes Mittelbeet angeordnet waren, den Abschluss.

Auch den breiten Hang, der sich vom Schloß zur Havel erstreckte, galt es zu gestalten. Nach Verhandlungen mit dem Prinzen Wilhelm erfolgte am Ufer des Tiefen Sees die Ausschachtung eines Bootshafens.

Unter Lennés Anleitung entstand ein sparsames, aber sehr gut durchdachtes Wegenetz, auf welchem der Spaziergänger zu jenen Stellen geführt wurde, die zum Teil noch heute weite Ausblicke in die Umgebung gewähren.

So reizvoll diese Arbeit für Lenné gewesen sein mag, war sie doch nicht von dem gewünschten Erfolg gekrönt. Die geringen finanziellen Mittel aus der Privatschatulle des Prinzen gestatteten es nicht, eine Parkanlage zu schaffen, die den Ansprüchen des Prinzen und Lennés hätte genügen können. Hinzu kam, dass eine Vielzahl der gepflanzten Bäume – in erster Linie Ahorn, Birken, Rotbuchen, Linden, Pappeln und Robinien — und zahllose Ziersträucher auf Grund ungünstiger Witterungsbedingungen, die sich bei dem größtenteils diluvialen Sandboden des Babelsberges (11) und einer fehlenden Bewässerung besonders katastrophal auswirkten, bald wieder eingingen und neu gepflanzt werden mussten.

So konnten Neuanlagen in den folgenden Jahren kaum noch durchgeführt werden. Als Lenné 1839 die Mitteilung erhielt, dass der für dieses Jahr bereits bewilligte Betrag von ohnehin nur 788,22 Talern doch nicht zur Verfügung stand, ergaben sich für ihn kaum noch Arbeitsmöglichkeiten. Mit der Eingliederung einer 37 Morgen großen Forstparzelle in den Park, die der Prinz Wilhelm 1841 vom König als Geschenk erhalten hatte und der Pflanzung von 120 Bäumen im Winter 1841/42 war seine Tätigkeit für den Park Babelsberg beendet. Neben den finanziellen Schwierigkeiten dürften aber auch unterschiedliche künstlerische Auffassungen zwischen dem Prinzenpaar und Lenné mit zur Einstellung seines Schaffens beigetragen haben.

Eine Veränderung der Situation trat 1840 ein. Nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV., dessen Ehe kinderlos geblieben war, erfolgte die Ernennung des Prinzen Wilhelm zum Thronfolger. Die bisher geschaffenen Schloss- und Parkanlagen entsprachen nun bei weitem nicht mehr den gestiegenen repräsentativen Pflichten und Ansprüchen des Prinzen und seiner Gemahlin.

Hermann von Pückler-Muskau erhielt den Auftrag, die weitere Gestaltung des Parkes zu übernehmen. Durch seine Parkschöpfung in Muskau und sein 1834 erschienenes Buch „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ hatte er bereits weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Anerkennung gefunden. Seine Gewinnung dürfte in erster Linie auf das Betreiben der Prinzessin Augusta zurückzuführen sein. Sie kannte Pückler schon aus der Zeit seines Wirkens für den Hof in Weimar.

Vor der Aufnahme seiner Tätigkeit 1843 unterzog Pückler. gemeinsam mit seinem Muskauer Garteninspektor Jakob Heinrich Rehder (1790-1852). den Babelsberg einer gründlichen Inspektion. Daraufhin fasste er in einem Promemoria an den Prinzen Wilhelm seine Vorstellungen über die weitere Behandlung und Gestaltung des Parkes zusammen, setzte sich aber auch mit dem bisher von Lenné Geschaffenen sehr kritisch auseinander. Die ungünstigen Bedingungen, mit denen Lenné während seiner fast zehnjährigen Tätigkeit zu kämpfen hatte, ließ er dabei unberücksichtigt. So schrieb Pückler folgendermaßen:

„Das Prinzip, welches in der Hauptanordnung der dortigen Anlagen bisher befolgt worden ist, finde ich der Lokalität nicht angemessen. Man hat die ganze Besitzung wie einen großen pleasure ground behandelt, was in dieser Ausdehnung, selbst bei dem besten Boden und der üppigsten Fruchtbarkeit, mir schon nicht passend scheinen würde, weil es eine viel zu große Monotonie hervorbringt, die man da am wenigsten verzeiht, wo dieselbe ohne Noth künstlich geschaffen ist – welche aber, wenn sie, wie hier, in bis jetzt noch unfruchtbarstem Sand neben dürftigen Kiefern und verkrüppelten Birken blühende Gebüsche und Zierpflanzen sich in einem Zustand hinquälen läßt, der an unglückliche Kinder erinnert, die mit der englischen Krankheit behaftet sind, aber eine Masse unnütz frei gelassener Flächen als Rasen darstellen will, der doch nur ausgestreuter Asche gleicht, da wird eine Anlage dieser künstlichen Gattung, für welche Üppigkeit und reichster Schmuck die Hauptbedingung ist, zum wahren Unding, dessen Beschauung bey dem Besitzer wie dem Besucher, statt ihnen Vergnügungen und Erholung zu gewähren, nur die unbehaglichsten Gefühle erwecken muß. Noch mehr als dies jedoch hat mich die Methode befremdet, die bei den Pflanzungen angewendet worden ist, und welche, sowohl durch unpassende Weise der Exemplare, nebst geschmackloser Verteilung der Sorten als ungefällige steife Stellung der Gruppen, wie der widersinnigsten Verstümmelung der großen und mittleren Bäume höchstens einem Forstmann des vorigen Jahrhunderts zu verzeihen wäre.“

Die Kritik Pücklers an den Arbeiten Lennés gipfelte schließlich in folgenden harten Worten: ,,Ich wünschte nichts mehr, als daß auf dem Babelsberge von dem Moment an, wo Ew. Königliche Hoheit Besitzer davon wurden, nur allein gebaut worden wäre und man ihn in anderer Hinsicht ganz unberührt gelassen hätte. Dann wäre die Aufgabe unendlich leichter und dankbarer . . .“.

Im Gegensatz zu Lenné, der durch die Pflanzung größerer, aber stark beschnittener Bäume möglichst schnell den Park gestalten wollte, hielt Pückler auf Grund der äußerst schlechten Bodenverhältnisse eine andere Methode für die einzig mögliche. Um einen ordentlichen Wuchs der Bäume zu erreichen, forderte er, daß, „…das Gros der Anlage als eine natürliche ‚Forestscenerie’ sich darstellen solle, mit abwechselnden Effecten und möglichst üppigem Baumwuchs, wozu das beste Mittel sein würde, jetzt vorläufig den größten Teil des Terrains dicht zuzupflanzen, wodurch der Boden in wenigen Jahren am sichersten verbessert wird (besonders, wenn man das Laub nicht herausharkt), so daß man nachher in späterer Zeit mit Leichtigkeit und in wenigen Wochen durch bloßes Wegnehmen, Abhauen oder Aufputzen der unterdeß erwachsenen Bäume die verschiedensten Bilder hervorbringen, und auch Rasenplätze viel leichter herstellen kann, als dies jetzt, selbst mit unverhältnismäßig großen Kosten, möglich ist“.

Auch zur Behandlung der Blumengärten und des Pleasuregrounds formulierte Pückler im Promemoria klar seine Meinung. „Blumengärten und pleasure ground sollten nach diesem Plan auf einen verhältnismäßig nur kleineren Raum beschränkt werden, dafür aber desto reicher geschmückt und in unmittelbarer Verbindung mit den Wohnzimmern, gleich sorgfältig mit diesen gehalten, und täglich aufgeräumt und gereinigt, gleichsam nur eine Fortsetzung derselben unter freyem Himmel bilden, wodurch sie überdieß, im absichtlich markierten Kontrast mit der umgebenden freyen Landschaft, nur desto reicher und anmu-thiger auf den Beschauer wirken werden.“

Anders als Lenné, dem für die Parkgestaltung nur in bescheidenem Maße Mittel zur Verfügung gestellt worden waren, forderte Pückler für seine Arbeiten völlig „freie Hand“. In einem Brief an den Hofmarschall, einen Vetter von ihm, schrieb er 1843: ,,Ich stehe Ihren Hoheiten dafür, daß der Babelsberg als ein organisches Ganzes, in seiner Kapazität etwas Gediegenes und in künstlerischer Hinsicht alle Anlagen seiner Art in der Potsdamer Gegend Übertreffendes werden wird, aber man muß mir freie Hand lassen und tun, was ich sage, sonst kann ich die künstlerische Verantwortung nicht dafür übernehmen…“. Im Sinne dieser großen Verpflichtung begann Pückler, die von Lenné angefangenen Anlagen zu überarbeiten oder gänzlich zu verändern.

Auch für ihn bestanden die ersten Aufgaben in der Gestaltung der Umgebung des Schlosses, für das Ludwig Persius (1803-1845) bereits 1843, bald nach dem Tode Schinkels, erste Pläne zur Vergrößerung angefertigt hatte. Vor dem von Schinkel entworfenen Bauabschnitt wurde auf einer neu errichteten Terrasse ein kunstvoller Blumengarten gestaltet. Durch die Verwendung vergoldeter Einfassungen der als Teppichbeete angelegten Blumenbeete erhielt dieser Garten bald den Namen ,,Goldgarten“. In einem zeitgenössischen Bericht ist darüber folgendes zu lesen: „ . . . Wir hoffen, bei der detaillierten Verzierung der Gärten in der Nähe des Schlosses mehrere Gedanken bald ausgeführt zu finden, wie auf der Terrasse zum ersten Mal Blumenparterres en relief und eine Art Blumenfontaine, wo aus einer Vase in Filigranarbeit rankende Gewächse auf einzelnen Golddrähten, gleichsam Wasserstrahlen ähnlich abwärts strömen, um sich in einem darunter befindlichen Blumenbassin zu verlieren …“. Vergoldete und bronzene Ständer, mit Blumen reich dekoriert und aufgestellte Orangeriepflanzen dienten zur Bereicherung der Farbenpracht. Von dieser Terrasse ergab sich ein weiter Fernblick über den sich sanft zur Havel senkenden Hang, dem Bowlinggreen, dem erst durch die Gestaltung Pücklers die besondere Wirkung verliehen wurde.

Über eine Marmortreppe erreichte man ein etwas tiefer gelegenes, durch Weinfestons begrenztes Gärtchen, dessen besondere Zierde kostbare chinesische Gartensitze aus Porzellan ausmachten. Daher wurde es auch als Porzellanterrasse bezeichnet. Zwei Pfauenhähne aus Majolika und Tierplastiken auf den Balustraden bildeten den plastischen Schmuck. Der Springbrunnen in der Mitte der Terrasse erhielt als Geschenk der Kölner Dombauhütte 1880 eine gotische Säule, die ursprünglich die Statue des ersten Kölner Dombaumeisters Gerhard von Rühle krönte. Blumenbeete und Orangeriepflanzen, vor allem herrliche Exemplare von Neuseeländischem Flachs (Phormium tenax) verfeinerten zusätzlich die Schönheit dieses kleinen Gartens.

Auf der Südseite erfolgte eine geschickte Verbindung zwischen dem Schloss und dem an dieser Stelle sehr hängigen Parkgelände durch eine weitere Terrasse. Von den zwanzig Linden, die 1847 mit großer Mühe vom Marquisat, dem ehemaligen Potsdamer Wohnsitz Voltaires, nach hier verpflanzt wurden, erhielt diese Anlage den Namen ,,Voltaireterrasse“. Die dort wachsenden Bäume sind Stockausschläge dieser Linden. Begrenzt von einer mit neogotischen Vasen verzierten Balustrade senkte sich diese Terrasse in sechs, ursprünglich mit Efeu bewachsenen Absätzen zum Pleasureground. Links und rechts der Mitteltreppe waren auf den einzelnen Absätzen die verschiedensten Tierplastiken, wie Antilopen, Reiher, Ibisse und Fasanen aufgestellt. Ein kleiner sechseckiger Marmorbrunnen mit einer von Ludwig Wilhelm Wichmann (1788-1859) geschaffenen Heroldfigur auf der Mittelsäule schmückte das obere Plateau der Terrasse.

Der von Lenné begonnene, doch von Pückler erst in seiner ganzen Ausdehnung vollendete Pleasureground stellte eine Meisterleistung der Gartenkunst dar. Der besondere Reiz ergab sich aus der Harmonie der Bodenbewegungen mit der Pflanzung von Bäumen und Sträuchern, den vielen, scheinbar wahllos verteilten, unterschiedlich geformten Blumenbeeten und den stets zum Spazierengehen einladenden Wegen. Ein niedriger Zaun, der auch das Bowlinggreen mit einschloss, grenzte den Blumengarten von den benachbarten Parkteilen ab. Für die Bepflanzung des Blumengartens erhielt die Handelsfirma Booth in Hamburg den Auftrag, für das Frühjahr 1847 ,,recht schöne Exemplare pleasureground Sträucher und Bäume“ zu liefern. Auch Rehder in Muskau, der zu der Anlage des Blumengartens mit herangezogen worden war, wurde ebenfalls gebeten, „größere pleasureground Bäume und Sträucher“ von dort nach Potsdam zu liefern.

Um bei den auf der Rasenfläche liegenden Blumenbeeten den Eindruck von zufällig hingestellten Blumenkörben hervorzurufen, wurden diese mit besonderen Beeteinfassungen versehen. In Abstimmung mit den Blumen waren sie in Form, Farbe und Material sehr unterschiedlich ausgebildet. Die verschieden geformten und ausgemauerten Beete verhinderten ein Einwachsen anderer Wurzeln und ermöglichten ein schnelles Auswechseln der Blumen. Vom Frühjahr bis zum Herbst konnte somit ein ununterbrochener Blumenflor erreicht werden.

Drei unterschiedlich gestaltete Wasserspiele — die Gotische Fontaine mit ihren bereits von Lenné angelegten Blumenbeeten, die Reiherfontaine im Goldenen Rosengarten und der Adlerbrunnen, gleichzeitig ein Aussichtspunkt für die Voltaireterrasse, – dienten der Auflockerung des Pleasuregrounds. Die Gotische Fontaine wurde durch eine krabbenbesetzte Fiale gebildet, aus der sich zahlreiche feine Wasserstrahlen in das Brunnenbecken ergossen. Festons begrenzten als äußeren Abschluß dieses Rondell.

Nach dem Vorbild des englischen Landschaftsgärtners H. Repton (1752-1818) legte Pückler etwas seitlich, unmittelbar am Hang, ein Rosarium an. Um eine kleine Fontaine, gebildet durch einen balzenden Reiher, waren 16 Rosenbeete in der Form von Blütenblättern angeordnet. Vergoldete Drahtseile, an den Enden mit Schleifen versehen, dienten der Einfassung der Beete. Ein aus Eisendraht geflochtener und vergoldeter Zaun mit der Eingangslaube umgab das Ganze. Auf diese Weise entstand neben der schönen Gartenarchitektur ein intimer kleiner Gartenraum, der sogenannte ,,Goldene Rosengarten“.

In der Nähe des Schlosses fanden Plastiken Aufstellung, die Mitglieder des Hauses Hohenzollern darstellten. Sie waren vorwiegend von Christian Daniel Rauch (1777-1857) geschaffen worden. Im Süden lief der Pleasureground allmählich in eine lange Sicht aus, die von der Fürstenhöhe – benannt nach dem Fürsten Pückler — das Panorama mit dem Schloss und seiner Umgebung im Vordergrund und die Havel mit der Glienicker Brücke bis zum Königswald von Sacrow im Hintergrund vor Augen führte.

Eine wesentliche Voraussetzung für das Gedeihen der Pflanzungen und des Rasens war die Versorgung des Parkes mit Wasser durch die Errichtung eines Dampfmaschinenhauses an der Glienicker Lake. Ein rundes Becken mit einem Fassungsvermögen von etwa 750 m3 auf der höchsten Erhebung des Babelsberges und ein etwas kleineres auf einer Anhöhe hinter dem Schloss dienten als Reservoir.

Durch die Bewässerung, verbunden mit einer regelmäßigen Kompostdüngung weiter Flächen, wurden solche Wuchsergebnisse erreicht, dass in einem zeitgenössischen Bericht von 1852 bereits folgendes nachzulesen ist: ,,Die Üppigkeit der Vegetation nahm so zu, daß mit der Zeit manche der letzten Hinzufügungen überflüssig erscheinen und weggenommen werden dürften, den erst beabsichtigten Ansichten wieder Raum zu geben“. Gleichzeitig konnte aber auch das Wasser als Fontaine, Bachlauf, Wasserfall oder künstlicher See in die Belebung der Parkbilder einbezogen werden.

Der große Höhenunterschied zwischen dem Wasserbecken und der Havel ließ die Anlage einer Fontaine zu, die unterhalb des Bowlinggreens aus der Havel emporstieg und durch ihre Höhe von 40 m sehr beeindruckte.

Ein kleiner See in unmittelbarer Nähe des großen Reservoires sammelte das aus den Becken überfließende Wasser, bevor es sich über eine Felsenrinne in das sogenannte ,,Schwarze Meer“ ergoss. Diesen See auf der Höhe des Babelsberges, umstanden von überhängenden Erlen und Buchen, zeichnete eine meisterhaft geschwungene Uferlinie aus. Vier kleine künstliche Inseln unterbrachen malerisch den Wasserspiegel, dessen Reiz durch weiß blühende Wasserrosen, Schilf und Schwertlilien wesentlich gesteigert wurde.

Schon 1846 konnte Pückler in einem Brief an Eduard Petzold (1815-1891), den späteren Gartendirektor von Muskau, über das Ergebnis seiner Arbeiten folgendes berichten: ,,Ich bin hier so fortwährend mit dem Babelsberg beschäftigt gewesen, daß ich nicht fort konnte. Die Natur ist zwar hier weit undankbarer als bei Ihnen, dagegen wird kein Geld gescheut, und ich habe vollständig plein pouvoir – daher kann hier weit eher etwas Tüchtiges geleistet werden als bei Ihnen. Auch ist jetzt schon das Resultat überraschend für Jedermann, Vielen unbegreiflich, meine eigene Erwartung sehr übertreffend.“

In seinem Buch „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ bezeichnet Pückler die Wege als stumme Führer des Spazierengehenden, die dazu dienen müssen, ihn ohne Zwang jeden Genuß auffinden zu lassen, den die Gegend darbieten kann.

Im Park Babelsberg war es Pückler meisterhaft gelungen, diesen Grundsatz in die Tat umzusetzen. Ohne das von Lenné geschaffene Wegesystem zu verändern, erschloss Pückler vor allem durch schmale, reich geschwungene Pfade die Parkpartien zwischen den Hauptwegen. Die geniale Wegeführung ließ keine Langeweile aufkommen und leitete den Spaziergänger immer wieder zu besonderen Aussichtspunkten, welche durch Architekturen noch betont waren. Eine geschickte Anpflanzung der Bäume und Sträucher schuf die Rahmen für die Ausblicke in die Landschaft und besonders auf Potsdam. Auf dem Weg vom Matrosenhaus zum Marstall, oben am Hang entlang, kann diese Wirkung noch heute teilweise empfunden werden. Ein Belag aus schwarzen und weißen Kieselsteinen betonte zusätzlich die Schönheit dieses Weges.

Um die gesamte Anlage auch aus dem offenen Wagen erleben zu können, wurde innen am Rande des Parkes ein breiter Weg angelegt, der um das Gelände führte.

In den wenigen Jahren seines intensivsten Schaffens auf dem Babelsberg von 1843 bis etwa 1849 war Pückler in der Regel im Frühjahr und im Herbst dort anwesend, um selbst an Ort und Stelle die Pflanzungen und Wegeführung abzustechen. Wie sehr seine Anordnungen aber auch benötigt wurden, geht aus der Korrespondenz Pücklers mit seinem Vetter, dem Hofmarschall des Prinzen Wilhelm, hervor. In einem Brief vom 9. September 1845 teilte der Hofmarschall dem Fürsten mit: ,,Die Frau Prinzessin gibt mir den angenehmen Auftrag, Dir in höchst Ihrem Namen auf das angelegentlichste zu danken für alle die Herrlichkeiten, die Du auf Schloß Babelsberg geschaffen hättest und Dir zu sagen, daß die Erwartungen der Frau Prinzessin weit übertroffen währen . . .Wie sehr Du Ende October hier nötig bist, wenn aus dem Babelsberg etwas werden soll, kann nächst mir niemand besser beurteilen als Du selbst. . .“. Auch in den folgenden Jahren erreichten Pückler immer wieder ähnliche Hilferufe.

Aus finanziellen Gründen, bedingt durch den Erweiterungsbau des Schlosses von 1844 bis 1849 mussten 1850 Neuanlagen unterbleiben. Seit etwa 1855, als die Gestaltung einen gewissen Abschluss gefunden hatte, war Pückler auf dem Babelsberg kaum noch anwesend. Dennoch war er bemüht, wenn auch nicht mehr unter seiner direkten Anleitung, die Arbeiten zum Abschluss zu bringen, indem er den Hofgärtner in Sanssouci und langjährigen Mitarbeiter Lennés Gustav Meyer (1816-1877) für die Vollendung des Babelsberges empfahl. 1861 schrieb er in einem Brief an den im gleichen Jahr zum König gekrönten Prinzen Wilhelm: ,,Schließlich wage ich nochmals, nur im Interesse Euer beiderseitigen Majestäten für alle Verschönerungen in Coblenz, wie für die endliche Vollendung des Babelsberges — wenn dieses nicht immer dem unvollendbaren Thurm zu Babel gleichen soll -Allerhöchst denselben den Hofgärtner Meier. . . auf das angelegentlichste zu empfehlen …“.

Schwierigkeiten Pücklers bei der Gestaltung des Parkes ergaben sich teilweise daraus, dass der seit 1836 angestellte Hofgärtner Christoph Ferdinand Kindermann (1805-1865), aus dem Königlichen Botanischen Garten in Berlin kommend, nicht in allen Fällen den Ansprüchen Pücklers genügen konnte. Nach dem Tode des Hofgärtners 1865 erhielt dessen Sohn Otto Ferdinand Kindermann (1843-unbekannt) diese Stelle übertragen. Er konnte die Arbeiten im Sinne Pücklers weiterführen, da er an der Königlichen Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam eine solide Ausbildung als Landschaftsgärtner erhalten hatte. Ein längerer Studienaufenthalt bei Pückler in Branitz und Reisen nach Belgien und Frankreich dienten der Vervollkommnung seiner Kenntnisse.

Bereits mit zweiundzwanzig Jahren musste er bei der Gestaltung des 1865 neu erworbenen Geländes in der Ebene bis nach Nowawes sein Können unter Beweis stellen. 1868 hatte Kindermann diesen Parkteil vollendet, nachdem eine stattliche Anzahl großer Bäume aus dem Havelland aufgekauft und im Park gepflanzt worden war. Zur Belebung dieser Flächen legte er an der Stelle einer ehemaligen Lehmgrube den „Großen See“ an. Als Vorbild diente das „Schwarze Meer“ auf der Anhöhe hinter dem Schloss.

Durch sein bald flach auslaufendes, bald steil abfallendes buchtenreiches Ufer, die künstlichen Inseln und die Wasserzuführung über einen Wasserfall entstand eine sehr wirkungsvolle Parkpartie, deren Eindruck von einer natürlichen Landschaft durch große Findlinge in unmittelbarer Umgebung des Sees noch unterstrichen wurde. Mit großem Aufwand erfolgte der Transport der Blöcke nach hier, manche sogar aus Schlesien. Ein weiterer See, der heute als Kindermannsee bekannt ist, blieb unvollendet. Bei einem gelegentlichen Besuch 1868 fand Pückler seine Gedanken in der Ausführung des Babelsberges bestätigt.

Im Vergleich zu den anderen Potsdamer Park- und Gartenanlagen stand der Park Babelsberg als Eigentum des Prinzen Wilhelm nicht unter der Anleitung und Verwaltung durch die Königliche Gartendirektion. Fast dreißig Jahre befand sich der größte Teil des Parkes in Erbpacht. Erst 1862 wurde das Gelände käuflich erworben und der gesamte Babelsberg zum

Schatullgut erklärt. Von 1868 bis 1883 dauerten die Bemühungen, das Schatullgut in einen selbständigen Amtsbezirk umzuwandeln. Damit vergrößerten sich auch die Aufgaben für Otto F. Kindermann, der neben seiner Tätigkeit als Hofgärtner gleichzeitig die Funktion des Amtsvorstehers ausüben musste. So oblagen ihm zusätzlich die Wahrnehmung der Polizeigewalt, die Einziehung der Steuern sowie die Führung der lokalen Statistik und die Hilfe bei der Anwerbung von Rekruten für das Militär.

Bis zum Tode Wilhelms I. im Jahre 1888 wurde an der Vollendung des Babelsberges unaufhörlich gearbeitet. Bald danach geriet jedoch der Park mit seinen Bauten langsam in Vergessenheit. In einer kurzen, die Situation jedoch sehr deutlich charakterisierenden Bemerkung heißt es 1895 in der „Zeitschrift für Gartenkunst und Gartenbau“: „Die Räume des Schlosses Babelsberg sind verödet. Vor wenigen Wochen sind die prachtvollen Orangen und Lorbeerbäume, die meisten exotischen Gewächse und andere Pflanzen der herrlichen Parkanlagen nach Sanssouci überführt worden. Auch das Personal, das mit der Unterhaltung der Anlagen betraut war, ist in jüngster Zeit um 20 und einige Köpfe vermindert worden. Nur die notwendigsten Arbeiten zur Instandhaltung der Wege und Promenaden werden noch unterhalten. Im übrigen sind die Zeiten des Kaisers Wilhelm I. auch hier — tempi passati.“

Mit der auf eigenen Wunsch vorzeitig erfolgten Pensionierung des Hofgärtners Otto F. Kindermann 1898 war das Kapitel Babelsberg zunächst abgeschlossen. Auch wenn sich die nachfolgenden Hofgärtner bemühten, durch die Wegnahme von „Perrückenbäumen“, die durch den ständigen Schnitt entstanden waren, Sichten offen zu halten, konnten sie nicht verhindern, dass weite Parkteile bald einen waldähnlichen Charakter annahmen und Ausblicke in die Umgebung bis zur Unkenntlichkeit zuwuchsen.


 


 

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