Albinoni: Adagio g-Moll (Orgel solo)
Meine Bearbeitung dieses Adagios habe ich mit Samples der Orgel aus der Kathedrale zu Forcalquier in Südfrankreich eingespielt.
Das Adagio von Albinoni – es ist zum Begriff geworden, mehr noch: zum Synonym. Es fehlte nicht, als Herbert von Karajan für die Deutsche Grammophon die Highlights der Barockmusik einspielte, es erklingt auf einem Sampler »Hochzeitsmusik« in einer Fassung für Violine und Orgel, es wurde arrangiert für die Swiss Clarinet Players, für das Boston Pops Orchestra und das New Yorker Harfen – Ensemble. Es teilt das Schicksal mit der Air aus Bachs dritter Orchestersuite und dem Largo von Händel. Es hat überall da präsent zu sein, wo die Bedeutung von Barockmusik als Funktionsträger gegenüber dem kunstästhetischen Wert deutlich überwiegt.Nüchtern betrachtet, ist das Adagio ein langsamer Satz aus einer Triosonate in g-Moll ohne Opuszahl von Tomaso Albinoni. Dieser Satz ist überdies nur als Fragment, bestehend nämlich aus einem bezifferten Baß und Teilen der Stimme der ersten Violine, auf uns Heutige gekommen. Diese Komponenten wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von der Dresdner Staatsbibliothek an einen italienischen Professor namens Remo Giazotto übersandt, der soeben eine Albinoni- Biographie samt Werkkatalog publiziert hatte. Giazotto ging aus stilistischen Gründen, die er am Charakter der im überlieferten Generalbaß vorzufindenden Harmoniefolge festmachte, davon aus, daß es sich nicht um eine »Sonata da camera« sondern um eine »Sonata da chiesa«, also eine »Kirchensonate«, gehandelt haben dürfte.
Diese Ansicht veranlaßte ihn, das Continuo mit Orgel statt mit Cembalo zu besetzen. Auf der Grundlage des ausgesetzten und um wenige Einleitungstakte erweiterten Generalbasses schuf er, als Ergänzung der insgesamt sechs (!) erhaltenen Melodietakte, jenes berühmte Adagio, dessen nunmehr gängige Faktur besonders durch ein Dominieren einer aus der Gruppe der ersten Geigen isolierten Solo-Violine gekennzeichnet ist, die unter anderem eine ausgedehnte, kadenzartige Solopassage erhält.
Arnd Richter
[Konold Wulf/Eva Reisinger (Hrsg.): Lexikon Orchestermusik Barock: Albinoni, Tomaso.
Schott’s Führer durch die Musikwelt, S. 2768 (vgl. Schott-Barock Bd. 1, S. 19)
http://www.digitale-bibliothek.de/band114.htm ]
Meine Registrierung:
- „Jeu de Tierce“ = Bourdon 8′, Prestant 4, Nazard 2⅔‘, Quarte de Nazard 2′, Tierce 3¹⁄5 (1. Solo),
- „Jeu de Cromorne“ = Cromorne 8′, Bourdon 8′, Prestant 4′, Nazard 2⅔‘ (2. Solo),
- Begleitung: wechselnde Plein Jeu Registrierungen der drei Manuale und des Pedals.