Unser Bild von der Wirklichkeit

Betrachter vor einem Frauenporträt von Georges Braque spotteten, einer so entstellten Person würde niemand gern auf der Straße begegnen, worauf der Maler erwiderte, er habe keine Frau malen wollen, sondern ein Bild.
Im Grunde genommen ist das Verhältnis zwischen Wirklichkeit und mathematischem Bild oder Modell das Gleiche: Letzteres ist auch nur ein Abbild einiger Eigenschaften wirklicher (oder gedachter) Objekte. Alles, was nicht relevant ist, bleibt dabei unberücksichtigt: zum Beispiel welcher Wochentag gerade ist oder dass Nebel über dem See steht. Modellbildung ist Willkür, Zweckmäßigkeit ihr einziger Sinn.

Pierre Basieux „Die Architektur der Mathematik: Denken in Strukturen

Anmerkung:

Wenn Basieux schreibt: „Im Grunde genommen ist das Verhältnis zwischen Wirklichkeit und mathematischem Bild oder Modell das Gleiche.“  kann man das uneingeschränkt von der Mathematik auf jede Art Wahrnehmung der Welt zu erweitern: „Im Grunde genommen ist das Verhältnis zwischen der Wirklichkeit und dem Bild oder Modell, das wir uns von ihr machen, das Gleiche: Modellbildung ist Willkür, Zweckmäßigkeit ihr einziger Sinn.



 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

5 + 1 =