Schloß Aschenhausen

Die im vorigen Abschnitt miterwähnten Herren von Speßart hatten bis zu Mitte unsers Jahrhunderts ihren Rittersitz im Dorfe Aschenhausen. (Dieses Ortes haben wir bereits im Heft I. S. 49. und 62. gedacht.) Gemeiner Sage nach soll Aschenhausen vor langer, langer Zeit niedergebrannt und in einen Aschenhaufen verwandelt gewesen sein. Es liegt am Ostfuße des Leichelbergs, nordöstl. vor der Heide, und entbehrt außer einem Spring- und ein par Ziehbrunnen jedes ständigen Quellwassers.

Heim berichtet: ,,Daß Aschenhausen auf Hennebergischem Grund und Boden liege, zeigen die ältern Grenzversteinungen und die neuern Beziehungen der Grenzen an, welche zwischen den Beamten zu Lichtenberg, Kaltennordheim und Sand in den Jahren 1664 und 1671 wie 1705 sind vorgenommen worden. Dawider hat sich nun der Churfürstlich Braunschweigische Hofmarschall Herr Dietrich Raab von Spessart bey dem Durchlauchtigsten Herrn Herzog Ernst Ludwig zu Sachsen – Meiningen beschweret und angeführet: sein Gut sey ein unmittelbar freies Rittergut und dennoch in solche Versteinung miteingezogen worden. Dahero von Höchst gedachtem Herrn Herzog einen Sicherheitsbrief, daß solche Versteinung seiner unmittelbaren Reichsfreiheit nicht schaden sollte, verlanget, denselben auch de dato Meiningen 1707 Aug. 18. erhalten. Anjetzo besitzt solches des obgemeldeten Herrn Hofmarschall jüngster Sohn, Herr Christoph Friedrich, Königlich Großbrittanischer und Churhannoverscher Obristlieutenant.[1] Schloß, Dorf und Rittergut Aschenhausen besitzen die von Spessart als ein Mannlehen; sie haben die Vogteilichkeit über ihre Unterthanen. Unter andern gehöret auch ein Hof dazu, Riederhof, so Afterlehen, und die Wüstung Pfaffenhausen, so beide Orte Anton und Christoph bon der Thann besaßen. .Aschenhausen ist laut eines Churfürstl- und Fürstlichen Regierungsrescriptes (1615) zur Cent Kaltennordheim verwiesen. – ,,Georg Spessart wohnte zu Gerthausen, hatte drey Töchter, davon die älteste an Wilhelm von Reckrod, die jüngste an Moritz Fuchsen von Lemnitz verehelicht waren. Aschenhausen ist der Ansitz der adeligen Familie von Spessart, welcher auch noch jetzo von diesen bewohnt wird. In den ältesten Zeiten hat es denen Linken, einem uralten Geschlechte, zugehöret. Anno 1140 stiftete Bischof Emmerich das Kloster in Würzburg zu Sankt Jakob, unter denen Zeugen auch ein Gottwalk Link war, der mutmaßlich ein Hiltenburgischer Dienstmann gewesen. Dieses Linkische Geschlecht hat Aschenhausen bis zum Kriege besessen, den der unruhige Fürst Heinrich XIV. zu Kaltennordheim (Thumherr d. i. Domherr zu Würzburg) mit seines Bruders Wilhelm Söhnen wider geleisteten Eid und gethanen Verzicht auf Anhetzen gefährlicher Rathgeber 6 Jahre lang (v. 1442 bis 48) geführet hat.“ Der alte Pfarrer Link (Johann Jakob) zu Herpf, den Heim persönlich, besucht habe, soll ein Nachkomme der Linke von Aschenhausen gewesen sein, wie auch Georg Sigismund L., Superint. in Meiningen, † 1776. Hans Linck wollte die durch den Krieg zerstörte „Burg“ wieder aufbauen, die Lehnherren gestatteten es aber nicht, weil Herr Link zu Fürstgraf Heinrich mitgehalten hatte; und er verkaufte nun das Burgstadel an einen von Schotten; von „denen Schotten“ ist es an die von Spessart gekommen. Jenes Geschlecht zog später nach Meiningen und trieb Kaufmannschaft; ein Hanß Schott, Stadtschultheiß und Obersteuereinnehmer, kaufte die Geba für 10,000 Gulden und hat seinen Adel erneuern lassen. (Die von Link’schen waren von Aschenhausen nach Schmalkalden übergesiedelt und Kaufherren geworden. 1515 kommt ein Hanß Link als Centgraf von Frittelshausen vor. Balthasar von Spessart stand, anfänglich bei Fürsten Heinrich zu Kaltennordheim, 1463,  in Diensten und nach dessen Tod aber auch noch bei Fürst Wilhelm als Beamter. Spessart’s Frau war Marie von Diemar; sein Sohn Hanß ward Amtmann im Amt Sand. Oben angeführten Balthasar von Spessart ist von gutem Adel und war doch am Hennebergischen Hof nur „Spießjunge“ in seiner Jugend; aber hernach ein vornehmer Herr.“ . . . In den Hennebergischen Urkunden kommt unterm 25. Juli 1425 ein geplanter Schied (Vereinbarung) zwischen Erzbischof Conrad zu Mainz und dem Bischof Johannes zu Würzburg an einem und dem Grafen Wilhelm von Henneberg am andern Theile vor, wegen ihres Zwistes über den neuen Bau zu Aschenhausen. Also dreien Hoheiten war das alte Aschenhausen unterstellt, wozu der Schloßherr mit seinen Rechten auch noch kam! Kranze schreibt i. d. Pfarr-Chronik: Aschenhausen bestand frühester Zeit u. noch unter den ersten Speßhardten nur aus 4 Höfen und dem Burgstadel. Erste Besitzer waren, so weit bekannt, die Herren von Linck. Nach Spangenberg gehörte diese Gegend den Herren von Hiltenburg, die auch ein Gut in Oepfershausen besaßen. Die Speßhardische Familie ist sehr alt; ich setze die Vorfahren, die nicht Aschenhausen besaßen, soweit ich sie habe auffinden können, auch hierher, bemerke aber zuvor, daß der Name Speßhardt sehr verschiedenartig geschrieben worden ist: Spechsart, Spechschart, Speshart, Spessart, Spesshardt. Nach Schannat hieß die Familie in der ältesten Zeit „Spekser“; und sehr leicht ist es möglich, daß die Speßarte aus dem Walde Spesshard stammen und daß dieser oder ein Teil desselben oder eine Burg darin das Eigentum und der Stammsitz ihrer Vorfahren war. Einer derselben Legationsrath von Sp. behauptet dies! – Aplo Spessart war Burgmann zu Hildenberg, 1819; – Hans S. folgte 1350 seinem Vater, lebte noch 1373; – Simon S. war 1401 Zentgraf zu Fladungen -, hatte in Frankenheim, Leutbach und Fladungen große Fischwaid. – Ich glaube, daß von diesen Fischwaiden der „Karpfen“ in dem von Speßhardischen Wappen herrührt. – Hans und Otto v. Sp., 1429, des Vorigen Söhne; des erstern Sohn Hans, Centgraf zu Fladungen, 1442; – Matthias Sp. wahrscheinlich des Vorigen Bruder, wurde 1447 vom Abte zu Fulda mit Dorf Gerthausen belohnt, – Hans (Hanß) hatte 2 Söhne; der eine war Hans von Spesshardt zu Garstadt; dessen Sohn, ebenfalls Hans, und seines Vaters Bruder Balthasar, und dessen Sohn Hans; diese beiden waren Belehnte von Aschenhausen; letzterer lebte noch 1580. Der Bruder des Hans v. Sp. zu Garstadt war der genannte Balthasar’ welcher Aschenhausen acquirierte (erwarb). Er war der Sohn des genannten Hans, Centgraf von Fladungen, und wird in der Chronik Balthasar I. genannt; seine Gemahlin hieß Anna Cecilie (nicht Marie, wie Heim schreibt) vielleicht eine geb. Diemer. – Er wurde Amtmann in Kaltennordheim bei Fürst Heinrich XIV. und zog mit diesem 1468 gegen Hans von der Thann, 1475 kaufte er die Wüstung Rieden s. H. I. S. 18) von Anthing und Christoph v. d. Thann für 20 Gld. frksch. Balthasar kaufte von noch verschiedenen Grundherren verschiedene vereinzelte Güter, so z.B. auch von dem Kloster Zelle 3 Güter von Pfaffenhausen (Wüstung). Damals waren in Aschenhausen noch keine kirchliche Einrichtungen, Herrschaft und Unterthanen gingen nach Gerthausen und hatten dort Kirche und Begräbnisstätten. Uebrigens hat Balthasar nicht immer in Aschenhausen gewohnt, denn 1487 kommt er als Amtmann in Schmalkalden vor. – Hans, Balthasars Sohn, verh. mit Anna (Johannette) von Milz -, wurde Amtmann in Sand oder Centgraf von Frittelshausen. Balthasar II., genannt der „lange Speßhardt,“ soll an 100 Jahre alt geworden sein, er war Kriegsrath und Amtmann in Kaltennordheim; sein Bruder Georg hatte Teil mit ihm an Aschenhausen, er bekam in der Teilung später Gerthausen allein und Balthasar so das Aschenhauscn. B. II. heiratete Katharina von Herda, er hatte 2 Söhne, Wilhelm Sebastian und Georg. Nach 1551 richtete Balthasar gottesdienstliche Anstalten in Aschenhausen ein, was ihm langjährige Schwierigkeit verursachte; doch übte er endlich vollkommen weltliche und kirchliche Patronatsrechte aus. – Als Bruder und Schwester ihm gestorben waren, kam Gerthausen an verschiedene Familien . . . Er starb 1588 d. 24. Oktober; Margaretha geborene Bergk zu Schweina, seine 3. Gemahlin, starb 1586; beide wurden in Gerthausen begraben. – Wilhelm Sebastian I. war Henneberger Kriegesrath, Amtmann zu Maßfeld-Meiningen; Gemahlin Ursala Truchsessin von Wetzhausen; sein Sohn Balthasar Rab Spesshardt, auch, Raban genannt, besuchte die Schule zu Schleusingen, war Kammerherr bei der verwitw. Fürstgräfin Elisabeth von Henneberg; zog 1606 nach Aschenhausen. Vorher, 1597, hatten Raban und sein Bruder Wilhelm Sebastian II. die Volljährigkeit erreicht, und Raban überkam nun Aschenhausen, Wilhelm Sebastian dagegen das vom mütterlichen Großvater (Truchseß) stammende Allodial-Gut Unsleben. Rab war wirklich incorporirtes Mitglied der freien Reichssritterschaft des Cantons Rhön-Werra. Aschenhausen mußte von jeher auch diesem Canton Steuern zahlen und 1 Mann bewaffnet stellen oder dafür eine Geldsumme zahlen, wenn der fränkischen Reichsritterschaft vom Kaiser aufgegeben war: Mannschaft zu stellen! Die fränkische Ritterschaft nahm diesen Rab auch in Schutz gegen eine Citation nach Eisenach, bezüglich eines Eisenachischen Lohns, in Pfaffenhausen. – Er sorgte auch für die Armen!

1606 vermählte sich Raban Sp. mit Elisabeth Magdalena Marschall von Ostheim; ihre Mutter war geborene von Guttenberg. Er starb 1624, d. 18. Juni, seine Gattin d. 20. Sept.

Rab schützte so gut wie möglich sich und den andern Reichsrittern ihre Unabhängigkeit von Meiningen. Seine Söhne Adam Wilhelm und Georg Sebastian Sp. kamen unter Vormundschaft.

Herren von Spesshardt giebt es heute noch, von ihrem Ahnenschloße zu Aschenhausen, dass altersschwach, vernachlässigt und arg baufällig geworden war, sind nur noch kleine Turmüberreste und einige brauchbare, doch nichtbenutzte Nebengebäude vorhanden. Ein verschlammter Wallgraben umgiebt stellenweis die Schutthaufen innerhalb des verwilderten Schloßgartens. 1874 wurde das Rittergut samt Vorwerk „Riederhof“ unter gewissen Vorbehalten an einige Ortsnachbarn käuflich zerschlagen.


aus
C. E. Bach
„Im Tullifeld“
Eine historisch-landschaftliche Umschau in engerer Heimat
– der Vorderrhön –


 

[1] 1479 verkaufte Wilhelm Schott das Aschenhausen an Spessart, und 1486 hat Wilhelm und Ernst von Henneberg den Balthasar von Spessart damit beliehen.


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