Michel Foucault bei Facebook

„Die Leute wissen was sie tun;
häufig wissen sie, warum sie das tun, was sie tun;
was sie aber nicht wissen, ist, was ihr Tun tut.“

Michel Foucault

in
Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahnsinns im Zeitalter der Aufklärung
Hubert L. Dreyfus und Paul Rabinow behaupten,
dies wäre ihnen persönlich durch M. Foucault geoffenbart worden. 😉


Dieses Zitat hat mir, als ich mich noch bei Facebook herumtrieb, ein guter Geist zum üblichen „Daumen hoch oder runter“-Dummfug angeboten. Interessant daran waren, wie fast immer, die Kommentare der Leute, die meinten etwas dazu sagen zu müssen, obwohl sie Null,Nichts davon verstanden haben, was er wohl gemeint haben könnte.
Ja, was hat er denn wohl gemeint damit?
Kurz gesagt: Sobald ich etwas getan oder gesagt habe, existiert es unabhängig von meinen Absichten, die ich damit verfolgt habe und von der Bedeutung, die ich ihm gegeben habe. Die Wirkung, die es innerhalb der gesellschaftlichen Wirklichkeit haben kann, entfaltet es ab nun unabhängig von meinen Absichten und Bedeutungen.
Diese Aussage ist im Prinzip keine andere, als das, was Herbert Blumer als Prozess des symbolischen Interaktionismus beschrieben hat oder wie das Spiel der zwanzig Fragen nach der Wheeler’schen Regel zu einer Antwort findet, die vorher nicht festgelegt war. Alle drei Entwicklungsgänge beschreiben also evolutionäre Prozesse, die zwar immer Antwort auf konkrete Bedürfnisse (Motive) sind, doch durch die Wechselwirkung mit den Bedürfnisse (Motiven) anderer stets auch Folgen auslösen, die nicht beabsichtigt waren. Wir sind eingebunden in „Maschen der Macht“ [Foucault].
Foucault definierte den Begriff „Macht“ in „Mächte und Strategien“ wie folgt:

„Ganz allgemein glaube ich, dass die Macht sich nicht ausgehend von (individuellen oder kollektiven) Willen bildet, auch nicht, dass sie sich von Interessen ableiten. Die Macht bildet sich und funktioniert ausgehend von Mächten, sie errichtet sich auf Vielfältigkeiten von Machtfragen und -wirkungen. Diesen komplexen Bereich muss man studieren. Was nicht heißen will, dass er unabhängig ist und man ihn außerhalb des ökonomischen Prozesses und der Produktionsbeziehungen entschlüsseln könnte.“

Sinngemäß sagte Foucault an anderer Stelle (ich finde sie momentan nicht) :

Die Macht hat keinen Namen, sie ist der Name; sie ist keine Institution, ist nicht Macht einiger Mächtiger. Die Macht ist der Name, den man den Wechselwirkungen zwischen den Individuen in einer konkreten Gesellschaft gibt.

Der Physiker würde das ein Kraftfeld nennen, in dem sich mit Bedürfnissen geladene Teilchen bewegen, deren Ladung mit dem Kraftfeld wechselwirkt. Das Kraftfeld ist die gesellschaftliche Wirklichkeit aus kollektiven Intentionen, konstitutiven Regeln und Funktionszuweisungen. Funktionszuweisungen sind die Bedeutungen, die man den konkreten und abstrakten Dingen der Wirklichkeit gibt und die in einem andauernden Prozess des symbolischen Interaktionismus ständig mehr oder weniger gravierend neu ausgehandelt werden.

 

 

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