Nicolas-Antoine Lebègue: Messe des festes Solemnelles

Feierliche Festmesse

eingespielt mit Samples der Riegerorgel im Großen Saal des Konzerthauses Wien (Vienna Konzerthaus Organ). Meine Einspielungen aller Orgelstücke der drei Bände „Livre d’Orgue” von Lebégue findest du hier.

Die Orgelmusik der Organisten am Königshof Ludwigs XIV.

Zum Einsatz kam die Orgel vorrangig im liturgischen Kontext. Erhaltene Kompositionen der königlichen Hoforganisten verdeutlichen dies: Francois Couperin hinterließ zwei Orgelmessen; Guillaume-Gabriel Nivers (1632— 1714) hatte vor seinem Amtsantritt bereits drei umfassende Sammlungen von Orgelstücken für den gottesdienstlichen Gebrauch komponiert; Nicolas-Antoine Lebègue (um 1631-1702) widmete sich mitunter der beliebten Gattung des Noëls und brachte 1678 – im Jahr seiner Berufung – das Second Livre d’Orgue […] Contenant des Pieces courtes et faciles sur les 8 tons de l’Eglise et la Messe des festes Solemnelles heraus. Gregorianische Gesänge konnten von der Orgel ebenfalls begleitet werden. Besonders festlich wurden unter anderem die Gottesdienste an Weihnachten, Neujahr, Mariä Reinigung, Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern, Pfingsten und Allerheiligen begangen. Die Messe des festes Solemnelles von Lebègue war für solch hohe Feiertage gedacht. Sie entspricht der üblichen Liturgie mit der Satzfolge: Kyrie — Gloria — Sanctus — Trio pour l’Élévation — Agnus Dei. Bis auf das Trio pour l’Élévation sind alle Teile nochmals untergliedert und im Titel mit den Anfängen der assoziierten lateinischen Messetextpassagen bezeichnet. Angaben zu Registrierungen wie Plein jeu, Jeu doux oder Voix humaine finden sich in den Überschriften bei einigen Stücken. Die einzelnen Abschnitte der Komposition hielt Lebègue konsequent kurz, was auf Praxisnähe und Praktikabilität schließen lässt.

Im Vorwort des Second Livre d’Orgue wird darauf hingewiesen, dass der Schwierigkeitsgrad gering sei. Lebègue habe bewusst sein eigenes virtuoses Spiel zurückgenommen und überschaubar kurze Stücke geschrieben, die für viele Organisten schnell erlernbar und anwendbar seien. Ihre Qualität bestünde in der natürlich schlichten Art und den schönen Melodien. Bei den Satzanfängen von Kyrie, Gloria, Sanctus und Agnus Dei sowie im fünften Kyrie– und sechsten Gloria-Abschnitt steht der cantus firmus in ruhigen Notenwerten im Bass. Für drei Teile der Messe des festes Solemnelles (2me Kyrie – Fugue sur la Trompette, Deuxieme Sanctus — Fugue, Fugue pour le 2me Agnus) wählt Lebègue als Form die Fuge, die er jeweils vierstimmig und relativ streng auf komprimiertem Raum ausführt. Imitative Kompositionstechniken entfaltet er in Duos und Trios. Das charaktervoll solistische Moment kommt beispielsweise im 4me Kyrie — Récit au dessus oder im Domine Deus — Cornet zum Tragen; die Oberstimme wird akkordisch, nahezu rezitativisch begleitet.

zitiert aus:
Die verzaubernde Kunstwelt Ludwigs XIV. – Versailles als Gesamtkunstwerk
herausgegeben von Ute Jung-Kaiser, Annette Simonis

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