J. S. Bach: Pièce d’Orgue, Fantasie G-Dur BWV 572

Entstehungszeit: Weimar (1708 – 1717)

eingespielt mit Samples der Rieger-Orgel des Konzerthauses Wien.

Die Pièce d’Orgue sind auch als Fantasie G-Dur BWV 572 geläufig. In den Handschriften ist sie als einziges Orgelwerk Bachs mit französischem Titel und ebensolchen Satzbezeichnungen überliefert: Très vitement – Gravement (Grave à 5 voci) – Lentement. Derartiges findet sich sonst nur noch in Kantate BWV 61 „Nun komm, der Heiden Heiland“.
Als Stück vom Charakter der – freien – Fantasie präsentiert die Pièce d’ Orgue in virtuoser Art die klanglichen Möglichkeiten des Instruments. Zunächst erklingen einstimmige Arpeggien mit implizierter Mehrstimmigkeit über bzw. unter gedachten (gehörten und gefühlten!) Orgelpunkten im Sopran und im Baß. Nach dem Erreichen der Dominante leiten sie zum „Gravement“ über, einem fünfstimmigen Allabrevesatz im Stil des improvisatorisch wirkenden „Plein jeu“ der französischen Orgelmessen – rühren daher die französischen Bezeichnungen? Mit Vorhaltsbildungen sowie rhythmischen Überbindungen erzielt Bach eine unwiderstehlich vorwärtsdrängende Bewegung. Hinzu tritt die Skalenlinie sowohl im Pedal als auch im Manualsatz, mit aufsteigenden großen Notenwerten gegenüber herabfließenden Vierteln. Geradezu überwältigend ist der unaufhaltsame Aufstieg des Basses in doppelten Notenwerten und über zwei Oktaven hinweg bis hin zur Überleitung in den letzten Teil. Die Kadenzbildungen sind im Mittelteil reich und streifen neben Tonika und Dominante mit ihren jeweiligen Mollparallelen und -varianten auch die Subdominantparallele a-moll.
Der letzte Teil, »Lentement« bezeichnet, beginnt nach dem veminderten Doppeldominantseptakkord und einer Generalpause. Er verbindet die beiden vorausgehenden zum fünfstimmigen Satz. Hier greift Bach also wieder auf die Arpeggien des ersten Abschnitts zurück; die Harmonien sind nun jedoch kühner, häufig durch fremde Töne (wie zum Beispiel Leittöne) verschärft. Sie verändern sich kaum merklich über einem chromatisch bis zum Orgelpunkt auf der Dominante hinabsteigenden Pedal und dem Schluss mit aufsteigenden Skalen und einem Triller auf der Dominante vor dem Tonika-Akkord. Einheit stiftet im ganzen Werk die harmonische Bestimmtheit des Satzes, im Spiel mit Akkorden, die durch Vorhalte oder Brechungen verbunden sind. Der Allabrevestil des „Plein Jeu“ herrscht nur im Mittelteil vor; die Rahmenteile sind frei konzipiert. Eine derart meisterliche und mitreißende Komposition zum musikalischen Anliegen des Spiels mit den Harmonien sucht man vermutlich überall sonst – zumindest unter den Vorgängern und Zeitgenossen Bachs – vergeblich!

Über Bach, seine Musik und eine Analyse dieses Orgelwerks:

Ich habe bereits andere Versionen einer Registratur dieses Orgelwerkes versucht, ich hoffe, diese Version ist nun die optimale, da mir die Samples der Rieger-Orgel im Konzerthaus Wiens wesentlich mehr Möglichkeiten der Registratur dieses Orgelwerkes bot.

Die dritte Version habe ich ebenfalls mit Samples der Rieger-Orgel im Konzerthaus Wiens eingespielt.

Das Video der ersten Einspielung und der zweiten Einspielung habe ich mit Samples der historischen Orgel in Forcalquier eingespielt

2 Kommentare

  • „Lentement“, oder wie ich es ausdrücke, Bach lässt den Himmel aufgehen. Ein herrliches Stück Musik. Ich mag es zur Zeit besonders von Herrn Masaaki Suzuki auf der Schnitger Orgel in Groningen gespielt. Ich fand allerdings Ihre Ausführungen im Zusammenhang mit der Qualität der Komposition so wunderbar treffend: “ Eine derart meisterliche und mitreissende Komposition……………sucht man….vergeblich.“

    PUNKT !!!

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