G. F. Händel: Wassermusik HWV 348-350

Für die musikalische Untermalung einer Bootsfahrt in St. Petersburg habe ich einige Sätze aus der „Wassermusik“ Händels mit den Samples des „Kirk Hunter Diamond Symphony Orchestra“ per MIDI auf meinem Computer für folgende Besetzung eingerichtet (Basso continuo: Celli, Contrabass & Cembalo):

ab min:sec aus Suite Nr. 1 in F-Dur (HWV 348) für 2 Solo-Englischhörner (im Original 2 Violinen in Nr. 1), 2 Oboen, Fagott, 2 Französische Hörner, Streicher und Basso continuo
00:05 1. Ouverture (Largo – Allegro) 
04:31 2. Adagio e staccato 
06:54 3. Allegro – Andante – Allegro da capo 
14:35 4. Presto 
17:31 5. Air 
20:06 6. Menuett für Französisch Horn 
23:13 7. Bourrée 
27:13 8. Hornpipe 
25:35 9. Andante 
  aus Suite Nr. 3 in G-Dur (HWV 350) für Piccolo in Nr. 12 und 13, Flöte in Nr 10., Fagott, Streicher und Basso continuo 
27:49 10. Menuett 1
32:23 11. Rigaudon 
33:56 12. Menuett 2 
36:05 13. Gigue
  aus Suite Nr. 2 in D-Dur (HWV 349) für 2 Oboen, Fagott, 2 Französische Hörner, 2 Trompeten, Streicher und Basso continuo 
37:45 14. Ouverture (Allegro)
39:59 15. Alla Hornpipe
43:20 16. Lentement
44:48 17. Air
45:47 18. Menuett für Trompete

Händels Wassermusik (im englischen Original Water Music) ist eine Folge von insgesamt 22 Instrumentalsätzen, die in der heutigen Aufführungspraxis in drei nach Tonarten und Besetzungen geordnete Suiten unterteilt werden. Dies – so wurde bei früheren Recherchen festgestellt – habe seinen Grund in den verschiedenen königlichen Bootsfahrten auf der Themse, zu denen Händel seine »Wassermusik(en)« beigesteuert habe – womit der einstige Kurfürst von Hannover, dem Händel am Hannoveraner Hof untreu wurde, sich nach seiner Inthronisation als George I. von England dem Komponisten wieder versöhnlich zeigte. Nach zeitgenössischen Gewährsleuten hat eine der Bootsfahrten, während der eine »Wassermusik« aufgeführt wurde, im August 1715 stattgefunden. Näheres darüber wird nicht berichtet. Genaueres wissen wir hingegen durch einen Zeitungsbericht über eine weitere Bootsfahrt im Juli 1717. Wörtlich heißt es:

Am Mittwoch, dem 17. Juli […] ging der König in Whitehall an Bord einer offenen Barke […] und fuhr flussabwärts nach Chelsea. In seiner Begleitung befanden sich so viele andere Barken mit prominenten Persönlichkeiten, dass gleichsam der ganze Fluss bedeckt war. In einem eigens für die Musik bestellten Boot der Stadtverwaltung befanden sich 50 Musiker mit Instrumenten der verschiedensten Art. Den ganzen Weg von Lambeth an […] wurden die schönsten Symphonien gespielt, die Herr Händel extra aus diesem Anlass komponiert hatte. Seine Majestät fand soviel Gefallen daran, dass er sich die Musik auf dem Hin- und Rückweg dreimal hintereinander vorspielen ließ. Um 11 Uhr ging seine Majestät in Chelsea an Land, wo ein Abendessen vorbereitet war […]. Danach (ungefähr um 3 Uhr morgens) kehrte der König auf demselben Weg zurück, während die Musik bis zur Landung weiter spielte.

Überliefert ist auch noch eine Bootsfahrt im Jahre 1736, zu der Händel aber wohl auf vorhandene Kompositionen zurückgegriffen haben dürfte.

Händels Wassermusik ist eine Folge von Freiluftmusiken, für die der Komponist alle erreichbaren Streich- und Blasinstrumente aufgeboten hatte. Generalbassinstrumente können dabei allerdings nicht mitgewirkt haben, von einem Cembalo wäre wohl auch kaum etwas zu hören gewesen! Daher hatte Händel – wie auch im Falle der Feuerwerksmusik – später eine Umarbeitung für den Konzertsaal vorgenommen. In seinem Ursprung handelt es sich bei dem Werk um Serenadenmusik von kurzweiligem, unterhaltendem Charakter, jedoch hohem künstlerischem Anspruch. In bunter Folge lösen Tanzsätze wie die Bourree, Air, der Rigaudon, das Menuett in verschiedensten Spielarten und die Gigue einander ab, und – wie es sich für ein englisch-nationales Ereignis gehört – auch die Hornpipe fehlt nicht. Teilweise sind die Sätze ohne Bezeichnungen überliefert, so daß spätere »Fassungen« keinen Verstoß gegen das Original bildeten. In der Vielfalt der Formen und Satztypen ist Händel in seiner Wassermusik ein klangliches Kaleidoskop gelungen, in dem die Klangsprache nach Art der Concerti grossi von Corelli (mit bewusster Wechselwirkung von Soli und Tutti) mit der vielfältigen Formenwelt der hochbarocken französischen Tanzsuite eine Verbindung eingegangen ist, der Händel die in seinem Personalstil begründete unverwechselbare Prägung gegeben hat.

Gerhard Wienke

siehe auch meinen Beitrag St. Petersburg: Palastplatz und Bootsfahrt (mit Händels Wassermusik) in meinem Reiseblog.

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