G. F. Händel: Orgelkonzert B-Dur op. 7 Nr. 1 (HWV 306)
Besetzung: Soloorgel (Samples der Riegerorgel im Konzerthaus Wien, Vienna Konzerthaus Organ)
2 Oboen, Violinen I und II, Bratschen, Basso continuo (Samples Kirk Hunter Diamond Orchestra)
00:07 1. Andante 1 – Organo ad libitum – Andante 1
05:16 – Piano e Adagio
05:22 – Andante 2 – Organo ad libitum – Andante 2
09:03 – Adagio e piano
09:16 2. Largo e piano
12:02 3. Fuga
14:40 4. Adagio (Organo ad libitum: Passacaglia g-moll aus HWV 432, für Orgel bearbeitet)
18:53 5. Bourrée. Allegro
Die Sätze und ihre Reihung folgen der Hallischen Händel-Ausgabe, Serie IV: Instrumentalmusik, Band 8: Orgelkonzerte II, 1989 Kassel und Leipzig
Dieses einzigartige Concerto der Serie mit einem Pedal-Part wurde wahrscheinlich auf der Doppelmanual-Orgel im Lincoln’s Inn Fields gespielt. Zu diesen Anlass wurde wahrscheinlich eine der Tastaturen mit den unteren Registern verbunden. Es weist einen größeren und majestätischeren Zuschnitt auf als die früheren Konzerte aus Opus 4, die für die intimere einmanualige Kammerorgel geschrieben wurden. Der erste und der zweite Satz bilden zusammen eine einzige Chaconne über einen Generalbass, über den die Orgel eine Reihe von einfachen, aber fesselnden Variationen spielt. Im folgenden Largo gibt es einen Chaconne-artigen Bass, dem in der Hallischen Händelausgabe von 1989 eine Fuge und ein Adagio, das Händel als Organo ad libituum ausgeführt haben will, dem eine brillante und melodische Bourrée, das Werk würdig abschließend, folgt. Im Falle von Op.7 Nr.1, HWV 306, weist Händel darauf hin, dass als Organo ad libitum Teile oder die gesamte Passacaglia aus der Suite g-Moll HWV 432 für Cembalo gespielt werden sollen; die Partitur enthält bereits Zitate aus diesem Werk.
Dieses Werk entstand nach Händels eigener Angabe am 17. Februar 1740. Sein erster Satz (⁴/₄-Takt) im Andantetempo ist eine festliche Passacaglia von packender Gewalt des Ausdrucks, deren zweitaktiges Bassthema zwölfmal erklingt Dabei ermöglicht das konzertierende Gegeneinander von Orgelsolo und Tutti eine musikalische Profilierung im Sinne einer kunstvollen Variationsgestaltung. Wie bereits gesagt, ist Händels Orgelideal das einmanualige Positiv der Italiener, die bei der Orgel nur ein unselbständiges, angehängtes Pedal kannten. Deshalb ist von Wichtigkeit, wenn, im Gegensatz zu allen anderen Orgelkonzerten Händels, dieser erste Satz an bedeutsamer Stelle das Orgelpedal unter Verwendung einer virtuosen Figurationsthematik fordert. So sein Beginn mit dem Glockenmotiv der Violinen und dem zweitaktigen Basso ostinato:
Der Bourree (Alla-breve-Takt), die das Orgelkonzert abschließt, ist mit Recht nachgesagt worden, daß auch sie bei allem eleganten Schwung in ihrer Baßstimme an das Passacagliathema des ersten Satzes anzuknüpfen weiß:
Die letzten Orgelkonzerte lassen vielfach erkennen, das es Händel nach dem Eintritt der Erblindung reizte, im Konzertsaal auf dem Gebiet der musikalischen Improvisation, in der er von jeher Meister war, wieder des öfteren hervorzutreten. Gerade diese Orgelwerke, zumal die des Opus 4, die dem Volkstümlichen so nahe stehen, sind besonders geeignet, Handels Kunst im Rahmen festlicher Stunden weitesten Kreisen nahezubringen.
Walter Serauki