Die 650-Jahr-Feier Juni 2005

Am 13. Mai 1355 wurde unser Dorf Gehaus in einer Urkunde des Klosters Allenstein bei Bad Salzungen genannt. Der Grund dafür mag simpel sein: sowohl Kloster Allenstein als auch das Amt Lengsfeld (einschl. Gehaus) gehörten denen von Frankenstein. In politische Machtkämpfe verwickelt und dabei als Verlierer wirtschaftlich geschwächt, verkaufen die Frankensteiner 1317 und 1326 sowohl Stadt und Burg Lengsfeld (Stadt wird der Ort schon damals genannt) als auch Cent und Gericht Dermbach an das Stift Fulda. Was vorher und bis zum Kauf durch die Boineburgs im Tal der Schwarzen Oechse auf dem Platz unseres heutigen Gehaus geschah, weiß bisher niemand wirklich.
Der eher zufällige Fund dieses Urkundeneintrages aus dem Jahr 1355 zum Jahreswechsel 2004/2006 in einem Weihnachtsgeschenk beflügelte dem Heimatpflegeverein zu Unglaublichem: Innerhalb eines halben Jahres wurde eine 650-Jahr-Feier organisiert, die alle Erwartungen übertraf.

as Fest begann am Freitagabend, dem 15. Juli 2005 mit einem leichten Regen, doch ließ sich davon niemand aus dem Park vertreiben. Dem Herold und Minnesänger Adalhalm von Eselstieg gelang es mit kräftigem Blasen auf seinem Donnerwetterkrummhorn den Regen zu vertreiben.

Doch Ritter Sven von Grünhausen schien den Künsten des Herolds nicht so recht zu trauen, besorgt versucht er sein Misstrauen hinter vorgehaltener Hand zu verbergen. Die Schildwache blieb cool, sie stand ja nun im Trockenen, während der Novize Maximilian gesenkten Hauptes seinem Meister zu Hilfe eilt: Doch der Wettergott erhörte Adalhalm und war den Gehausern hold – der Regen verzog sich.
Unter dem Schutz der Schildwachen verkündete Ritter Sven von Grünhausen die Ortschronik, die politischen Lobhudler walteten ihres Amtes, kündeten von ihren großen Taten und träufelten ihren Honigseim in die entzückten Ohren der Gehauser und der fürbass staunenden Gäste. Ich will sie nicht aufzählen, die da redeten, ihr kennt sie und seht sie in der Diashow – alle haben ihrer individuellen oder politischen Wahrheit gefrönt und teilweise mit Humor verkündet.

Das Zitat, das Dr. Götz Boyneburg aus den Tagebüchern und Aufzeichnungen Leonardo da Vincis erinnerte: „Die Wahrheit war immer nur eine Tochter der Zeit“, ließe sich aus Sicht der heutigen Hirnforschung noch entschiedener relativieren – sie ist immer auch eine ganz persönliche Sicht des Vortragenden – zur unerschütterlichen Wahrheit der Menschheit, zu ihrem Selbstverständnis wird sie nur durch den einigenden Glauben an sie, wie Pfarrer Thomas Göhring in seinem abschließendem Grußwort offenbarte.

Danach wurde es entspannter auf der Bühne, es durfte sogar gelacht werden. Zum Höhepunkt wurden der Markgraf Reinholdus Augustus der Gewichtige von den Werraauen mit seiner Markgräfin Manuela die Edle zu Baiersfuße zu Schutz und Frommen des Festes auf das Schwert eingeschworen und ihnen Ritter und eine Hofgesellschaft beigestellt. Mit Musik und Tanz huldigten die Hofgesellschaft und „Die Radugas“ dem edlen Markgrafenpaar bis in die Nacht.

Am Samstag dann war der Sommer endgültig zurückgekehrt, das Dorf war geschmückt mit gegenständlichen Erinnerungen an eine vergangene Zeit, die um vieles schwerer als die heutige war. Selbst ob sie gemütvoller war ist jedoch zu bezweifeln, wenn man alleine den Zusammenhalt des Dorfes bei der Organisation des Festes bedenkt.
Das Mittelalterspektakel stieg dann am Mittag mit Gauklern, den Spielleuten von Levant, „Dippolds Erben“, den Turnieren der Ritter „Les Affreux“, dem Ziegenbock Todo mit Herrchen Protzmann aus Unteralba, vielen Marktständen und endete in der Nacht mit der Gruppe „Seldom Sober Company“, beeindruckend der Geiger Tony Geiling mit seinen Soli auf der Geige.
Nach diesem vollendeten Samstag sollten die Ergötzungen kaum mehr überboten werden können: der Sonntag sollte mich eines besseren belehren, nicht nur das Wetter hatte zugelegt, auch die Besucherzahlen und die Einfälle der Gehauser beim Festaufzug übertrafen alle Mutmaßungen. Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst, bei dem Superintendent Andreas Müller die Predigt hielt, der Posaunenchor Stadtlengsfeld und die vereinten Kirchenchöre von Oechsen und Gehaus die musikalische Umrahmung darboten.

Dass es den Schwartzen Frieder noch immer gibt, wenigstens seine räuberischen Erben, wer hatte das nicht schon immer geahnt, wenn er aus einem Einkaufszentrum nach Hause kam. Und so wundert es nicht, wenn er seinen geschundenen Freund vom Galgen rettet, so geschehen in der Nacht vom Samstag zum Sonntag im Juli 2005 zum Dorffest in Gehaus:

Der Schwarze Frieder - geschunden am Galgen
Diashows mit Musik [shockwave flash animationen]:
Lauter Lust, wohin das Auge gafft:


Bücher und DVD über Geschichte, Landschaft und Kultur der Rhön und Thüringens
– nach Themen sortiert –


 

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