Höhen und Täler im und am Tullifeld

Auf die Berge laßt mich gehen,
Will dem Himmel näher stehen,
Der Erde Wellen übersehen! . . .

Das Steigen macht wohl müde Glieder
Doch, komm’ ich in die Täler nieder,
Werd’ ich gemütlich frischer wieder !! . . . .

Tullifeld’s Höhen gehören mit zur Rhön! vergl. Heft I. 10-12. Wir wollen darum über dieses hessisch-fränkische Gebirge Folgendes voraus mitteilen:

In einem intressanten Werkchen von Frd. Spieß: ,,Physikalische Topographie von Thüringen und Rhön“ heißt es: Die Rhön beträgt in ihrer größten Längenausdehnung, in der Richtung von Salzungen nach dem Südwestendpunkte (bei Burgsinn) etwa 82 Kilometer = 11 Meilen, in ihrer bedeutendsten Breite hingegen noch nicht 60 Klm. = 8 Meilen; im Ganzen eine Fläche von 2700 Qdtkilometer = 50 Quadratmeilen.

Das eigentliche Rhöngebirge scheidet man 1. in die hohe oder lange Rhön, ein über 3 Meilen langes, 2 Meilen breites Plateau innerhalb der von Kaltensundheim nach Bischofsheim, Poppenhausen, Kleinsassen und Hilders gezogenen Luftlinien, mit welligen Einzelhöhen; 2. in die südliche oder waldige Rhön, welche sich von der hohen Rhön gegen die fränkische Saale erstreckt; ihr gehört der 928 m hohe ,,heilige“ Kreuzberg mit dem fast gleichhohen, weiten ,,Dammersfelde“ nordwestlich hin an; 3. die kuppenreiche Vorderrhön, die von der ganzen Nordseite der hohen Rhön nach Süden, von den östlichen Höhen des obern Fulda-, Haun- und Unterulster-Grundes nach Westen, dann nördlich und östlich von einem, am linken Werraufer von Vacha aus bis Römhild heraufstreichenden ovalen Bogen (der drei Viertel des Tullifeldes umschließt) eingefaßt ist.

Als große, hohe, gedeckte, trügerisch gegründete Wasserbassins breiten sich im Rhön-Hochplateau die Moore aus, es sind ganz flache sumpfige Strecken: 1. das rote Moor, 821 m über d. Sp. d. Ostsee, an 1000 Morgen Fläche, soll 24 Fuß tief sein, liegt nach den von uns angenommenen Grenzen des Tullifeldes wohl mehr außerhalb desselben, in neupreußischem Gebiete zw. Ulster- und Fuldaquellen. 2. das schwarze Moor, 1 Stündch. südl. vom weim. Dorfe Frankenheim, östl. vom Querenberg im bayrischen Gebiete, zwischen Fladungen und Wüstensachsen, 782 m hoch gelegen, auf 500 Morgen Fläche geschätzt; sein Moos wird schwarz; 3. das noch höher als die vorigen gelegene, aber kleinere braune Moor, ¾ St. südöstl. von Wüstensachsen aus, zw. dem Hochpolster und dem Stürnberg an der bayrisch-preußischen Grenze. Das rote Moor hat seine Ausgänge nach dem Fuldatal, das schwarze nach dem Streugrund (zum Main) und das braune teils nach diesem, teils nach dem Ulstergrunde ab, so daß das Feldagebiet von diesen morigen, der Gesundheit nicht ganz zuträglichen Wassern unberührt bleibt.

Zwischen den 3 Rhönmooren läßt die Sage schattenhafte Schreck- und Neckgeister, besonders in herbstlichen Nächten wandeln; hüllt sich dort die Natur auch oft schon bei Tage in dichten Nebelschleier, so zündet doch bei Finsternis allzugefällig der Rhönkobold die verlockenden Irrlichter dem Wanderer an.

Wasserfassende und wieder wasserablassende, zugleich meist auch ,,wasserscheidende“ Höhen sind, außer den in Heft I S. 11 bei Tullifelds Grenzen schon genannten 6 Bergen, besonders noch die folgenden zu bezeichnen:

a. In der Richtung von dem im Streu-Elsbachgebiet, südl. von Ostheim sich erhebenden Heidelberg = 520 m über der Ostsee, bis zu dem zwischen Oberfulda und Oberlütter befindlichen Ebersberg (680 m) finden wir wieder 6 erhabene Punkte: 1. der Gangolfsberg = 740 m, zw. den Quellen der Bahre und des Elzbaches; 2. der Stellberg (bei Wüstensachsen) 891 m, nordöstlich von der Ulsterquelle; 3. der Schafstein, 830 m, zw. den Zuflüssen der Oberulster und des Brandbaches; 4. die große Wasserkuppe, 973 m, die nie leer werdende Speisekammer der südöstlich daran liegenden Fuldaquelle; 5. die Pferdekuppe (Pferdekopf), 902 m, zw. Fulda- und Lütterquelle; 6. der Wachküppel, 706 m, zw. dem Oberlaufe der Fulda und der Lütter.

b. In der Richtung vom Ebersberg zu dem im nordwestlichsten Tullifeldwinkel sich zeigenden Soisberg ist 1. der schwarze Hauck, 668 m, zw. der Oberlütter, die zur Fulda, und zwischen der Wanne (mit dem Igelbach), die zur Haun geht; 2. die Milseburg, 845 m, zw. dem Bieber- und Scheppenbach; 3. der Bomberg, 685 m, östlich an der Nässequelle, 4. der Bocks-(Box)berg, 558 m, zw. den Nüsterquellen und dem Habelbach; 5. der Habelberg, 707 m, zw. dem Habelbach und der westl. Mittelulster; 6. davon östl., über dem rechten Ulsterufer, der Engelsberg, 736 m, aus dem die Lotte und der kleinere Hunds- und Fischbach kommen; 7. nördlicher, links der Ulster, der Rockenstuhl, 529 m, zw. dem Apfel- und Geisabach; 8. rechts der Ulster der Schleidsberg, 495 m, zw. der Kohlbach u. Breme.

c. Vom Soisberg, der den Tafte-, Rans- und Mansbach-Bezirk beherrscht, finden wir in einem großen östlichen Bogen: 1. rechts der Unterulster den Ulsterberg, 476 m, zw. dem Sünna- und Mosawasser; 2. den Öchsen(berg), 621 m, zw. der Sünna und Unteröchse; 3. den Dietrichsberg, 668 m, zw. Sünna und Merbächlein; 4. schräg von diesem, südl. vor dem ,,Riemen“ den Bayer (Beyerberg), 706 m zw. der Oberöchse und dem Albawasser, der Unterfelda und der Kambach; 5. von diesem nordöstl., jenseits des Feldatals, das Jungholz mit dem Galgenberg, 500 m.

d. Vom Bleßberg (s. Heft I. S. 11 u. III S. 81: Das ,,Jagdschloß“ auf dem Bleßberg) (links d. Werra, zw. d. Quellen der Pfitz oder Hunna, des Polsambachs und des zur Rosa mündenden kl. Fischbachs gelagert,) steigen wir ab 1. zur Stoffelskuppe, 616 m, zw. der Rosa und den Abflüssen des Bernshäuser- und Schönsee; dann wenden wir uns über Roßdorf hin 2. zum Gottesköpfchen hinüber, 570 m, zw. der nördl. rieselnden Kohlbach und den Schwarzbachquellen; 3. von da südlich zum breiten Hahnberg, 668 m, mit der ,,Amönenhöhe“; er giebt 3 Quellen des Schwarzbachs,wie die des Flöh- u.Katzbachs ab.

e. Von der Geba aus beschreiben wir einen südwestl. Bogen und gelangen 1. zur Diesburg, 709 m, zw. der Katzbachquelle, dem kl. Wombach und der Oberherpf; 2. zur Altmark, 676 m, zw. den Felda- und Herpfquellen; 3. zum Ellenbogen, 813 m, zw. der Weyd-, Streu-, Leubachs- und westlichen Feldaquelle; 4. zur Rotherkuppe, 723 m, zw. den Stättenbach u. der Bahre. (Forts. folgt nach der Schilderung des Ulster-, Felda- u. Öchse-Gebiets!)


aus
C. E. Bach
„Im Tullifeld“
Eine historisch-landschaftliche Umschau in engerer Heimat
– der Vorderrhön –


Bücher und DVD über Geschichte, Landschaft und Kultur der Rhön und Thüringens
– nach Themen sortiert –


 

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