Graf Berthold VII. „der Weise“
Von 1284. an war dieser Berthold regierender, von 1310 an auch gefürsteter Graf. Er war einer der größten Staatsmänner seiner Zeit, besaß trefflichen Verstand, beurteilte die oft sehr verwilderten politischen Verhältnisse auf das richtigste, genoß allgemeines Ansehen und Vertrauen, wurde öfters zum Schiedrichter und Vormund erwählt, war viel auf Reisen in Angelegenheit des Kaisers und Reichs, trug viel zur jedesmaligen Wahl des neuen Kaisers bei und wurde der Geheimrat und Liebling dreier Kaiser (Albrechts l., Heinrichs von Luxenburg oder Lützelburg und Ludwig des Bayern). Seine Persönlichkeit, seine Haltung, sein Umgang und Benehmen, seine Sitten, seine Beredsamkeit u. a. schien ihm die Gunst Aller erworben zu haben. Kaiser Albrecht blieb auf seinem Zuge nach Thüringen (1307) nebst den Bischöfen von Würzburg, Bamberg und Speyer 2 Tage lang bei ihm auf Burg Wasungen. Kaiser Heinrich erhob, um sich seinem Berthold dankbar zu beweisen, 1310 die Grafschaft Henneberg-Schleusingen zu einer gefürsteten Grafschaft. Derselbe Kaiser gab ihm seinen zum König v. Böhmen bestimmten Sohn Johann nach Böhmen mit, wo er die Stelle eines obersten Verwalters und Erziehers des jungen Königs bekleidete. Im Jahre 1327. zog er mit Kaiser Ludwig und dessen Heere nach Italien und wohnte hier mehreren Reichstagen bei. 1337 beehrte ihn Kaiser Ludwig mit seinem Besuche längere Zeit auf der Burg zu Schleusingen. Derselbe ernannte ihn auch zum Statthalter der Mark Brandenburg und zugleich zum Vormund seines unmündigen Sohnes Ludwig. Im Auftrag des Kaisers warb Berthold auch um die Hand einer Tochter des Königs Christoph von Dänemark an dem Hofe zu Kopenhagen für seinen Mündel, den jungen Ludwig. Uebrigens war er auch ein guter Haushalter; er erweiterte durch Kauf u. a. seine Grafschaft bis zum Umfang eines wirklichen Fürstentums. Die Böhmen machten ihm zwar den Vorwurf, daß er mit andern ihr Land bedrückt und hart mitgenommen habe, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß er drei Viertel der erwähnten ,,neuen Herrschaft« mit dem erworbenen böhmischen Gelde erkauft hat; die Summe für den erlangten Besitz soll 19475½ alte Mark Silber betragen haben. – Unbestritten bleibt aber doch, daß er auf das Wohl seines Landes und Volkes sehr bedacht gewesen ist. An Mut und Tapferkeit gebrach es ihm auch nicht; er wohnte z. B. der Schlacht bei Mühldorf im Salzburgischen bei, die 1322 zwischen Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Bayern zum Sieg für diesen aus fiel, und er schlug den Grafen von Barby (bei Gauerstadt). Er verteidigte also seine Grafschaft möglichst gegen feindliche Einfälle und steuerte auch dem Unwesen der Fehden in seinem Lande, suchte Ruhe und Ordnung herzustellen. Am 15. April 1340 entschlief er im Schlosse zu Schmalkalden, im siebzigsten Lebensjahre. Diese Stadt, für die er eine besondere Liebe und die ihm Vieles zu verdanken hatte, erbat sich sein Herz; der übrige Leichnam wurde im Kloster Veßra beigesetzt.
Bertholds Sohn Heinrich (VIII). hatte die Gräfin Jutta, jüngste Tochter von Markgraf Hermann von Brandenburg (1312) zur Gemahlin bekommen, welche Verbindung der kluge Berthold zu Stande brachte. Diese Jutta besaß ein Viertel der „neuen Herrschaft“ als Heiratsgut, was Berthold wohl wußte. Seine jüngste Tochter, Elisabeth, vermählte sich mit dem Burggrafen Johann II. von Nürnberg. Dessen Enkel war der Burggraf Friedrich Vl., und da dieser von dem Kaiser Siegmund die Churmark Brandenburg durch Kauf (um 400 000 Dukaten) erhielt, so ist Graf Berthold VII. weiblicherseits einer der Stammväter des königlichen Hauses Preußen, der nun kaiserlichen Hohenzollern.
Da die Grafen von Henneberg im Ritterstande auch sehr angesehen waren, Graf Berthold VII. z. B. an 130 Vasallen (d. h. ihm dienstbare und lehnpflichtige Adelige und Ritter) zählte, so eignet sich’s wohl, später auch einen Blick in das Ritterwesen früherer Zeit im Allgemeinen, wie besonders in Bezug auf Tullifeld-Henneberg zu wagen.
Fürwahr, aus dem Geschlechtsregister
Kann man Fürstgrafen „von der Hennen“,
Mit Glanz und vielen Ehren, nennen;
Und die Nachfolger nebst Geschwister.
Die an Reichtum bescheid’ner steh’n,
Darf man dabei nicht überseh’n!
Zu bald nur brachte sie in Enge
Fürstlicher Aufwand und die Menge
Von Wogen in des Volkes Schichten,
Bei dem es anfing sich zu lichten:
Da gab es Kämpfe um den Glauben;
Auch Henneberg und Tullifeld;
Erfuhr die Wut durch Mord und Rauben!
Doch hielten aus als Heer- und Held‘
Bis zu dem letzten uns’re Grafen,
Mit dem „Haus Henneberg“ entschlafen.
aus
C. E. Bach
„Im Tullifeld“
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