Buxtehude: Präludium, Fuge und Chaconne C-dur BuxWV 137
Mit jeder neuen Orgelkomposition Buxtehudes mit der ich mich beschäftige wächst meine Bewunderung für diesen Komponisten. Er spielt mit einer Freiheit mit den Formen als säße er an der Orgel und improvisiert und doch klingt alles wie aus einem Guss als könne es gar nicht anders ausgedrückt werden. Fast jede seiner Kompositionen erscheint mir wie ein revolutionärerer Vorläufer von Bachs (?) Toccata und Fuge d-moll BWV 565, die dem Musikliebhaber auf dem flachen Land als Inbegriff Bachscher Orgelkunst bzw. der Orgelkunst überhaupt gilt – Dieterich Buxtehude belehrte mich eines anderen. In der verlinkten Biografie schreibt Hans Engel
Die cantusfirmus-freien Werke, Toccaten, diese nach dem Vorbild des älteren Frescobaldischen Variationsricercares verschiedene Fugen über ein nun sonatenmäßig abgewandeltes Thema zusammenfassende Präludien und Fugen, sind von kühner Phantastik.
Dieterich Buxtehudes Praeludium für Orgel in C-Dur Pedaliter, BuxWV 137 – bekannt als Praeludium, Fuge und Chaconne – ist kein sehr langes Stück (meist 4 bis 6 Minuten. je nach Interpret). Es besteht aus drei Abschnitten, von denen der erste ein freies Praeludium, der zweite eine Fuge und der letzte eine Chaconne, die über einem Ostinato-Bass mit einem sich ständig wiederholenden Harmonieschema entwickelt wird. Aber jeder Abschnitt ist verhältnismäßig kurz, und es gibt keine Pausen zwischen den drei (weshalb Buxtehude das ganze Stück einfach Praeludium nannte, ein Begriff, der zu seiner Zeit Werke sowohl mit vielen Abschnitten sowie solche mit wenigen oder auch nur einem umfassen konnte); Das Praeludium in C Pedaliter (BuxWV 137), eines seiner am häufigsten gespielten Orgelwerke, wurde uns in einer einzigen Quelle überliefert: in einer von Johann Christoph Bach kopierten Sammlung, dem Andreas-Bach-Buch.
Buxtehudes Praeludium in C ähnelt in einigen stilistische Zügen Georg Böhms Praeludium in C und Johann Sebastian Bachs Toccata in C, BWV 564; z.B. im thematischen Hauptmaterial, dem gebrochenen C-Dur-Akkord, der Entwicklung des Pedalsolo gegenüber dem Manual, der mehrteiligen und kontrastierende Struktur und der extrovertierten, manchmal heftigen und oft freudigen Affekte. Die Tonart C-Dur galt als passend für Fanfaren, trompetenartige Motive, heiteres Gefühle, aber auch Schlachten. Tatsächlich könnten die norddeutschen C-Dur-Stücke mit Pedalsolos vielleicht als die Battallas des Nordens angesehen werden.
Die Tatsache, dass Buxtehudes Praeludium in C buchstäblich die Eröffnung der ersten biblischen Sonate von Johann Kuhnau zitierte, die den Kampf zwischen David und Goliath gewidmet war, ließ es Hans Davidsson als plausibel snsehen, dass Buxtehude diesen besonders populären Kampf vor Augen hatte, als er sein Stück komponierte und hat dem Stück folgende musikalische Rhetorik, typisch für Orgelkompositionen in Stylus fantasticus, untergelegt:
Praeludium | |
Takt 1-11 | Goliath erscheint und demonstriert seine Stärke, einige Israeliten fliehen (Glissandi) |
Takt 12-19 | David demonstriert seinen Mut und seine Bereitschaft, Goliath zu bekämpfen |
Takt 19-22 | Der Zweifel und die Verzweiflung der Israeliten kommt zum Ausdruck |
Takt 22-30 | David überlegt und zögert. .. .. |
Takt 30-36 | Von den Menschen ermutigt, nähert sich David mutig Goliath |
Fuge | |
Takt 36-65 | David und Goliath kämpfenmiteinander |
Takt 65-67 | David wirft den Stein (Ende des Fugenabschnitts) |
Takt 68-74 | Goliath wankt, fällt zu Boden (absichtliche Dissonanz des gis im Sopran gegen das A im Bass) und stirbt. .. .. |
Chaconne | |
Takt 75-103 | Die Israeliten feiern den Sieg und jubeln. |