Johann Sebastian Bach: Concerto D-Dur BWV 972 für Orgel

eingespielt mit Samples der Riegerorgel im Konzerthaus Wien (Vienna Konzerthaus Organ)

J. S. Bach lernte die Musik des venezianischen Meisters Antonio Vivaldi in den frühen 1710er Jahren kennen, oder auch vielleicht schon etwas früher. Er war von seinem italienischen Kollegen beeindruckt. Der junge Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar, der Neffe von Bachs damaligem Arbeitgeber, hatte eine Vorliebe für italienische Instrumentalmusik, so dass Bach es sich zur Aufgabe machte, mehrere italienische (oder italienisierende) Instrumentalkonzerte – meist von Vivaldi, aber einige von Marcello, und sogar einiges von des jungen Johann Ernsts eigener Musik – für die Darbietung auf Cembalo solo (bzw. allgemein für Tasteninstrumente wie z.B. die Orgel) umzuarbeiten. Diese gefielen dem Herzog und Bach begann, Elemente des neuen italienischen Stils in sein eigenes Musizieren einzubeziehen. Die erste der Vivaldi-Konzert-Transkriptionen ist das Concerto in D-Dur, BWV 972, in Anlehnung an Vivaldis Konzert D-dur op.3 Nr. 9 für Violine, Streicher und Basso continuo (RV230).

Wie die Quelle hat BWV 972 drei Sätze, schnell-langsam-schnell. Der erste Satz, der keine Tempobezeichnung hat, aber damals im Allgemeinen immer als ein Allegro erkannt worden wäre, beginnt mit einigen pathetisch-aristokratischen Gesten, gewinnt dann an Schwung und hält diesen bis zu seinem Ende aufrecht. Bach transkripiert mehr als lediglich nur die Noten von Vivaldis Konzert und verdichtet sie auf zwei Notensysteme für einen Spieler; er verdickt die Texturen beträchtlich (Vivaldi liebte magere Musik, während Bach normalerweise volle, reiche, dichte Musik liebte), fügte eigene musikalische, kontrapunktische Einfälle.

Das folgende Largo (Larghetto bei Vivaldi, und auch in einigen Ausgaben des Bach’schen BWV 972) pulsiert in warmen Achtelnoten von Anfang bis zum Ende. Die Tutti werden aus diesen „einfachen“ homophonen Klängen gemacht, aber in den Solo-Passagen werden kleinere und flexiblere Linien in und um diese Pulsation gezogen.

Der dritte Satz ist ein tänzerisches 3/8-Takt-Allegro, das mit einem Duett in parallelen Terzen beginnt, und das Bach mit eigenen Passagen ergänzt, – Passagen, die bei Vivaldi gar nicht vorkommen.

Siehe auch den Beitrag: J. S. Bach: Konzert D-Dur BWV 972

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