Das Tal der Rosa
Lieblich wie der Name entfaltet sich die „Rosa“ zwischen den anmutigen, besonders den Ost-Horizont erhellenden Bergabhängen des „Bleß“ mit der südlichen „Stoffels- und ihm östlichen „Kilianskuppe“, der Ruine Frankenberg (450 m) und dem 482 m hohen „Abtswalde“; dem gegenüber liegt südöstlich die schon erwähnte Kupferwand, den Talausgang schützend, vor. – Wenden wir uns zunächst der Haupt- und den Nebenquellen zu: Nahe vor’m Ursprung der „Rosa“ hebt sich der „Nebel“ (537 m), ½ Std. südl. aufwärts der Roßberg und östl. diesem der „Gotteskopf“, 512m.
Spieß schreibt: „Die Rosa entspringt im Bornteich, ⅜ Std. westnordwestl. von Roßdorf (s. I. S. 20, 60; II. S. 111 bis 114; III. S. 71). Die Seitenquelle ist der eigentliche Ursprung des Rosaflüßchens, wozu dann noch die Kohlbach (zw. Nebelberg und Steinkopf) kommt. Der Ort Roßdorf ist meiningisch, 2 Std. von Dermbach, 160 Häuser (im Jahre 1882).[1] Die merkwürdige Seitenquelle (auch Seiden- und Simonsquelle geheißen) entspringt auf einem Hügel eines Gärtchens am Westende des Ortes, bildet ein regelmäßiges, etwa 12 Fuß im Quadrat haltendes, 10 Fuß tiefes Becken, dessen Boden und hoher Rand bis zu 8 Fuß auf mit zuckergußartigem, weißlichen Tuffkalk spiralförmige Krusten angesetzt hat, die bei gutem Wetter im Wasser bis zum tiefen Centrum durchspiegeln. Am äußern Oberrande, den grünes Moos und bunte Gräser zieren, ergießt sich das aufgestiegene helle Wasser überflüssig aus die unmittelbar daran liegende kleine Seitenmühle und speist außerdem fast unbemerkt mehrere Brunnen des Marktflecken. (Aus Roßdorfs Schicksalen des 19. Jahrhdt. sei hier nur das 1866 zwischen Bayern und Preußen blutige Gefecht erwähnt, (II. S. 113.) – Als höher gelegene aber doch schwächere Nebenquelle der Rosa ist „die Kohlbach“, welche von 500 – zu 400 m in einem Gründchen nach der Ostseite Roßdorfs fließt und da eine Mühle treibt. Zum Bereich der Ober-Rosa müssen wir nun zunächst das „Seegebiet“ zwischen dem „langen Rain“ (östlicher muschelhaltiger Abhang des Horn) und der westlichen Flur Roßdorfs berücksichtigen:
- den „Gräfensee“, westsüdwestlich (wie Spieß angiebt) vor Roßdorf, eine abhängige unregelmäßige Fläche, jetzt nur noch Wiese;
- den „Birkensee“, nördlich von Roßdorf, westlich vom Eichberg, eine zirkelrunde, ziemlich eingesunkene, moorige Wiesfläche, in deren Mitte der Rest eines einstigen See’s, ein unheimlicher, für unergründlich gehaltener Wassertümpel;
- die „Roßdorfer Kutte“, ⅛ Std. nordwestl. hinter dem freiherrlichen Parke, 1 Büchsenschuß vom Birkensee im Felde, wohin Promenadenpfad führt und um den herum Erlen, Tannen und große Kastanienbäume ihre Schatten werfen. Diese Kutte ist von den 3 See’n der interessanteste: In seiner äußern Erscheinung den 2 vorherbeschriebenen ähnlich; gering von Umfang, südwestl. mit buschigem, felsigen Rande, das Wasser ist von den Bäumen, von dem zu ihren Füßen umwundenen Rohr und Huflattich tiefgrün, fischreich, aber ruhig, fließt still in den Schloßteich, und das Ganze macht einen düstern, schwermütigen Eindruck ; angebrachte Ruheplätze unter den Bäumen dürften Lebenslustigen weniger behagen! – (Man hört erzählen, daß Knotten, die in die Kutte geworfen wurden, am Salzunger See zum Vorschein gekommen wären.) Spieß bemerkt noch: „Die ganze Gegend von Roßdorf-Rosa mit ihren Basalt-, Sand- und Kalkrücken, Tiegeln, Mulden und See’n ist sehr merkwürdig in geologischer und geognostischer Hinsicht . . . Es müssen hier dem Anschein nach gewaltige plutonische und vulkanische Kräfte zusammengewirkt haben!“ –
In ¾ Std. von Roßdorf geht’s, die „Rose“ zur Seite im traulichen Gründchen nach Rosa; meiningisch wie alle an diesem Bache befindlichen Ortschaften; (s. III. S. 72); nur ¼ Stdch. abwärts gelangt man zu dem geringen, aber schmucken Dörfchen Georgenzell (s. III. S. 83), dialektisch ,,Jörgenzell«, ursprüglich Witzigendorf, seit der Gründung seines ehemaligen, jetzt selbst als Ruine verschwundenen ,,Cisterzienser« Mönchskloster oft auch ,,Wolfszell« genannt; etwa 23 Gebäude, vor wenig Jahren erst durch eine eigene Schule auf dem alten Klosterplatze bereichert.[2]
Von Hellmers[3] ab krümmelt sich nun südöstlich die Rosa im etwas weiteren Wiesengründchen nach Wernshausen und mündet da in die Werra; ihr Lauf beträgt 2½ Std. völlig. (s. II. S. 116), „Vernshusen“ ehedem, ist von jeher ein Holz-Flößeplatz, links am Werrastrom; die Rosa zieht mitten durchs Dorf, das heutigen Tags durch die frequente Werra-Eisenbahn, mit der Nebenlinie Schmalkalden nach Stille, Steinbach und Brotterode, mehr als neben dem früher regeren Betrieb des Tabaksbaues, besonders in Fabriken sich hebt.
aus
C. E. Bach
„Im Tullifeld“
Eine historisch-landschaftliche Umschau in engerer Heimat
– der Vorderrhön –
[1] „Der Dichter Ernst Wagner, vorzüglichster Schüler von Jean Paul war da geboren“ n. Spieß.
[2] Das Klösterlein Georgenzell wird wie die ehemaligen Klöster am und im Tullifeld im V. Hefte unserer Umschau genügendere Besprechung finden!
Schreiten wir nun, zwischen grünenden, holz-, wild-, heide- und sandreichen, zu beiden Seiten sich erhebenden Höhengeländen das durch eine alte, ,,Heerstraße« (I. S. 46 u. II. 114.) jetzt stillere, frischere Rosatälchen bequem entlang, so ladet uns bald, (nach 30 Minuten) ein anderes nettes Dörfchen zu gemütlicher Einkehr, nämlich Helmers. Vor diesem Orte oberhalb mündet das kleine ,,Fischbach«-Wasser zur Rosa, am Zusammenstoß von 4 Tälchen. – Nördlich von H. nach einem Aufstieg von 10 Min., kann man in die Ruine Frankenberg (s. II. S. 114) eintreten.
Früher sagte man:
„Ros’ ist los, Georgenzell ist sein Gesell,
Hellmers ist nah dabei, — sind der losen Dörfer drei.“
[3] Auch „Helmers (Helmerichs) nur ein Kirchdorf.“. 1815 passierte Franz mit der k.k. Armee das Rosatal (nach Brückner)
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