Die Kem’nate und die Blumenburg
zu Oepfershausen
Nehmen wir wieder einmal die Karte des Rhöngebirgs von Dr. Hoßfeld zur Hand, so finden wir es ganz leicht, von Kaltennordheim östlich, vom Riederholz aus die ,,horizontalen Schichten« des Hahnbergs auf- und, am Amönenhof vorüber, vor Oepfershausen an der „Krücke“ wieder abzusteigen. Der Fußweg durch Wald und Feld dahin ist jedenfalls im Sommer angenehmer, als die links über Kaltenlengsfeld und rechts über Unterkatz weit ausbiegenden Chaussee’n.[1]
Oepfershausen (s. Heft I S. 20 und 60), Ophrideshusen, 1183, dann Ophershusen besteht (n. Brückner) aus den zwei Höhen „Liwarth und Wiesgarten“ und dem Teil, der zwischen ihnen liegt; er ist am Mühlwasser erbauet, das aus dem Flöhbach, Weidigs- und Gerthswiesenbrunn sich sammelt. – Im Unterdorfe sind zwei Schlösser, wovon das eine jetzt als Pächterwohnung, das andere als Förster- und Gärtnerwohnungen dient. Hier ist auch ein aus vier früher selbständigen Rittergütern bestehendes Staatsgut (Domaine). Die zwei Burgen und viele Höfe und Güter kamen zuletzt durch Heirat und Ankauf an die Familie von Auerochs. Außer dem altadligen Geschlechte von Oepfershausen waren hier die Vasolt, Strit, Narben, Hohnberg, Witgenstein, Gebin, Link, Stein von Altenstein, Uttenrode, Schlotthauer, Heerda und Aueroehs (Urochs) ansässig. Jene besaßen die alte landesherrliche Burg (Kemnate=Frauenburg und Schloß) daselbst nebst bedeutenden Gütern und Lehnschaft und Erbzinsen, diese die Blumenburg (Blumburg), welche zuerst die von Liohtenberg, dann die von Revetheal und von Stein besessen hatten. Heim bemerkt noch: Seit anno 1420 ist der Ort von den Herrschaften von Auerochsen, Heerda und von Stein besessen gewesen. Die Auerochse sollen aus Bayern herstammen und ihren ersten Ansitz zu Mehmels (1 Std. östl. von Oepfershausen) genommen haben. Fürst Wilhelm belehnte 1427 den Simon von Urochs mit der Kem’nate von Oepfershausen.“ Die Familie der Herren von Heerda, die hier 2 Rittergüter besaßen, starb 1711 zu Oepfershausen aus, und die Blumenburg sammt den Gütern ging käuflich an die „von Auerochs“ über. Bis dahin waren die Einwohner in Civilsachen drei Herrschaften unterworfen. Die von Auerochs hatten nach und nach alle Höfe und Güter in Oepfershausen bis auf den ,,Rachenhof« (ein sinnershäuser Gut) an sich gebracht. 1731 erlosch auch dies Geschlecht mit Friedrich v. A. (schwedisch-hessischer Obergeneral s. Heft I S. 60), und es fielen nun dessen mannlehnbaren Güter und die Gerichte zu Oepfershausen und Oberkatz an den Landesherrn heim. Das von Auerochs’sche Schloß wurde 1800 abgebrochen und ein Teil davon zum Liebensteiner Haus verwendet.
Ueber die Blumenburg schreibt Heim besonders: „Diese haben zuletzt die von Heerde inne gehabt. Durch Vergleich vom 28. Jan. 1624 erhielten am 28. Sept. die edlen und vesten Wolf Hermann und Andreas Wilhelm das Eigenthum der Grafschaft Henneberg, nämlich die Blumenburg, die Schäferei und Schenkgerechtigkeit zum halben Teil, die andere Hälfte die Auerochse, mit dem „Seegesborn“ das Eichholz, den Hohenberg samt der Gerhardswiesen.“ Andreas Wilhelm von Heerde erzeugte mit Eva von der Tann den Lucas Melchior, 1624 geb. zu Lauchröden, und dieser wurde 1666 d. 28. Febr. auf der untern Blumenburg copuliert mit Marg. Cathar., Joachim Christoph von Honigkens Tochter.“ – Im schönen Garten des obern Schlosses sind auf der innern Seite der Ringmauer interessante Inschriften und verschiedene vollständige Wappen Oepfershäuser Adelsfamilien fein eingemeißelt.
Mächtig gebieterisch erhebt sich westlich am ehemaligen Freiherrnsitz über dem alten „See zum Burns“ ein steiler, aber am Scheitel üppig bewaldeter Felsenvorsprung an der „Krücke“, von wo man sich am flachern Hügelgefilde des Katz,-, Schwarz- und Rosabachsgrundes erfreuen kann.
aus
C. E. Bach
„Im Tullifeld“
Eine historisch-landschaftliche Umschau in engerer Heimat
– der Vorderrhön –
[1] Für den ziemlich starken Verkehr zwischen Kaltennordheim und Wasungen über Oepfershausen wäre solch kürzerer Weg von Forst- und Gemeindeverwaltung wohl fahrbar zu machen und dadurch einem Bedürfnis leicht abgeholfen. Von Oepfershausen nach Kaltennordheim bei Nacht über den Hahnberg die Fußpfade zu passieren ist höchst bedenklich, wie ich selbst in Gesellschaft mit Hoßfelds Vater erlebt habe. –
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