Rhöngeschichte(n)

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Über Geschichtsschreibung

Will man über die Ur- und Frühgeschichte des Dorfes Gehaus schreiben und sich nur auf geschriebene Urkunden berufen, dann ist für die Zeit vor 1355 n. Chr., der ersten nachweisbaren schriftlichen Erwähnung des Ortes Gehaus, über dieses Dorf fast nichts zu sagen. Freilich wird auch dieser Flecken nicht unbewohnt gewesen sein, wenn fast alle Dörfer der Umgebung schon um die Jahrtausendwende oder früher in Urkunden oder Kirchenbüchern Erwähnung finden und Bodenfunde eine Besiedlung unserer Flur schon seit mehreren tausend Jahren beweisen.
Um also irgendetwas über diese frühen Bewohner zu finden, vergräbt man sich in Geschichtsbücher und findet bald diese Beschäftigung so spannend und lehrreich, dass man sich immer tiefer in diese Materie stürzt, wenn auch immer nur als interessierter Laie. Je weiter man sich auf dem Zeitpfeil zurück bewegt, um so geografisch breiter muss man seine Suche anlegen. Man kann nicht mehr nur in der Rhön suchen, man fühlt sich auch als Thüringer, sucht nach deren Vorfahren oder besser versucht sich die Frage zu beantworten, wodurch wurden wir als Gehauser, was wir sind?
Die Ergebnisse dieser Suche findest du in diesem Rhön-Ordner, den ich zusätzlich zum Gehaus-Ordner präsentiere. Es handelt sich eigentlich um ein Nebenprodukt, das sich fast zum wesentlichen, weil für mich spannendsten Teil meiner Erkenntnisse wurde. Nicht dass diese Fakten und Deutungen wirklich neu wären, nur für mich gingen sie inhaltlich und in der Wertung weit über das hinaus, was wir im sozialistischen Geschichtsunterricht zu hören bekamen.
Immer war es im sozialistischen Geschichtsunterricht der Kampf zwischen den gut sein wollenden Menschen (den Ausgebeuteten) und den böse sein wollenden (den besitzenden Egoisten), der in einem dialektischen Widerstreit die Ereignisse vorantrieb. Doch scheint mir diese Kategorisierung sehr ungerecht, da wir alle sowohl verständnisvoll als auch ungerecht sind, es hängt ganz von der Situation ab, wie wir uns verhalten. Immer wollten alle nur das Beste: für sich, für ihre Angehörigen, für ihr Dorf, ihr Volk, ihr Land… oft bis zum bitteren Ende und komme, was da wolle – auch für die ganze Menschheit. Wenn sich dieses „Beste“ nicht im zähen, manchmal ermüdenden Ringen der unterschiedlichsten Meiningen als allgemein akzeptierter Konsens herauskristallisiert, sondern sich die „Nächstenliebe“ quasi als „Erleuchtung“ eines Propheten, als die momentan billigst zu habende Befreiung aus einer als unerträglich empfundenen Situation auf die Völker herabsenkt, dann muss sie wohl zum Totalitarismus verkommen.
Selbst ein Hitler hatte seine Ideale vom „Empor ins Reich der Edelmenschen“, träumte auch von einer Kitschwelt, wie sie in den Romanen von Karl May ersponnen wurde. Seine Ideen waren so primitiv, dass sie jedermann auf der Straße für die neue Religion von Gerechtigkeit, Zucht und Ordnung halten konnte – im allgemeinen Chaos von Inflation, Weltwirtschaftskrise und einer verwirrenden Vielfalt der möglichen Sichten auf die Welt in der Weimarer Republik. Man wollte endlich seine Ruhe und ließ sich gerne vom großen VerFührer die Scheuklappen des Gutmenschentums der germanischen Rasse anlegen. So rannte man blind in die Sackgasse einer engen Geisteswelt, die Widerspruch über Widerspruch zur realen Welt anhäufte und aus der es nur einen Ausweg gab – die Zerschlagung des gordischen Knotens, den man selbst geknüpft hatte, mit dem Schwert.
Kurz und knapp: So wurde mir Geschichte endlich verständlich, nicht als zielstrebige Entwicklung von einer historisch notwendigen Epoche zur andern mit hehrem Ziel Kommunismus. Wie denn wäre die Menschheit in diesem Modell selbstbestimmter? Wäre sie nicht auch nur getrieben von einem außermenschlichen (unmenschlichen?) historischen Prinzip, dem sie sich nur zu beugen hätte, um als eingebildeter Selbstgestalter ihrer Zukunft anzutreten – ein Widerspruch, wie mir nun scheint. Ein Widerspruch, der mich so faszinierte, dass ich Geschichte neu sehen musste: Als eine Folge von Zufällen, deren Wahrscheinlichkeit durch äußere Bedingungen und menschliches Verhalten in eine bestimmte Richtung gedrängt wurde, in deren Folge sich neue Möglichkeiten auftun, die aber auch zu ausweglosen Situationen führen konnten. Doch nie erlaubte es die Vielfalt der Einflussgrößen das Ergebnis allen menschlichen Bemühens langfristig als determiniert anzunehmen. Daher scheint uns nichts anderes übrig zubleiben, als unseren unbestimmten Weg in kleinen Schritten zu gehen, denn wir wissen nicht wirklich, was uns hinter der nächsten Wegbiegung der Zukunft erwartet.
Dies verinnerlichend, bekam die Thüringer Geschichte seit dem Homo erectus bilzingslebensis vor 370.000 Jahren langsam ein vertrautes, erfühlbares Gesicht, wurden Indogermanen, Kelten, Germanen und Thüringer der um sie rankenden Mythen entkleidet – der Blick auf die Wahrscheinlichkeiten des Geschehenen wurde klarer.
Die einzelnen Seiten erklären sich durch ihre Titel. Fast allen Seiten – auch dieser – habe ich weitergehende Literatur als PDF-Dateien hinzu gegeben, die die geschilderten Ereignisse in ihrer historischen Bedingtheit besser verstehen helfen sollen.
Die „Berühmten Rhöner“ beschränken sich, meinem besonderen Interesse geschuldet, vornehmlich auf Musiker und einige Literaten. Folglich kann man sich auf dieser Seite auch Musikbeispiele anhören.
In die Herrschaftsgeschichte der Rhön, die mich nebenbei gesagt nicht sonderlich interessiert, kann sich der Interessierte im „Kronfeld“ detailliert für fast alle Orte im heutigen Wartburgkreis vertiefen.


persönliche Rhön-Highlights

Die Wartburg verband sich im Laufe der Jahrhunderte mit bedeutenden Höhe- und entscheidenden Wendepunkten deutscher Kultur und Geschichte. Hier fand Luther Schutz vor päpstlichem Bann und Reichsacht des Kaisers. Sein in Worms nicht widerrufenes Gedankengut gab den sich protestantisch gebärdenden Fürsten die Handhabe, sich der Klöstergüter zu bemächtigen und sich wider das Kaisertum zu stellen, den Bauern die Ideologie, die sie den Bauernkrieg als in ihren Augen gerechten Krieg doch voller Hass und Rachsucht gegen die drückende Ausbeutung durch Klöster und Dienstherrschaft führen ließ. Noch nach einhundert Jahren bewies der 30-jährige Krieg dass Überzeugungen Menschen in Feindschaft trennen. Freilich, alles das wollte Luther nicht! Aber er hat auch den Deutschen während des Aufenthaltes auf der Wartburg durch seine Bibelübersetzung eine einigende Sprache gegeben. Es wäre noch viel mehr zu erzählen, man findet dies auch im Kronfeld. Eisenach würdige ich unter „Berühmte Rhöner – Eisenach“.
Schloss AltensteinMeiningen mit Schloss Altenstein repräsentiert für mich die Kulturmetropole in unserem Raum. Über die kulturelle Bedeutung Meiningens findest du mehr in dieser Webseite. Brahms wurde durch den Klarinettisten Mühlfeld aus Meiningen zur Komposition des Klarinettentrios und des Klarinettenquintetts angeregt. Auf Einladung des Herzogpaares von Sachsen-Weimar weilte der Komponist 1894 und noch einmal 1895 auch auf Schloss Altenstein. Hier kannst du dir Musik von Brahms anhören.

Walldorf ist eine ehemalige Sandmacherhöhle nun als Märchenhöhle zu bewundern. Sandmacher: früher wurden zum Wochenende die rohen Dielen der Wohnstuben in den Rhöndörfern mit Sand sauber gescheuert, der Sand dazu wurde hier gewonnen.

Der Burgsee in Bad SalzungenBad Salzungen ist mir eigentlich nur als ehemalige Kreisstadt im Bezirk Suhl und wegen des herrlichen Burgsees, der nach der Sage eine unterirdische Verbindung zur Bernshäuser Kutte haben soll und auf dem wir als Kinder bei Klassenausflügen Kahn fahren konnten.
In Vacha ging ich zur Oberschule und wohnte vier Jahre (von 1956 bis 1960) im Hotel „Adler“, was natürlich damals kein Hotel war, sondern das Schulinternat der Johann-Gottfried-Seume-OberschuleDie Werrabrücke in VachaDie Werrabrücke in Vacha war Grenzgebiet und tabu für uns Oberschüler.

Geisa, der Gebortsort von Athanasius Kircher , ist heute wohl vor allem durch das in der Nähe liegende Grenzmuseum Rhön, den Point Alpha, bekannt.


Der Ibengarten bei Dermbach

Diese Beschreibung des Ibengarten stammt aus dem Jahr 1911. Das originale, gedruckte Exemplar  wurde mir von meiner Schwester Anneliese geliehen. Ich habe es mit „Free OCR“ gescannt, das auch Frakturschrift erkennt, mit eigenem Text ergänzt und in eine PDF-Datei umgewandelt:

Der Ibengarten - Ein Eibenhain im Neuberg bei Glattbach-Dermbach in der Rhön


Das verwunschene Schloss

Harry Gerlach: Das verwunschene Schloss – Heimat- und Sagenbuch der thüringischen Rhön. Dieses Heftchen ist in der DDR durch den Rat des Kreises Meinungen veröffentlicht worden.

Harry Gerlach: Das verwunschene Schloss

Es wäre schade, wenn diese Broschüre die Wende nicht überdauerte, da sie einen umfassenden Schatz an Sagen der thüringischen Rhön enthält. Weil ich eine Suchwortfunktion für meine Recherchen brauchte, habe ich dieses Heftchen gescannt. So dachte ich, es sei nützlich diese anderen Interessierten im Portablen Datei Format (PDF) zur Verfügung zu stellen. Eine Neuauflage konnte ich nirgends ausmachen.
Viele der Deutungen sind zwar auffällig ideologischen Scheuklappen geschuldet; man spürt allenthalben den erhobenen pädagogischen Zeigefinger sozialistischer Moral und Ethik – sind aber durch diese Auffälligkeit auch jedem, der nur an den Sagen interessiert ist, zumutbar.
Nr. 92 „Wie die Unterbreizbacher dem Teufel ein Schnippchen schlugen“ hat sich durch die historischen Ereignisse selbst in Frage gestellt, ich wollte diese sozialistische Moritat jedoch nicht selbstherrlich wegzensieren.
Die Seitennummerierung wurde so formatiert, dass die Seitenzahlen bei Duplexdruck beginnend ab Seite 1 außen zu stehen kommen.


Rhöner Rezepte

Hier nun noch einige von mir zusammengestellte Rezepte aus der Rhön, zum Onlinelesen oder Herunterladen auf den heimischen PC bitte anklicken!

Rhöner Rezepte


Bildergalerie


Bücher und DVD über Geschichte, Landschaft und Kultur der Rhön und Thüringens
– nach Themen sortiert –


 

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