J. Brahms: 6 Klavierstücke op. 118
Liste der Stücke und der Zeitpunkt ihres Starts im Video:
00:05 Nr. 1 Intermezzo a-moll (Allegro non assai, ma molto appassionato)
02:21 Nr. 2 Intermezzo A-Dur (Andante teneramente)
07:49 Nr. 3 Ballade g-moll (Allegro energico)
11:50 Nr. 4 Intermezzo f-moll (Allegretto un poco agitato)
14:45 Nr. 5 Romanze F-dur (Andante)
18:40 Nr. 6 Intermezzo es-moll (Andante, largo e mesto)
Hinter meinen verschiedenen MIDI-Einspielungen, die sich lediglich durch die räumliche Anordnung der Aufnahmemikrofone bzw. durch die verwendeten Pianosamples unterscheiden, verbirgt sich allerdings auch meine Lust auf Jux und Tollerei mit den dummen Robots, die die Aufnahmen nach Urheberrechtsverletzungen durchsuchen.
Video meiner Einspielung mit kombinierten Samples von Galaxy
Interpretation dieser 6 Klavierstücke op. 118 auf einem Bösendorfer Imperial
Dieser Bösendorfer basiert auf Samples eines edlen 290cm langen Bösendorfer Imperial Konzertflügels, berühmt für seinen kraftvollen Resonanzboden und seine um eine Kontraoktave erweiterte Tastatur. Er ist ein charaktervoller, energiegeladener Flügel mit einem druckvollen Bass bei gleichzeitigem sanftem Timbre im pp-Bereich. Er ist gleichermassen geeignet für Klassik, Jazz und Popmusik.
Gegründet von Ignaz Bösendorfer im Jahre 1828, ist Bösendorfer der älteste noch bestehende Flügelhersteller mit einer herausragenden weltweiten Reputation. Aufsehen erregte bereits 1900 der Imperial-Flügel mit 8 Oktaven Tonumfang (vom Subkontra-C bis zum c5), der auf Anregung von Ferrucio Busoni gebaut wurde. Mit seinen 290 cm war der „Imperial“ lange Zeit der längste in Serie hergestellte Flügel und ist bis heute das einzige Klavier mit 97 Tasten. Die zusätzlichen Tasten dienen in erster Linie für eine verstärkte Resonanz, sind aber mit Galaxy II spielbar. Der Bösendorfer Imperial ist berühmt für seinen kraftvoll klingenden Resonanzboden.
Der Vienna Grand wurde in den Hansahaus Studios in Deutschland aufgenommen, das einen ausgezeichneten Ruf für seine hervorragenden Jazz-Aufnahmen hat und dafür bereits mit zwei Grammys ausgezeichnet wurde.
Interpretation der 6 Klavierstücke op. 118 auf einem Steinway D
Heinrich Engelhard Steinweg, ursprünglich Klavierbauer der Steinweg Klaviere, wanderte 1850 von Deutschland nach Amerika aus. Im Jahr 1853 gründete Steinweg die Firma Steinway & Sons, bis zum Jahr 2006 hatte Steinway insgesamt 570000 Flügel und Klaviere gebaut. Der Steinway Model D 270 ist wahrscheinlich der populärste Konzertflügel überhaupt. Für den Galaxy Steinway wurde ein Steinway D in den Galaxy Studios in Belgien aufgenommen, einem der angesehensten High-End-Tonstudios in Europa mit eine hervorragend klingenden Konzerthalle. Das Instrument wurde von Studiobesitzer Wilfried van Baalen aus Dutzenden von Instrumenten bei Steinway/Hamburg ausgesucht. Die Aufnahmen wurden sowohl in stereo, als auch in 5.1 Surround durchgeführt.
Interpretation der 6 Klavierstücke op. 118 auf einem Blüthner Stutzflügel
Die Pianofortefabrik Blüthner in Leipzig ist einer der ältesten und renommiertesten Klavierhersteller der Welt. Blüthner-Pianos sagt man einen warmen, romantischen, singenden Klang nach. Ihr lyrischer Charakter kommt besonders in der Kammermusik gut zur Geltung. Blüthner baut Klaviere seit 1853. Schon 1885 war die Firma der größte europäische Klavierhersteller. Berühmte Komponisten, Dirigenten und Pianisten besaßen Blüthner Flügel, darunter Brahms, Bartok, Debussy, Tchaikovsky und Wagner. Blüthner Klaviere waren ebenso beliebt in der Pop Musik. So wurde ein Blüthner benutzt auf dem Let It Be Album der Beatles, besonders gut zu hören auf den Titeln ‘Let It Be’ und ‘The Long and Winding Road’. Meine MIDI-Einspielung basiert auf Samples eines BLÜTHNER Model 150, gebaut im Jahre 1929. Dieser wunderschöne Vintage Flügel zeichnet sich durch einen warmen, lyrischen und intimen Ton aus.
6 Klavierstücke op. 118 (1892):
Das a-Moll-lntermezzo (Allegro non assai, ma molto appassionato, 2/2) dieses Opus steht innerhalb der späten Intermezzi in Tempo und Charakter allein. Der stürmische Beginn (wuchtig aufrollende Baßwogen, bis in den Diskant sich fortsetzend), ein elementares Viertonmotiv, das unentwegte Modulationen nach sich zieht, dann dessen gleichzeitiges Erscheinen in Originalgestalt und Umkehrung, gegenläufige Achtelarpeggien und majestätisch ruhende Baßfundamente — besonders die letzte große Orgelpunktstrecke auf der Dominante e – geben dem Werk eher das Gepräge einer Ballade; einzig der verhaltene, in verklärtes A-Dur mündende Schluß (mit der Quinte im Baß!) wird dem Brahmsschen Spättypus des Intermezzos gerecht.
Um so mehr ist das von Nr. 2, dem A-Dur-lntermezzo, zu sagen (Andante teneramente, 3/4). Innigkeit und Herzlichkeit umfängt uns schon mit dem 2stimmig gesetzten, ausgeprägt liedhaften Thema, das in weiche Sexten ausläuft. Sein charakteristischer Septimensprung führt zu Gefühlsaufschwüngen, die sich in weitdimensionierten Zusammenklängen niederschlagen. Der schwebende fis-Moll-Mittelteil ist eine kontrapunktische Perle: Im l. Achttakter verbirgt sich ein Kanon zwischen Ober- und Mittelstimme. Nach einer choralartigen pp-Binnenepisode werden im 3. Achttakter die Partien getauscht: jetzt beginnt die Mittelstimme, und der Diskant zieht nach; aber schon nach 4 Takten bemächtigt sich letzterer erneut der Führung.
Eine klassische Ergänzung zu den Balladen von op. 10 und den haltungsverwandten Rhapsodien op. 79 (besonders der in gleicher Tonart) liefert die hier überraschende g-Moll-Ballade (Nr. 3; Allegro energico, 2/2). Wie in Nr. 1 von op. 118 regiert ein lakonisches Skalenmotiv, hier aber geharnischt, knapp und aufwärtsgerichtet (NB a).
Voll Kampfgeist die Staccatobegleitung, besonders die Akkorde der Mittelebene. Der Auftakt wird zuletzt noch erweitert; die harmonischen Spannungen nehmen an Schärfe zu (NB b).
Auch in den Zwiegesang (parallele Sexten und Terzen) des H-Dur- Mittelteils drängt sich das unabweisliche Auftaktmotiv. Die zwischen Es-Dur und g-Moll pendelnden gestoßenen Akkorde in der Coda tragen das Timbre von Blechbläsern.
Das f-Moll-lntermezzo (Nr. 4; Allegretto un poco agitato, 2/4) zählt zu den wenigen Stücken dieser Form in rascherem Zeitmaß. Es verzichtet auf eine geschwungene Kantilene; statt ihrer erklingt auf unstetem Triolengrund ein recht kleingliedriges Thema. Nach dem modulierenden, ebenfalls merkwürdig kurzatmigen B-Teil nimmt Brahms mit ihm dann eine dynamische wie satztechnische Steigerung vor (f und Kanon zwischen Ober- und Mittelstimme).
Auch das letzte Intermezzo in es-Moll (Nr. 6; Andante, largo e mesto, 3/8) verbreitet trotz des Tempos keine Ruhe; es ist ein suggestives Gemisch aus Anrufung ferner Zeiten, Mahnung an die Vergänglichkeit und heroischem Appell. Ein verlassen klagendes Bläsermotiv, das sich auf nur 3 Töne beschränkt, wird — nur unwesentlich abgewandelt — den ganzen A-Teil hindurch wiederholt: hier von nebelhaften Visionen umspült, dort vom dumpfen Baß oktaviert, dann von Schauern unterlaufen. Balladengeist beseelt den Ges-Dur-Mittelteil; mit orchestraler Wucht stürzen Oktavengänge herab. Im Höhepunkt — ff auf starken Dissonanzen — bricht aus der traurigen Weise Verzweiflung hervor. Die Coda fügt noch eine Variante des Bläsermotivs in sehnsuchtsvollen Sexten hinzu. — Dieser meisterhaften Wehklage, die op. 118 beschließt, geht ein kongeniales Stück liedhafter Lyrik voraus.
Eingerahmt von 2 rastlosen Intermezzi, erstrahlt die Romanze F-Dur (Nr. 5; Andante, 6/4) in besonderer Herzlichkeit. Der 1. Teil ist sehr dicht gesetzt (obligat 5stimmig); seiner Melodie — stets oktaviert in Alt und Tenor — gibt Brahms eine schlichte Oberstimme bei, die sich auffallend dem »Wiegenlied« (op. 117 Nr. 1) nähert, denn beiden liegt eine absteigende Durtonleiter zugrunde (NB a).
Auch die Stimmung der gesamten Romanze tendiert zum Schlaflied. Bald erscheinen beide Linien durch Oktaven verstärkt, wobei die eigentliche Melodie in sanfte Achtelbögen aufgelöst wird. In der 2. Strophe erklingt die Melodie in der r. Hd., die einstige Oberstimme balanciert zwischen ihren Oktaven (NB b).
Verwunschen wirkt der D-Dur-Binnenteil (Allegretto grazioso). Auf einem unentwegten Baßostinato, dem Ruderschlag eines Kahnes vergleichbar, ziehen in den beiden Oberstimmen mannigfaltige Figurationen vorüber, die sich frei verschränken und harmonisch reizvoll dissonieren. Hier finden wir sogar die für Brahms untypischen Skalenpassagen; er ist jetzt auf koloristische Wirkungen aus, die er auch vorzüglich erreicht. Das Traumwandlerische dieses Mittelteils geht nicht zuletzt auf den unveränderten Orgelpunkt und Rhythmus der Baßführung zurück.
Christof Rüger
in
Konzertbuch Klaviermusik
VEB Deutscher Verlag für Musik
Leipzig 1979
Weitere Literatur zu den Kompositionen:
Diese 6 Klavierstücke von Johannes Brahms hören sich bestimmt auf einem Bösdendorfer Klavier grandios an. Konzertsäle sollten sich solche Prachtstücke leisten, denn diese verzaubern eine ganze Halle. Als ich vor einem Monat auf einem Konzert war, hat sich das gespielte Stück so schön angehört, da musste ich fragen, was für ein Klavier denn verwendet wurde. Stellte sich heraus, dass es ein Bösendorfer war.