Joh. Seb. Bach: Toccata und Fuge d-moll BWV 913a
bearbeitet für Orgel von Max Reger und von mir mit Samples der Riegerorgel des Großen Saals im Konzerthaus Wien (Vienna Konzerthaus Organ) eingespielt.
BWV 913 ist ausschließlich in Quellen aus dem mittleren und späten 18. Jahrhundert erhalten; in einer von ihnen liegt das Werk in einer deutlich rudimentäreren Form vor (BWV 913a, verlegt 1801 von Hoffmeister, Quelle unbekannt). In einigen Quellen (einschließlich der Publikation von Hoffmeister) ist es als Bachs toccata prima aufgelistet und war angeblich Bachs älterem Bruder Johann Christoph gewidmet. Nach einem quasi-solistischen Pedalpart und einem einführenden langsamen Satz (mit einem kurzen angefügten presto) umfaßt BWV 913 zwei Fugen, die durch einen langsamen Abschnitt getrennt sind, der auf einem ausdrucksvollen, wiederkehrenden Melodiefragment basiert. Die erste dieser beiden Fugen (die in den Quellen verschiedentlich als Presto oder Thema angegeben ist, was möglicherweise auf eine Anleihe aus einem anderen Werk hindeutet) beginnt mit einem Thema, das durch den Baß angekündigt und dann in der Tonika vom Sopran erwidert wird. Diese Art der Imitation, die typischer für eine Invention als für eine Fuge ist, bildet die Grundlage für die kontrapunktische Technik, auf der das Werk aufbaut.
Bach entwickelt diesen Stil des imitierenden Kontrapunkts in der zweiten Fuge weiter, indem er zwei Themen präsentiert, die nur durch einen Taktstrich getrennt sind und sie abwechselnd in Sopran und Baß erscheinen läßt. Beide Fugen sind relativ ausgedehnte Sätze und stechen auch durch das völlige Fehlen jeglicher Modulation hervor.
zitiert aus dem Booklet
Einführung in das Gesamtwerk von Johann Sebastian Bach
der Internationalen Bachakademie Stuttgart