J. S. Bach: Toccata und Fuge d-moll BWV 565 (Version 2 und 3)

Bach gezähmt – Bach domesticated

Die erste Version war wohl von mir doch etwas zu unbändig schnell gespielt und verwirrend abwechslungsreich und chaotisch(?) registriert worden. Aber vielleicht ist weniger ja doch mehr! In dieser Version jedenfalls klingt der Bach wieder wie bei Muttern.

Die MP3-Datei des obigen Videos – gespielt auf der Orgel der Täbry Kyrka in Schweden:

Es folgt nun die noch pompösere Version auf der Orgue De Forcalquier:


Obwohl die Forschung dem jungen Virtuosen gerade dieses Werk abzusprechen geneigt ist, das doch den Hörern in aller Welt als Inbegriff der Bachschen Orgelwerke schlechthin, ja sogar als Inbegriff der Gattung ‘Toccata’ gilt, kann man sich kaum vorstellen, wer sonst außer Bach derart kühne Akkorde, Arpeggien und Harmonien aneinanderreihen und anschließend das ungestüme Werk mit einer wohlgegliederten Fuge hätte beantworten können.
Die Toccata fährt hernieder wie ein Blitz aus heiterem Himmel, mit Mordenten, langen Generalpausen, Trillern, Pedalsoli und Arpeggien, die alle Möglichkeiten des freien, improvisatorischen Toccatenstils ausnutzen und zur Vollendung führen. Nach mehrmaligen Anläufen mündet die Toccata in eine vollstimmige Coda, die über chromatische Rückungen zum Schlußakkord führt.
Unmittelbar schließt die Fuge an. Ihr Thema ist aus dem ersten Toccatenmotiv abgeleitet und wird zunächst gemäß den Regeln und in gegenüber der Toccata gebändigter Stimmung durchgeführt. Die ungestüme Kraft der Toccata blitzt jedoch in den Zwischenspielen immer wieder auf und setzt sich auch im Finale wieder durch, so daß in den Umrissen des Werkes eine norddeutsche Orgeltoccata entsteht. Ihre Wucht und die Freiheit der virtuosen Eingebungen ist allerdings beispiellos und scheint die Form geradezu zu sprengen.

[aus EDITION BACHAKADEMIE
J.S. Bach Das gesamte Werk auf 172 CDs]


 

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