Der Rockenstuhl

 (529 m)

Ueber dem gesegneten Thale der Mittelulster, zwischen den Dörfern Schleid, Motzlar und Geismar, eingefaßt von den niedrigern Hügeln Annenberg (südlich), Mühlberg (westl.) und der Warte (nördlich) ist recht sichtbar, erkenntlich an einzel stehenden Bäumen auf dem Scheitel, der Rockenstuhl aufgestellt. »Bei Geisa auf einem Berge lag einst ein Schloß Rockenstuhl geheißen, das wurde zerstört, als der streitlustige Fuldaische Abt Bertho II. von Leipolz wider die nachbarlichen Ritter zu Felde zog und gegen fünfundzwanzig ihrer Burgen brach, der auch damals Geisa zum Stift Fulda brachte. Heutzutage sieht man vom Rockenstuhl fast nichts mehr, nur die Stätte, wo die Burg stand, ist noch vorhanden auf dem Berge gleichen Namens, ein freier Platz, mit geringer Umwallung, – Den Namen soll Berg und Burg geführt haben nach einem buchonischen Gaugrafen Roggo, der dem heil. Bonifacius die Mark Ratisdorf (Rasdorf) abtrat, und der wie glaubhaft scheint, sich tragen zu lassen pflegte, daher vielleicht der Ort, wo er sich gern niederließ – Roggen-Stuhl[1] -, soviel als Roggo’s Sitz genannt wurde. Auf Schloß Rockenstuhl wohnte noch im 14. Jahrhdt. Fürstabt Konrad IV. († 1383), Graf von Hanau; dann ward es abgebrochen, und sein Material nach Geisa geführt, davon das alldort noch stehende Schloß erbaut wurde. So wurde der Rockenstuhl vom Berg herab ins Thal gesetzt.“ – So erzählt Bechstein in seinen Sagen des Rhöngebirges, und Spieß berichtet dem ähnlich, setzt aber hinzu: „der Rockenstuhl, dicht belaubt, Basaltkegel, eine halbe Stunde nordwestlich von Motzlar, trug einst die gleichnamige Burg, von welcher nur noch unscheinbare, vom Buschwerk verdeckte Mauerüberreste vorhanden sind. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde das Schloß, welches baufälIig geworden, abgetragen und das noch brauchbare Material zum Baue des Schlosses in Geisa verwandt. Gleichzeitig wurde das Amt Rockenstuhl, welches hier Sitz hatte, in die Stadt verlegt.« Im Henneberger Urkundenbuch IV. Teil ist unterm 11. Nov. 1303 bekundet, daß Abt Heinrich von Fulda den Grafen Berthold v. Henneberg zum Burgmann auf Rockenstuhl annimmt mit 150 Pfund Heller (gegen Schloß Lichtenberg). Kronfeld schreibt: »Das ehemalige Schloß Rockenstuhl bei dem Dorfe Geismar, auf einem schön bewaldeten Bergkegel, war (nach Schannat) die Burg des Gaugrafen Roggo, wurde später von Fürstabt Conrad IV. bewohnt, war Jahrhunderte lang der Sitz des Justizamtes. 1533 verpfändete Abt Johann von Henneberg ein Sechstel von Geisa und Rockenstuhl für 2000 Gld. an Landgraf Philipp von Hessen. 1539 verpfändete Landgraf Philipp von Hessen seinen Antheil an die Herren von Wildungen und von Herda für 1000 Gulden; (1594 ist Melchior von Dermbach (genannt Graul) Amtmann von Rockenstuhl). 1629 kam das Pfandobjekt für 1400 Gulden an Karl von Mansbach; 1670 wurde die Sache vollständig ausgeglichen. – Das Freigut Rockenstuhl ist an die Einwohner von Geismar zerschlagen.“ – Schneider giebt in seinem Rhönführer (1896) kurz noch an: „Der Rockenstuhl ist eine bewaldete Basaltkuppe, auf der noch einige Reste des einst hier gestandenen Schlosses, welches einst Sitz des fuldaischen Amtes Rockenstuhl war, welches zu Anfang des 17. Jahrh. abgebrochen und zum Bau des Schlosses in Geisa verwendet wurde.“


aus
C. E. Bach
„Im Tullifeld“
Eine historisch-landschaftliche Umschau in engerer Heimat
– der Vorderrhön –


[1] Hier sei angeführt, was Fuchs unter Anderm über den Rockenstuhl sagt: „Ich halte die Ansicht für falsch, den Grafen Roggo für einen erfundenen Grafen und möchte die Entstehung des Namens Rockenstuhl lediglich von röcstolar, d, i. Richtsstuhl ableiten.“


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