Schwedenreise (1)

Es war nicht die Unrast, welche Olga Tokarczuk als Auslöser von Reiselust festmachte (siehe vorigen Beitrag), welche uns nach Schweden, genauer nach Kalmar und auf die Insel Öland trieb. Ich glaube nicht, dass Unrast überhaupt einen befriedigenden Auslöser zum Reisen schenkt – Unrast ist vielleicht nur Flucht vor der eigenen Begrenztheit. Man kann ihr entgehen, indem man seinen Horizont zu erweitern versucht, Begrenzungen aufhebt, doch ist damit weniger der geografische, sondern eher der Erfahrungshorizont anderer Menschen gemeint, den man sich dafür zunutze machen kann, sofern man sich fremden Kulturen öffnet, ihre andere Sicht auf die Dinge und Ideen dieser Welt zu verstehen versucht.


Wir also wollten nicht nur die andere Landschaft und Natur kennen lernen, sondern vor allem andere Menschen, die ähnlich den Mitgliedern unseres Heimatpflegevereins fest mit ihrer Heimat, einer ganz anderen Heimat allerdings, ihrer Heimat eben, verwurzelt sind, die sie geformt hat.

Vom 5. bis zum 9. August war unser Heimatpflegeverein Gehaus e.V. nach Schweden zum Öland-Tyskland-Dagen (Öland-Deutschland-Tag) am 7. August auf Öland eingeladen. Verbunden wurde das mit einem Besuch von Kalmar, der Stadt, in welcher Siri von Boineburg geboren wurde und die dort 1975 starb. Über beide Anlässe und etwas mehr wird im Artikel „Schwedenreise  (2)“ berichtet.
In diesem Beitrag geht es um die Hinfahrt und den gemütlichen Teil der Reise, denn freilich waren wir nicht nur erlebnisgierig unterwegs, sondern wollten abends dann die Erlebnisse auch gemeinsam bei Bier und Wein auswerten: geteilte Lust steigert die Freude am Erlebten!

Vieles von dem, was ich hier, scheinbar als meine Weisheit, über Land und Leute ausbreite, verdanke ich den Darstellungen Siegfried Hesslers und vier poetischen Büchern von Anders Joahansson über Småland (von Siegfried Hessler übersetzt), Kalmar Stadt und Schloss, sowie Öland.

Danken muss ich auch Christer Löfberg, dem Enkel von Siris Bruder, der uns das Buch „Das Schloss am Kalmarsund“ von Anders Johansson schenkte – ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr ich durch das Buch und vor allem die Denkweise Anders Johanssons an Horizont gewinnen würde. Und was ich ebenfalls nicht ahnte: unser Großer Vorsitzender, Reinhold Lotz, ist ein Erzähltalent, dessen Erlebnisse jeden in unserer Runde fesselten. Diese gehörten eigentlich und unbedingt aufgeschrieben.

Man findet meine Bildergalerie am Ende des Beitrages.

Einige Zeit habe ich überlegt, ob ich aus meinen Bildern nicht eine Diaschau mit Musik machen sollte, aber die abschreckend lange Ladezeit solcher Speicherbatzen hat mich dann doch überzeugt, dass ich auf Musik als Zwangszugabe zu den Bildern verzichten sollte.
Heraus gesucht hatte ich bereits die MP3-Datei „Märk hur vår skugga“ von Imperiet, einer schwedischen Rockgruppe aus den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Hier nun deren Version auf YouTube (spart mir Speicherplatz auf meinem Web):

Text und Original-Melodie stammen allerdings von Carl Michael Bellman, einem schwedischen Komponisten und Dichter (1740 bis 1795) – wenn du dem Link folgst, erfährst du mehr über ihn. Seine Episteln sind zuweilen sehr scharfzüngig. So schwermütig wie Epistel Nr. 81 „Märk hur vår skugga“ auch klingt, die Schluss der deutschen Übersetzung relativiert diesen Eindruck:

Schau, wie die Nacht unsre Schatten verschlingt,
Movitz, mein Bruder, tritt leise.
Schau, wie das Licht in der Erde ertrinkt.
Charon ruft zur Reise.
Unsre Schwester wird im Boot bei ihm sein.
Movitz, hilf mir, einen würdigen Stein
ihr auf das Lager zu tragen.
Komm, pack mit an, und dann laßt uns beim Wein
ihr ein Lebewohl sagen.

Ach, Todesvorspiel im mystischen Reich
unter den rauschenden Linden.
Schönheit und Häßlichkeit werden sich gleich.
Tod und Zeit verbinden.
Glück, sonst dreistfrech wie der wirbelnde Wind,
meidet Stätten, die dem Tod eigen sind.
Niemand mag hier gerne schaffen.
Feinde bereuen und brechen geschwind
vor der Gruft ihre Waffen.

Armsünderglöckchen zum Großglockenklang.
Dann tritt der Küster ins Freie.
Alles ist würdig. Ein Kinderchorsang
gibt dem Ort die Weihe.
Blumentrampelnd folgt das Trauergeleit
hin zur Gruft, wo schon die Schemel bereit,
dort an der schattigen Mauer.
Jeder verbeugt sich, nimmt Anteil am Leid,
jeder pflegt seine Trauer.

Sie hat jetzt Ruhe vor Schlägen und Streit,
deine geplagte Gemahlin.
Löffberg, du Scheusal, jetzt bist du soweit,
jetzt gibst du dich deiner Qual hin.
Ach, wir nehmen heute Abschied von ihr.
Ach, wie soff sie gerne Branntwein und Bier.
Lustig war’n ihre Gelage!
Durstig war sie, na, und durstig sind wir!
Durst ist wahrlich eine Plage!

Eine weitere Interpretation dieses Liedes durch die Mediæval Bæbes auf YouTube ist mit herrlichen skandinavischen  Landschaftsbildern verknüpft, darum sei sie hier auch eingebettet:

Viel Spaß beim Anschauen meiner Bilder:



 

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