Das Schloß zu Kaltenwestheim

Vom Rhön-Ellenbogen nordwärts zum Engelsberg streckt sich eine ehedem sehr wenig bewaldete Bergfläche (etwa 600 m. hoch), die in grauer Vorzeit ganz besonders dem Waidmann einen günstigen Ausblick nach den Wechselgängen des Wildes vom „Feist-Küchenwald“ zu der versteckten „kleinen Fischbach“ oder auf die freiere „Lichtenau“, wie umgekehrt, – aber auch den verschiedenen Viehheerden eine nicht fette, doch gesunde Weide bot. Es ist der Waid-, Weyd- oder Weidberg, den wir meinen, der in alter Zeit wegen gern darüberhin ziehenden „Schmugglern“ oder Schleichhändlern auch von der Verkehrs-Polizei viel begangen werden mußte. An seinem südöstlichen Abhange, in ziemlich wettergeschützter Niederung lag vor dem „Loh“ (s. Heft I. S. 48) die urkundlich 812 n. Chr. schon bekannte „villa Vuestheim in pago TullifeIdon“, die zu genauerer Angabe später wohl noch mit „Westhe monomarcu in comitatu Adalbraht“, als ein mit der Flur Lichtenau und Kleinfischbach geschlossener Markbezirk, bezeichnet wurde. Weiterlesen

Die Burg „Merlins“

oder das Schloß „Kaldin-Northeim.“

Südöstlich von der Schloßruine Fischberg gelangt man in drei Viertelstunden nach dem Stadtflecken Kaltennordheim. Dieser Ort wird schon 795 n. Chr. urkundlich, aber nur als „Dorf im Tullifeld“, an der „Velda“ gelegen, erwähnt. Am rechten Ufer des Feldaflusses, oberhalb des Zutritts der kleinern „Goldbach“ zu demselben, am Südostende des Fleckens stand dereinst ein hennebergisches Grafenschloß, 1350 bereits in einer Urkunde die „burge Northeym“, 1384 das „slass tzü Kaldin-Northeim“ benennet. Schultes schreibt: „Mitten im Orte liegt das alte hennebergische Schloß „Merlins“, mit Mauern und Gräben umgeben, von dem man den Ursprung dieses Namens, der ohnehin in keiner Urkunde vorkommt, nicht zu erklären weiß.“ Spies schreibt „Merlisburg oder Merlinse“, Schneider dagegen „Merliesburg oder Meerlinse“, und Weinrich nennt die Burg „Schloß zur Meer-Linsen.“ Bevor wir uns anmaßen, dem sonderbaren Namen eine Deutung zu geben, wollen wir zunächst die Lage des Burghügels ins Auge fassen: Es ist eine kaum merkliche Bodenerhebung, in der sich das Weichbild des alten Grafensitzes einrahmt; zunächst liegen der „Sand-, Mühl-, Ziegenhauck“ und Kirchthorhügel als die äußern Aufstiege vom Schloßplatze. Weiterlesen

Schloß Fischberg

(448 m. über d. Nordsee.)

Als ehemaliges Zubehör von Nithardishusen gilt, wie im vorigen Abschnitt schon angedeutet, das kleine Burgwesen, welches ein halbes Stündchen südlicher, über dem Dorfe Diedorf, zwischen diesem und dem Orte Klings stand. Von der Felda links, auf dem sogenannten Hähnchen (Hön Hün), einem ziemlich kahlen, kegelförmigen Flötzkalkberg mit umbuschtem basaltigem Scheitel, liegt die Ruine. Einzelne Mauerüberreste lassen die bescheidene Ausdehnung des verwüsteten Schlosses erkennen, ein kleiner Kellerraum ist noch zugänglich. Im Allgemeinen steht das „Hähnchen“ sehr isoliert, ohne Kamm geziert, präsentiert sich aber reizend nach Klings zu, indeß die Umschau von ihm ab sich vorzüglich auf Schloß Zella wendet. (Im Abschnitt über die Klöster wird Letzteres, besondere Beachtung finden.) Weiterlesen

Electra – Der Aufrechte Gang

Electra ist eine Rockband aus Dresden und das ist ein Titel von 1989, aus einer Zeit, zu der sich der zurückgebliebene DDR-Bürger zu fragen begann, warum er hier geblieben ist, wo andere die schon längst gegangen waren, dort bereits im gemachten Nest bürgerlicher Behäbigkeit saßen und erreicht hatten, was er nun nie mehr wird schaffen können. Doch ich bin geblieben in meinem Land weil meine Zukunft mit den Menschen, mit denen ich alt werden wollte, keine Flucht verträgt. Es folgen ein Musikvideo „electra: Der Aufrechte Gang“ und der Songtext von 1989:

Das Video

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Die Burg Nithardishusen

An und auf einem Bergrücken, auf dem südlichen Neubergsvorsprung war der Stammsitz des uralten Geschlechts der Edlen von Nithardishusen. Unmittelbar über dem nördlichen Teile von der Hausbergsebene, nördlich vom „Taufstein“ ragte die Veste (etwa 560 m über dem Spiegel der Nordsee) empor. Krause, ehedem Pfarrer im nahen Fischbach, beschreibt in seinem „Erpho von Nithardishusen“ ganz anziehend die alte Burg; entnehmen wir daraus Einiges: „Der Burg gegenüber liegt das Dörfchen Föhlritz, einem Schwalbennestchen gleich, am Gläserberge; nördlich hin liegt der „Beyer“, und an den Neuberg lehnt sich nach Osten hin der „hohe Asch“. Weiterlesen

Die ehemaligen Burgen und Schlösser im Tullifeld

Dort, auf stillen waldumkränzten Höhen,
Zwischen Trümmern der Vergangenheit
Nun der Vorwelt Schauer uns umwehen.
Wo einst strahlte Ritters Herrlichkeit,
Nun der Mond durch hohle Fenster blinkt,
Wilde Ranke üppig sich aufschwingt;
Wo vormals die Starken sich gefreut,
Nun der scheue Uhu ächzend schreit.

(n. Matthison.)

Wie alle andern Burgruinen so werfen auch die des Tullifeldes bezw. der vormaligen Grafschaft Henneberg beim Beschauen und mehr noch beim Betreten in uns ein wehmütiges Sinnen über die rasche Vergänglichkeit der Bauten, die als »Beste« so hoch errichtet und wie allen Angriffen gleichsam zum Trotz mit Wall und Ringmauern so umschanzt waren. In andern Gauen starren oft noch kolossaler und gigantischer (riesenhafter) die Trümmer seltsamer Ritterschlösser empor; und daher mag es auch kommen, daß die Tullifelder Burgen selbst dem Namen nach so wenig bekannt sind. Wennschon Chronik- und Sagenschreiber danach geforscht haben und noch immer der Volksmund davon redet, heißt es doch von mancher Ruine: selbst die letzten Rudera (Trümmermerkmale) sind verschwunden, ihre Stätte kennt man nicht mehr! Wohin sind die Unmassen Gesteins, welche dereinst Bauern, Hörige und Sklaven mit ihrem Schweiß und Blut zu hohen, dicken und festen Mauern kitteten? Wie nur konnten diese umgestürzt und dahinter das „Palas oder Palatium“ (des Ritters Prachtbau) und die „Kemenaten“ (Frauen- und Gästezimmer) so zerstört, die Hauskapelle so entweiht, der „Bärenzwinger und das Burgverließ“ so leicht zugeschüttet werden? Stand der treue „Thorbert“ mit den wackern Thorhütern nicht auf der „Zinne oder Warte, des Bergfrieds“ (Burghauptturms), der alle Zingeln (Ringmauern), die Beste und ihre „Stadel“ (Nebenbauten) überragte? Wie nur konnte von da aus die rechtzeitige Umschau, der „Auslug“ versäumt werden? War denn der Burggraben nicht tief und breit genug voll Wasser, war die Zugbrücke mit dem Fallgitterthor ohne Winde, das „Schnitz“- oder Zeughaus ohne Waffen? Wo blieben diesmal die bewährten, so wehr- und streitbaren Mannen und Knappen, wo blieb nur der heldenmutige Burgherr?! – Weiterlesen

So stell ich mir den Ritter vor (Mittelalterprojekt)

Nun, da wir von C. E. Bach fast alles über das Ritterwesen im Allgemeinen und die Rittersleut im Hennebergischen und Tullifeld im Besonderen erfahren haben, folgt ein Video das zeigt,  wie tapfer Ritter bis zum letzten Bein kämpften und pragmatische Überlegungen zur Wirklichkeit des Lebens als Ritter von Kindern einer dritten Klasse aus dem Brandeburgischen, gefunden in der Burg Eisenhardt in Bad Belzig/Fläming .
So jedenfalls stellt sich Mäxchen das Leben als Ritter vor:

Das Ritterwesen im Allgemeinen

Ein Ritter der Vorzeit, zu Pferde
Mit Harnisch, Sporn und Visier,
Zur Lanze geschickt wie zum Schwerte,
Erprobt in Kampf und Turnier,
Bei König und Volk der geehrte –
Beschützte die Unschuld, bewährte
Den Glauben
; Das war sein Panier![1]
Und war auch das Leben oft finster und wild,
Dem Edlen blieb die „Minne“[2] doch lieblich und mild. –

 Die Entstehung des Ritterstandes lag (n. Götzing.) in der mit der Zeit zunehmenden Bedeutung des Rossedienstes. Indem sich außerhalb der durch Geburtsrecht bedingten Ständeunterschiede die Art des Kriegsdienstes in den Vordergrund drängte, ergab sich ein Band, das namentlich die schon lange getrennten Stände des hohen Adels und der Ministerialen (Staatsbeamten) unter einer neuen Einheit vereinigte. Im Verlauf des zwölften Jahrhunderts bildete sich die Ansicht fester aus, wonach alle zum Ritterdienst berechtigten und verpflichteten Personen als eine geschlossene Gesellschaft, („schildesampt“ oder ordo militaris equestris, d. h. Orden zu Pferde, vereinigt gedacht wurden. Das Symbol (Wahrzeichen) des Rittertums ist das Schild (als Schutzwaffe der Schild), charakteristisches Zeichen der Ritterwürde ist die „swertleite“ oder Umgürtung mit dem Schwerte, auch „ritterslac“, später Ritterschlag genannt. Diese Ceremonie (Feierlichkeit) konnte freilich den Ritter nicht dagegen feien, daß er vielleicht „aus der Art schlage“. Weiterlesen

Georg Ernst

letzter gefürsteter Graf des Hauses Henneberg

Durch treffliche Eigenschaften ausgezeichnet, ward es ihm leicht, das Alles schnell aufzufassen, was sein Zeitalter erregte und bewegte. Die ganze Lebenszeit dieses Grafen gehörte nicht mehr dem Mittelalter, sie gehörte schon der neuen Zeit an. Am 27. Mai 1511 zu Schleusingen geboren, genoß er unter den Augen seines Vaters eine gute Erziehung. Als Jüngling begab er sich an den Hof des Herzog Wilhelm zu Jülich. Hierauf hielt er sich geraume Zeit bei dem Herzog Albert in Preußen auf, der ihn besonders lieb gewann und ihm für immer seine ganze Zuneigung schenkte. Auch den Hof des Landgrafen Philipp zu Hessen in Gießen besuchte er. Zu Jülich lernte er den Geist und die Sitten der Franzosen, Niederländer, Rheinländer und der Westphalen, bei Herzog Albert hingegen das Wesen der Polen, Dänen, Schweden und Russen, bei dem Landgrafen Philipp aber vorzugsweise Geist und Gang damaliger Reichsangelegenheiten und hauptsächlich der Reformation kennen. Der Landgraf nahm ihn 1530 z. B. mit auf den Reichstag nach Augsburg. 1532 bat er brieflich von Gießen aus seinen Vater um die Erlaubnis, dem bevorstehenden Feldzuge gegen die Türken beiwohnen zu dürfen. Er erhielt sie. Auch zum König Franz I. von Frankreich, und 1534 beim Einfall in Würtemberg, gegen Herzog Ulrich, begleitete Georg Ernst als Offizier den Landgrafen. Weiterlesen

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