Burg und Schloß Roßdorf

Von Oepfershausen führt eine gute Fahrstraße nördlich durch die nahe gelegenen Orte Friedels-, Hümpfers- und Sinnershausen, am „Klosterwald“ vorüber in anderthalb Stündchen nach dem Marktflecken Roßdorf. (s. Heft I S. 60).

Villa Rasdorp[1], wie Heim schreibt, ward später ein ansehnliches und volkreiches Dorf, welchles 782 Huldoriodus dem Kloster-Fulda bezw. ,,dem Kloster des heiligen Heylandes in der Wüste Buchenaue« erb- und eigenthümlich übergeben hat. Diese Uebergabe bestätigte Kaiser Karl d. Gr. von der Provinz Picardie in Nordfrankreieh aus im obengemeldeten Jahre. Auch gaben Holmunt, eine Magd Gottes (Nonne) und ihre Schwester Frahunt an das Kloster Bonifacii (Fulda) Alles, was sie eigenthümlich in dem Dorfe „Rostorp“ im Gau Tullifeld“ besassen. An diesem Orte hat Fulda „eine veste Burg“ erbauet, um sein Land zu schüzen. Bier vereinigte Landgrafen in Thüringen und Hessen hatten solches Schloß weggenommen, aber nach gepflogener „Sune“ (Siihne) wieder herausgegeben, 1362 an Walpurgi. – Fügen wir nun erst nach Briickner hier ein: „Roßdorf (Rosdorf, Rosthorpe, Rostorp 782), Marktflecken an der Eisenacher Grenze, auf der ebenen Terrasse der obern Rosa, zwischen dem Langenrain, Hofberg, Köpfchen und Hornberg weitmuldig gelegen. 782, schon lebten mehrere edle Geschlechter dort, welche Fulda mit Gütern.reichlich bedachten. Den Hauptpunkt des Ortes bildete eine alte Burg, die das Henneberger Grafengeschlecht, besonders Hermann I. besaß, der sie 1273 dem Grafen Berthold V. pfandweise einräumen mußte. 1317 tauschte derselbe die fuldaische Gerichtsbarkeit gegen Helmershausen aus. 1347 blieb das Schloß bei Henneberg-Schleusingen, die Lehnsherrlichkeit der zwei Vorwerke ging auf Landgraf Friedrich über. 1350 verkaufte Graf Johann die Veste Roßdorf mit Vorbehalt des Wiederkaufs. 1359, in einer Fehde zwischen Fulda und den beiden Landgrafen von Hessen und Thüringen, wurde Roßdorf erobert. 1417-19 löste Henneberg die Pfandschaft von Fulda wieder ein, mit 4300 Gulden, und besaß nun Roßdorf gemeinschaftlich mit Thüringen. 1390 schon war ein Leibholz mit der einen Hälfte beliehen, die 1459 an die von Wechmar überging; die andere Hälfte hatte 1436 Conrad von Uttenrode zu Lehn.“ – Heim berichtet weiter: „1418 ist Reinhard von Eschwege mit Roßdorf (zur Hälfte nur) beliehen worden; nachdem haben die Eschwege auch ihre Hälfte verkauft an Heinz Wechmar, ihren Schwager, vor 600 Gulden. Das Wechmarische steinerne Haus oder „Burg“ ist noch in seinem Alterthum vorhanden zu sehen; das Eschwegische ist aber ganz verändert. Die von Eschwege haben ihren Antheil an den Hochfürstl. Sachsen-Cob.-Meiningschen Oberhofmeister Leopold von Geyso verkauft; seine Linie ist in seinen 3 Söhnen erloschen[2]. Das Geschlecht der von Wechmar aber lebet noch allda und gehört zu den allerältesten Thüringischen Geschlechtern, sie führen ihren Namen vom Dorfe Wechmar in der Grafschaft Gleichen, jetzo gothaischer Lehn- und Landeshoheit.“ – Brückner führt weiter aus: „1459 wurde von den Besitzherrn das Schloß geteilt und zwei besondere Höfe daraus gemacht; 1522 stand Roßdorf bezüglich der kirchlichen Oberhoheit, wie ein Johannes von Guttenberg bezeugt, unter dem Stift Würzburg. 1617 im Frühjahr bei Versetzung des Pfarrers Flamminius mußten 120 meiningsche Soldaten in Roßdorf einmarschieren. 1707 kam die von Uttenrodesche Lehnbesitzung an die von Geyso zu Mansbach. Nach Auflösung der Reichsritterschaft (1803) wurde Roßdorf sowie Aschenhansen von Meiningen und Weimar in (landesherrlichen) Besitz genommen, und Meiningen erhielt 1808 ganz Roßdorf gegen die Summe von 12000 Gld. und gegen Ueberweisung Von Aschenhausen.“

Im Nachsommer 1895 brach ein Brand in Roßdorf aus, bei dem rasch das schöne von Wechmarische Schloß total und die meisten Wirtschaftsgebäude der unmittelbar an einander liegenden beiden Rittergüter auch in Asche fielen. Das damals gerettete von Geyso’sche Schloß zeigt über dem Eingang noch ein in Stein gemeißeltes Wappen seiner ursprünglichen Besitzer. Die Familiengruft der Adeligen, deren Wappen an und in der Kirche mannichfach angebracht sind, befindet sich südlich hinter der Kirche in einem ummauerten, durch Denkmäler geschmückten Raume. Rechts am Eingange zum hochgelegenen Friedhofe steht das schöne Monument für die im Kampfe mit den Preußen (4. Juli 1866) gefallenen Bayern; unter den ausgeführten Namen stehen obenan:  Generalmajor von Faust und Major von Guttenberg. Die Gegend um Roßdorf herum bietet sehr viel Abwechselung: bewaldete basaltige Kegel und einzelne Kuppen, kalkige, stellenweis mit Gips vermengte aber auch kahle Hügel und in den Flurbreitcn verschiedene kleine See’n, z. B. ohnweit des Schloßgartens die tiefe, stille, mit Erlen und Kastanien umringte „Roßdorfer Kutte.


aus
C. E. Bach
„Im Tullifeld“
Eine historisch-landschaftliche Umschau in engerer Heimat
– der Vorderrhön –


[1] Westlich von Geisa ist auch ein Rasdorf (Rhabansdorf), mit ehemaligem Kollegiatstift und merkwürdig alter Kirche.

[2] Diese Angabe aus 1767 erscheint als irrig, denn mein Vater ist von Juli 1809 bis 1810 Hofmeister im Hause des Hauptmann von Geyso zu Roßdarf gewesen. Auch sind ja Herren von Geyso noch lange in Mansbach bei Geisa ausässig geblieben.


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