Juan Cabanilles: Tiento I.6 de contras primer tono

aus: Opera omnia des JOAN BAUTISTA JOSÉ CABANILLES Y BARBERÀ (1644-1712) Band I, Nr. 6
herausgegeben 1929 durch Institut d’Estudis Catalans: Biblioteca de Catalunya, Barcelona
in der Reihe: Publicacions del Departament de Música VIII

Begriffserläuterung

  • de contras: „contras“ hießen sowohl die als Orgelpunkte gehaltenen Töne wie auch die wenigen – wenn überhaupt –  in den damaligen spanischen Orgeln vorhandenen Pedal-Tasten
  • 1o tono: primero tono, m.a.W. erste Kirchentonart (Dorisch), entspricht dem D-Dur der temperierten Stimmung.

Der musikalische Aufbau:

Tiento VI de contras 1o tono hat eine Länge von 236 Takten. Das Stück verzichtet auf die traditionelle imitative Darstellung eines Themas am Anfang und beginnt statt dessen mit einem akkordischen Satz. Unter Anwendung des von Cabanilles selbst in einem Fall (Bd. III, Nr. 50) verwendeten Ausdrucks, kann dieses Stück als freie Kompositionen ohne vorgegebenes Thema („sin paso“) bezeichnet werden.

Das gesamte Stück ist auf einem Orgelpunkt aufgebaut und besteht aus einem zweiteiligen Abschnitt, der fünfmal wiederholt wird, und einem Nachspiel. Die folgende Tabelle gibt die Reihenfolge und Länge der Abschnitte der gesamte Struktur und ihre Proportionen an:

Abschnitt: 1 2 3 4 5 Nachspiel
Tonart: D A E C G  
Anzahl der Takte: 43 34 28 36 37 58

Der jeweilige Abschnitt besteht aus Passagenwerk im Wechselspiel mit 2- bis 4-stimmigen kanonischen Durchführungen belebter und verwandter Motive. Das Nachspiel ist auf mehrmaliger Sequenzierung (in Dominant- oder Unterdominant-Modulation) vier- bis sechstaktiger Formeln im Tokkatenstil aufgebaut.
Ich habe in der Neueinspielung auf jeden Abschnitt eine etwas andere Registrierung angewandt, um die Wiedergabe abwechslungsreicher zu gestalten.  (so wie das in ähnlicher Weise Ravel beim Instrumentieren seines „Boléro“ auch getan hat).  Anklänge an spanische Volksmusik sind in diesem Tiento meines Erachtens unüberhörbar.

Die Partitur als PDF: Tiento de Contras 1o tono v.1,VI (M386 Nr. 43)

Infos über Juan Cabanilles habe ich in meinem Beitrag Orgelwerke von Juan Cabanilles (1644-1712) zusammen getragen.

Ich habe dieses Orgelwerk mit Samples der Rieger-Orgel im Konzerthaus Wien eingespielt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

18 − 5 =