Georg Böhm: Präludium, Fuge, Postludium und Chaconne.
Dieses Orgelwerk von Georg Böhm habe ich mit Samples der Riegerorgel im Großen Saal des Konzerthauses Wien (Vienna Konzerthaus Organ) eingespielt. Die von mir in meiner Einspielung angehängte Chaconne folgt in der Berliner Handschrift dem Postludium als vierter Satz. Diese Komposition ist von Böhm augenscheinlich vor allem für das Cembalo konzipiert und von mir hier in diesem Video mit Samples des English Harpsichord – Edition Beurmann.eingespielt worden.
Zitat aus dem Vorwort zu:
GEORG BÖHM
SÄMTLICHE WERKE
KLAVIER- UND ORGELWERKE,
Band 1
FREIE KOMPOSITIONEN UND KLAVIERSUITEN,
BREITKOPF & HÄRTEL · WIESBADEN
Edition Breitkopf Nr. 6634
Die Persönlichkeit Georg Böhms steht im Schatten des Titanen Joh. Seb. Bach. Mit Badischem Maß gemessen haben wir es mit einem Kleinmeister zu tun; messen wir ihn aber an seinen damaligen thüringischen Zeitgenossen, so ist er einer der fortschrittlichsten, gedankenreichsten. Er verläßt die Heimat, um mit den damaligen großen norddeutschen Meistern in Berührung zu kommen, und beweist damit sein Streben, sich von der in vielen Dingen erstarrten thüringischen Tradition loszumachen. So sehen wir denn in seinen Werken thüringische, nordische und – wohl durch den Einfluß der damaligen höfischen Musik, mit der er schon früh in Gotha und später in Hamburg und Lüneburg in Berührung kam, – französische Stilelemente häufig genug friedlich nebeneinander.
Die Art aber, wie er dies alles miteinander verarbeitet, charakterisiert seinen persönlichen Stil. In den kleinen Formen liegt Böhms Größe, in den großen Formen, z.B. im Präludium und Fuge d-moll, erreicht er seine norddeutschen Vorbilder kaum. Um so mehr überraschen die Präludien und Fugen C-Dur und a-moll durch die Konsequenz des architektonischen Aufbaues. Es liegt der Verdacht nahe, daß einer der späteren Abschreiber seine korrigierende Hand im Spiel gehabt habe. Aus den noch erhaltenen Werken gewinnt man den Eindruck, daß nicht der monumentale Klang der Orgel, sondern der intime Klang des Klaviers für Böhm die Welt bedeutete. So ist denn auch von den freien Formen das Präludium, Fuge und Postludium g-moll ein ausgesprochenes Klavierwerk, musikalisch das Wertvollste. „Eine Stimmung, so tief, so eigen melancholisch, ein Träumen und Schwelgen in herb-süssen Harmonien, zu dem nur ein deutsches Gemüt fähig ist, und doch wieder eine Grazie, zumal in der Fuge, wie sie damals fast allein die Franzosen besaßen“ (Ph. Spitta, J. S. Bach, Lpz. 1813).
Auch Präludium und Fuge F-Dur ist in „ausgesprochenes Klavierwerk“, ebenso das Capriccio D-dur für Cembalo, und trotzdem kann dieses kunstvolle Capriccio über einen volkstümlichen Gassenhauer auch auf der Orgel interessant klingen.