Pjotr I. Tschaikowski: Die Jahreszeiten op. 37b
Die „Jahreszeiten” von Tschaikowski sind ein Zyklus von zwölf Charakterstücken für Klavier. Über die Geschichte ihrer Entstehung schreibt sein Freund und Biograf Nikolai Kaschkin in seinem Buch „Meine Erinnerungen an Peter Tschaikowski“:
Der Herausgeber der Petersburger Musikzeitschrift „Nouvellist“, Herr Bernhardt [oder Bernard], wandte sich an Tschaikowski mit dem Angebot, zwölf kleine Klavierstücke für die Musikbeilage des „Nouvellist“ zu schreiben, jeweils ein Stück im Monat. Diese Stücke sollten inhaltlich eine Verbindung zu jenen Monaten haben, für die sie bestimmt waren, und es war wohl sogar auch Bernhardt selbst, der das Programm für diese Stücke unter der Gesamtüberschrift „Die Jahreszeiten“ erarbeitete.
Tschaikowski nahm den Auftrag an und führte ihn mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit aus. Er selbst empfand diese Arbeit als sehr leicht, unbedeutend, und damit er den vereinbarten Termin für die Abgabe der Stücke nicht irgendwie versäumt, erteilte er seinem Diener den Auftrag, ihn jeden Monat an einem bestimmten Tag an den Auftrag zu erinnern. Der Diener hielt sich sehr genau an diese Order und erinnerte jeden Monat an einem bestimmten Tag: „Peter Iljitsch, es ist Zeit für die Sendung nach Petersburg“, und Peter Iljitsch setzte sich hin, schrieb das Stück in einem Zuge und sandte es ab. Ungeachtet dieser offensichtlichen Oberflächlichkeit bei der Komposition gelang dieser Zyklus von Klavierkompositionen ausgezeichnet. Er ist nicht nur bei uns in Russland, sondern auch im Ausland populär geworden. Heute gehören die Verlagsrechte an den „Jahreszeiten“ Pjotr Iwanowitsch Jürgenson.
Nun ja, dass Tschaikowski bei der Komposition dieser Stücke wirklich oberflächlich vorging, ist kaum zu glauben. Auch Mozart und andere Naturbegabungen, für die Musik ihre eigentliche Sprache war, haben nicht tausende Notenblätter mit Entwürfen zerrissen, bevor sie eine endgültige Fassung zu Papier brachten. Man kann auch im Kopf – meist unbewusst – komponieren und das dann, für die Umwelt scheinbar aus der Lamäng, niederschreiben. Zumal ihm ja bewusst war, zu welchem Monat er in vier Wochen ein Klavierstück an Bernard zu schicken hatte – schließlich hatte er den Auftrag ja freiwillig angenommen und Bernhardt zahlte ihm dafür schließlich auch einen „ungeheuren Preis” (laut Tschaikowski).
Mehr und tiefgründigere Informationen zu diesem Klavierzyklus, auch die Gedichtzeilen die Bernard den Stücken voranstellte, können in dem Aufsatz von Lev Vinocour „Cajkovskijs Klavierzyklus Die Jahreszeiten op. 37a” gelesen werden.
00:07 – Januar. Am Kamin (Moderato semplice ma espressivo)
06:02 – Februar. Karneval (Allegro giusto)
09:11 – März. Lied der Lerche (Andantino espressivo)
12:19 – April. Schneeglöckchen (Allegretto con moto e un poco rubato)
15:24 – Mai. Weiße Nächte (Andantino)
18:54 – Juni. Barcarole (Andante cantabile)
22:53 – Juli. Lied der Schnitter (Allegro moderato con moto)
24:46 – August. Die Ernte (Allegro vivace)
28:27 – September. Jagdlied (Allegro non troppo)
31:32 – Oktober. Herbstlied (Andante doloroso e molto cantabile)
36:32 – November. Die Troikafahrt (Allegro moderato)
39:49 – Dezember. Weihnachten (Tempo di valse)