Liebe – was ist das?

77428614_1169628Über Liebe schwätzen? Entspannt euch, reden wir vorerst über Gefühle, besser: lassen wir uns von Dietrich Dörner erklären, was Gefühle überhaupt sind und ob auch die Liebe ein Gefühl ist. Besonders interessant wird dies für uns, weil Dörner ja eine Maschine baut, die mit allem, was er bisher an Sensoren und Regelkreisen in sie eingebaut hat, nur eine Maschine sein kann, sich also nur so verhält, als ob sie wie ein Mensch Hoffnung und Furcht, Lust und Unlust, Ärger, Wut und Angst, Panik und Streß empfinden könnte. Aber wir wissen es ja besser, da wir ihr Bauprinzip kennen und nichts Geheimnisvolles oder Großartiges darin entdecken können. Ein Mensch – wie stolz das klingt sagte Maxim Gorki, und nun eine solche Blasphemie: der Mensch nichts weiter als eine Maschine?

Das mag ja noch hingehen, denn auch Tiere haben ja Gefühle und Dörners Ψ mag also auch Gefühle wie sie haben, aber bewußt kann es sie nicht wahrnehmen – noch nicht! Es hat noch keine Sprache dafür, kann sie also nicht beschreiben und über sie und darüber, was sie mit ihm machen, nachdenken.

Aber können sich Maschinen lieben? Wir werden sehen, sie können. Was sie noch nicht können, ist sich Wunschbefriedigung abstrakt vorzustellen, dazu fehlt ihnen die Fantasie. Denn für das abstrakte „Vorstellungsvermögen“ benötigen sie eine Sprache, mit der sie ihre Vorstellungen gedanklich simulieren könnten.
 
Was aber die ganz Großen und Klugen und solche, die sich dafür halten unter Liebe verstehen, ist im Beitrag „Was ist Liebe“ zu lesen.


 
Was also lehrte uns damit Herr Dörner? Alle Gefühle, die sich im Menschen regen, regeln Hormone in Tateinheit mit elektrischen Signalen – also elektrochemisch – , anders wird das unbewußte und/oder bewußte Bedürfnis, nicht zu dem, was gemeinhin als Gefühl bzw. als Emotion bezeichnet wird. Unsere fünf Grundbedürfnisse begründen zwar die Welt der Gefühle und Gedanken des Menschen, sind  Grundlage menschlicher Aktivität, doch definieren sie weder eindeutig bestimmte Ziele noch Ursachen seiner tatsächlichen Handlungen in einer konkreten Situation. Diese biologisch fundierten Motive bilden jedoch den emotionalen Hintergrund, der dann im konkreten Handlungsprozeß definiert,  d.h. mit emotional gefärbten Bedeutungen ausgestattet wird.
Ob nun die Einstellgrößen/Sollwerte, also das, was die Individualität jedes Einzelnen ausmacht, bei allen Menschen gleiche Regelungsmechanismen bereits mit Zeugung genetisch festgelegt sind oder ob deren Justierung nicht zum größten Teil erst in einem Rückkopplungsprozeß, bei dem bestimmte Gene durch zufällige Umwelteinflüsse (Erlebnisse und Erfahrungen) mehr oder weniger mächtig aktiviert werden (Epigenetik) geschieht, ist rein quantitativ noch unklar.
Doch wenn das so ist, daß ich nicht werde, was ich sein soll, sondern immer nur bin, was ich durch das zufällig oder gesucht Erlebte wurde: Ab wann in meiner Biographie wird mein Selbst durch mein bewußtes Suchen von Erlebnissen mehr als der bloße Zufall der Erlebnisse, die mich heimsuchen? Oder sitze ich mein ganzes Leben lang dem frommen Glauben auf, daß ich Schöpfer meines Selbst sei, obwohl ich nur die Wahl habe, aus der Fülle meiner Erlebnisse einen mir auf meine momentane Situation  besonders gut passenden Teil auszusuchen, den ich dann für mein vollständiges Leben halte, wie es Max Frisch in „Mein Name sei Gantenbein“ ausdrückt?
Da wir unser Selbst aber nie aus der Sicht eines Dritten – also von außen – wahrnehmen können, muß diese Frage wohl unbeantwortet bleiben. Einziges Korrektiv in diesem Prozeß der Selbstbeweihräucherung sind vielleicht nur jene, die wir lieben, deren Urteil uns himmelhoch jauchzen lassen oder zu Tode betrüben kann, m.a.W. uns eine ganze, unsere Welt bedeutet. Deshalb werden wir wohl nur durch die Liebe weise. 😉
 
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden,
Und lieben, Götter, welch ein Glück!

 

Ein Kommentar

  • Vielen Dank für den interessanten Artikel. Auch ich habe mich mit der Frage „Was ist Liebe?“ in einer Ausstellung beschäftigt. Dort zeige ich schöne Zitate und lustige Sprüche über die Liebe. Wer Kunst und Philosophie mag, sollte mal einen Blick in diese Ausstellung werfen.

    Schöne Grüsse aus der Freidenker Galerie, Ausstellung „Was ist Liebe?“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

achtzehn − 13 =