Frantisek Xaver Brixi: Orgelmusik

Diese Orgelwerke von Frantisek Xaver Brixi habe ich mit Samples der Riegerorgel aus dem Großen Saal des Konzerthauses Wien (Vienna Konzerthaus Organ) eingespielt.

Vítězslav Augustín Rudolf Novák charakterisiert Brixis Stil wie folgt: „ … klare und heitere Melodik, ausgeprägtes und frisches rhythmisches Empfinden, vereinfachte und zugleich effektvolle Instrumentation und ein beweglich geführter Bass. In seinen Kompositionen findet man Elemente der tschechischen Volksmusik. All diese Faktoren hatten die Verbreitung von Brixis Musik noch zu seinen Lebzeiten auf dem ganzen Gebiet von Böhmen und im Ausland zur Folge…

Die Familie Brixi lebte am Anfang des 17. Jh. in Nordböhmen. Von dem weitverzweigten Stamm haben drei Zweige grundlegende Bedeutung erlangt. Der erste Zweig war in der ersten Hälfte des 17. Jh. in Skalsko ansässig. Von diesem Zweig stammen Dorota (Dorothea) Brixi, * 15. Jan. 1686 in Skalsko, † 1762 in Nová Ves, und ihr Neffe Viktorin, * 26. Juni 1716 in Pilsen, † 30. März 1803 in Podebrady. Zu einem anderen Zweig, der aus Vlkava b. Nymburk stammt, gehören Simon Brixi, * 28. Okt. 1693 in Vlkava, † 2. Nov. 1735 in Prag, und sein Sohn Frantisek Xaver, * 2. Jan. 1732 in Prag, † 14. Okt. 1771 daselbst. Zum dritten Zweig, der aus Melník stammt, gehören Jan Josef Brixi, * 1712 (?), Ort unbekannt, † 27. Apr. 1762 in Melník, und sein Sohn Václav Norbert (Ordensname Jeronym), * 20. Sept. 1738 in Manetín, † 15. Apr. 1803 in Planá. – Dorota Brixi heiratete am 30. Mai 1706 in Stará Boleslav Jan Jirí (Johann Georg) Benda und wurde so die Stammutter der tschech. Musikerfamilie Benda. Die Familien Brixi und Benda hatten zahlreiche freundschaftliche Beziehungen untereinander.

Frantisek Xaver Brixi besuchte 1744-1749 das Piaristen-Gymnasium in Kosmonosy, das wegen seiner Musiktradition großes Ansehen genoss und an dem viele tschechischer Komp. (darunter Viktorin Brixi, Jirí Ignác Linek und Jirí [Georg Antonin] Benda) ausgebildet wurden. Auch Fr. X. Brixi erwarb hier die musikslischen Elementarkenntnisse, besonders seit 1747, als Václav Kalous (1715-1786, Ordensname Simone a Sancto Bartholomaeo) als Magister für die Unterklassen und als Musiklehrer tätig war. Brixis außergewöhnliche Begabung zeigte sich schon während seiner Schulzeit. Er wurde in der zweiten Klasse »post Pascha promotus ad Grammaticam« und 1748 als Rhetor mit dem Vermerk »felicissimus ingenii« qualifiziert. Nach Beendigung des Gymnasiums ging er nach Prag, wo er nach Dlabacz (Dlabac) als Organist an der Kirche St. Gallus und an der Kirche St. Nikolaus, die dem Jesuitenkolleg in der Kleinseite angehörte, tätig war. Nach anderen Quellen wirkte er eine Zeitlang als Organist der Marienkirche (Panna Maria na Louzi) und als Regenschori an St. Martin. 1757 bis 1771 wurden seine Kompositionen bei der »musica navalis« aufgeführt. Wegen seiner außergewöhnlichen musikalischen Begabung wurde Brixi am 1. Jan. 1759 zum Regenschori an der Metropolitankirche St. Veit auf dem Hradschin in Prag ernannt. Dieses im damaligen Prag bedeutsamste musikalische Amt bekleidete er bis zu seinem Tod. Wahrscheinlich war er auch als Organist im Benediktinerinnenkloster des Hl. Georg auf dem Hradschin tätig. Brixi war schon zu seinen Lebzeiten ein allgemein anerkannter Komponist. Davon zeugt eine Reihe von Kompositionen, die er für bedeutsame Jubiläen der Prager Kirchenrepräsentanten schrieb. Für das Prager Jesuitenkolleg im Klementinum komponierte er 1764 die Musik zum Festschauspiel Sanctus Adalbertus Pragensium episcopus, dem Abt des Benediktinerklosters in Prag- Brevnov Bedrich Grundmann widmete er 1765 die Musik zum Festspiel Corona dignitatis senectus und 1767 dem Propst des Prager Kreuzherrenordens mit rotem Herzen Václav Kirchmayer die Festkantate Ad Sanctam crucem majorem triplicis crucis praepositus. Der Dechant des Domkapitels von St. Veit, Frantisek Barton, der bei Brixi verkehrte, schrieb in seinen Notizen folgenden Nekrolog: »Anno 1771 obiit in Domino Franciscus Brixi, capellae magister, vir omni exceptione dignus, alpha musicorum et gnarus omnium instrumentorum. Componista, cui par in Regno nullus fuit« (Prag, Domkapitelarch.).
Charakteristisches Merkmal des Kompositions-Stils von Fr. X. Brixi ist klare und heitere Melodik, ausgeprägtes und frisches rhythmisches Empfinden, vereinfachte und zugleich effektvolle Instrumentation und ein beweglich geführter B. In seinen Kompositionen findet man Elemente der tschechsche Volksmusik. All diese Faktoren hatten die Verbreitung von Brixis Musik noch zu seinen Lebzeiten auf dem ganzen Gebiet von Böhmen und im Ausland zur Folge. Er war einer der Komponisten, die den Übergang vom tschechischen Barock zum Klassizismus vorbereiteten. Sein Werk hat das tschech. Musikempfinden im 18. Jh. stark beeinflusst. Die Kenntnis und Beliebtheit seiner Musik war eine der Ursachen dafür, dass später die Werke W. A. Mozarts in Böhmen so verständnisvoll aufgenommen wurden.

zitiert aus
Die Musik in Geschichte und Gegenwart: Brixi (Familie).
Musik in Geschichte und Gegenwart, S. 9975
(vgl. MGG Bd. 15, S. 1097) (c) Bärenreiter-Verlag 1986
http://www.digitale-bibliothek.de/band60.htm

 

Der Begriff Pastorella bezeichnet leicht spielbare freie Stücke für Orgel zur Weihnachtszeit. Die Gattung der Pastoral-Kompositionen war in Europa zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert besonders im süddeutschen Raum sowie in Österreich, Böhmen und Ungarn äußerst beliebt. „Pastorale“ (das „Hirtenstück“), „Pastorella“ (das „Hirtenlied“) oder „Aria Pastorella“ bezeichnen in der regel Stücke idyllischen Charakters, die das weihnachtliche Musizieren der Hirten zu Bethlehem veranschaulichen wollen.

Die Pastorale (von ital. pastore, Hirte) als Gattung der Instrumentalmusik hat ihren Ursprung im weihnachtlichen Musizieren der pifferari und zampognari, der Hirten, die in Italien nach altem Brauch in der Weihnachtszeit aus den Bergen in die Städte, insbesondere nach Rom und Neapel, kamen und zur Erinnerung an die Hirten von Bethlehem auf ihren einfachen Flöten, Schalmeien (ital. piffero) und Dudelsäcken (ital. zampogna) improvisierten. Ab dem 17. Jahrhundert haben Komponisten nach dem Vorbild dieser urtümlichen Musik Pastoralsätze als selbstständige Werke für Tasteninstrumente (Orgel/Cembalo) oder Instrumental-Ensembles geschaffen. Zu den typischen pastoralen Merkmalen dieser Kompositionen gehören Terzenmelodik, Schalmeienidiomatik (diatonische Melodik mit geringem Tonumfang) sowie liegende Bässe und Bordunquinten als Nachahmung der Sackpfeife. Zugleich orientieren sie sich am Kompositionsmodell der Siciliana mit ihrem wiegenden Rhythmus im 6/8- oder 12/8-Takt.
Auf die weihnachtliche Herkunft der instrumentalen Pastorale verweist ihre Verwendung in Weihnachtskonzerten (vgl. die entsprechenden Concerti grossi von Corelli, Locatelli, Manfredini u.a.) sowie in geistlichen Kantaten und Oratorien, in denen Pastoralsätze dazu dienen, das Weihnachtsgeschehen, im engeren Sinne das Musizieren der Hirten zu Bethlehem, darzustellen (am bekanntesten die Pifa in Händels Messiah und die Sinfonia am Beginn der zweiten Kantate des Bach’schen Weihnachtsoratoriums). Daneben existiert die Pastorale aber auch losgelöst von biblischen Inhalten, als Schilderung ländlicher Idylle und des galanten Schäferwesens (vgl. z.B. das Concerto La Pastorella oder die 6 Sonaten Il pastor fido von Antonio Vivaldi).

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