Die Kirche von Gehaus

Zitiert aus Baier Bote 4(2006)03 vom 31. März 2006:

Aus der Geschichte der evangelischen Kirche zu Gehaus

Beginnen wir heute mit einem der markantesten Gebäuden unserer Gemeinde. Es handelt sich hier um das evangelische Gotteshaus. Wie wir alle wissen, wurde diese Kirche in den Jahren 1765 – 1767 errichtet. Über deren Vorläufer, wahrscheinlich eine kleine Kapelle gibt es nichts zu berichten, außer, dass die hiesige Kirche dem jetzigen Standort der Kapelle entsprach. In einer Karte, welche sich im Hessischen Staatsarchiv zu Marburg befindet, ist im Jahre 1721 diese Kapelle am heutigen Standort der Kirche eingezeichnet. Gleichzeitig die gesamte Ortschaft Gehaus, mit dem Standort der verschiedenen Wohnstätten und dem Straßenverlauf, der sich teilweise vom heutigen unterscheidet. Der Ort Mariengart ist in dieser Zeit ebenfalls als Vorwerk bezeichnet und noch zu Gehaus dazugehörig. Aber kommen wir zu unserem heutigen Gotteshaus zurück. Die Pläne zum Bau einer neuen Kirche wurden bereits um 1600 vorgelegt, aber mit Beginn des 30-jährigen Krieges kam es nicht mehr zu deren Ausführung. Die Gründe braucht man nicht weit zu suchen. Not und Elend herrschte, die Bevölkerung wurde durch Krieg, Seuchen und Hungersnöte dahingerafft. Teilweise starben ganze Orte aus. Man hatte andere Ziele vorerst, ging es doch um das nackte Überleben in dieser Zeit. Erst im Jahre 1641 beginnen in Gehaus wieder die Eintragungen in den Kirchenbüchern. Später werden wir auf diese Eintragungen nochmals zurückkommen.

Erst 1765 kam man auf die Pläne zum Neubau zurück. Am 22. Mai 1765 wurde hierzu der Grundstein gelegt. Die Eintragungen im Kirchenbuch der Gemeinde Gehaus sagen dazu Folgendes aus:

„Mit gnädiger Erlaubnis von Hochwohlgeborenen Herrn von Boineburg und Herrn von Müller ist der Gemeinde Gehaus auf ihr untertänniges Suppticieren vergönnt wurden die Kirche zu bauen, dafür ist am 22. Mai 1765 der Grundstein mit den entsprechenden Maßen 28 cap. 18. Ellen… gelegt wurden… dann teilweise nicht mehr lesbar.“

Unterschrift des Pastor Burkhardt vom 22. Mai 1765

Als Bauleiter war ein Valentin Nordheim eingesetzt. Vergleicht man die Abmaße der Kirche nach dem Hinweis der Grundsteinlegung vom 22. Mai 1765 mit den heutigen Maßeinheiten, so besteht Übereinstimmung. Die Länge beträgt 21,70 m, die Breite 12,80 und die Höhe des Turmes ist 27,00 m. Das Baumaterial wurde zum größten Teil der Felda entnommen, aber auch hiesige Steinbrüche wurden genutzt. Es ist auch anzunehmen, dass Teile der alten Kapelle wieder verwendet wurden. Ob die Gruft bereits unter dem alten Gotteshaus existierte oder erst mit dem Bau des neuen Gotteshauses entstand, ist im Moment nicht nachweisbar. Es ist anzunehmen, dass sie allerdings älteren Datums ist, also bereits existent war. Es deuten zumindest verschiedene Merkmale darauf hin. Die Fenster kamen aus einer Glaserei in Weilar, die Dacharbeiter aus Wölferbütt und die Ziegeln dazu wurden in Völkershausen gebrannt. Hierzu existierte noch bis in das Jahr 1966 ein alter Ziegel mit folgenden eingebrannten Worten:

„Im Jahr 1765 ist die Kirch gebautt wortten und die Zigel in Völkershausen in der Hütten gemach worden.“

Ein Kupferschmied fertigte den Wetterhahn an. Das evangelische Haus wurde vom Zimmermann Gubert aus Geisa gefertigt. Als es am 28. Juni 1818 zu einem großen Unwetter kam, wurde auch die Kirche arg in Mitleidenschaft gezogen. Der gesamte Kostenaufwand an Reparaturen betrug damals 85 Reichstaler, 5 Groschen und 8 Pfennige. 1893 kam es dann erneut zu weiteren Werterhaltungsmaßnahmen, das Gleiche nochmals 1934. In diesem Jahr bekam die Orgel einen Elektromotor. Im Zusammenhang mit der Renovierung 1938 wurde erstmalig die Gruft geöffnet. Man fand die Gebeine einiger Bestatteten, eine blaue Perle, die sich später als nicht so wertvoll herausstellte, wie man es gerne gehabt hätte und den Schädel eines Hundes. Wie bereits erwähnt, sind die Namen derer nicht bekannt. Im Zuge von weiteren Forschungsmaßnahmen könnte aber auch hier Licht ins Dunkle kommen. In den Jahren 1950 und 1960 werden weitere Werterhaltungsmaßnahmen durchgeführt, ebenfalls zur 200-Jahrfeier. Nach dem Gebirgsschlag von 1989 mussten erneut Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden, um dieses Haus der Gemeinde Gehaus erhalten zu können, was auch mit Erfolg geschah. Der Baustil der Kirche ist romanisch ausgerichtet und entspricht den Verhältnissen der damaligen Zeit. Sie ist schlicht und einfach, was gerade ihren besonderen Reiz ausmacht. Durch die Holzarbeiten strahlt sie Schlichtheit und Wärme aus. Das Innere ist Barock mit jeweils 2 Emporen, die von toscanischen Säulenelementen getragen werden. Im Jahre 1920 wurde die Kugel an der Kirchturmspitze erstmalig geöffnet. Man fand darin mehrerer Urkunden und andere geschichtliche Dokumente. Ich möchte darauf verzichten, den Inhalt hier wiederzugeben, da dies bereits in der Festschrift zur 650. Ersterwähnung von Gehaus erfolgt ist. Hinter der Kirche befindet sich noch die älteste bekannte Begräbnisstätte von Gehaus, die heute ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Hier wurden bereits Maßnahmen unternommen, um ein gesamtes Ensemble entstehen zu lassen, was es lohnenswert ist, auch für nachfolgende Generationen zu erhalten. In diesem Zusammenhang danke ich Herrn Pfarrer Thomas Göhring, dem Kirchenvorstand und seinen Mitgliedern sowie der Krichgemeinde Gehaus für das Bereitstellen der entsprechenden historischen Quellen aus den Kirchenbüchern von Gehaus.

Hier noch eine Aufstellung über die bisher bekannten Pfarrer in unserer Gemeinde Gehaus. Sollte man Kenntnis haben über weitere Informationen hierzu, dann wäre es schön, wenn man sich mit dem Heimatpflegeverein e. V. Gehaus bzw. mit der Kirchgemeinde in Verbindung setzen würde.

  • 1602 – 1620 _____ Hartung Kestnar
  • ? ______________ Andreas Sibelius Gerlach
  • 1692 – 1717 _____ Friedrich Hübner
  • ? ______________ Justino Müller
  • 1729 – 1753  ____  Johann Friedrich Weber
  • 1751 – 1771 _____ Chrst. Emanuel Burghardt
  • 1772 – 1777 _____  Johann Michael Cyenf
  • 1777 – 1786 _____ Johann Friedrich Fischer
  • ? ______________  Johann Georg Usbeer
  • ? ______________ Carl Ludwig Müller
  • 1802 – 1807 _____ Johann Salomon Grobe
  • ? ______________ Georg Franz Büff
  • ? ______________ Andreas Fuckel
  • ? ______________ Sebastian Jakob Heuer
  • ? ______________ Wilhelm Friederici
  • 1875 – 1882 _____ Johann Balthasar Fischer 1887 Paul Mohnhaupt
  • 1888 – 1893 _____ August Zitter
  • 1901 – 1906 _____ ?  Schlegel
  • 1907 – 1913 _____ ?  Krieg
  • 1913 – 1919 _____ W. Floß
  • 1919 – 1929 _____ Eduard Hermann
  • 1919 – 1933 _____ Vertretung durch Pfarrer Kirmse Oechsen
  • 1933 – 1937 _____ Pfarrer Otto
  • 1937 – 1952 _____ Pfarrer Säckel
  • 1963 ___________ Margarete Spigath und Pfarrer Kirmse
  • 1963 – 1964 _____ Wilhelm Schubert und Johannes Dreißig
  • 1964 – 1965 _____ Peter Bähring und Johannes Dreißig 1966 -1973 Günther Kautzsch
  • 1973 – 1974 _____ Dr. Gerhard Stadtlengsfeld 1974- 1993  Kurt Kister
  • 1993 – 2001 _____ Vertretung durch Pfarrer Rohmer und Dreßler
  • 2001 – __________ Thomas Göhring Gehaus/Oechsen

Neuste Ergebnisse brachten noch, dass in den Jahren 1636 – 1656 ein Magister namens Tobias Walch als Oberpfarrer in Lengsfeld tätig war, der gleichzeitig die Vertretung für Weilar und Gehaus innehatte.

Quelle dazu:

  • Kirchenchronik Weilar Band I 1768 – 1814 in Verbindung mit der Chronik von Erika Jacob Teil I

Im Namen des Heimatpflegeverein e. V. Gehaus
Reinhold Lotz
Vorsitzender


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