Der „Luthersgarten“ von Gehaus

zitiert aus Baier Bote 6(2008)10 vom 24. Oktober 2008:

Auf Anregung von Teilnehmer am historischen Rundgang durch Gehaus, anlässlich des „Tages des offenen Denkmals“ vom 14.09.2008, aber besonders auf Hinweis von Herrn Karl-Heinz Hofmann, wollen wir uns einmal mit der hiesigen Ortsbezeichnung „Luthersgarten“ beschäftigen. Im Voraus eine Bitte an die Leser dieses Beitrages. Wer ist noch im Besitz von Fotografien über den alten „Luthersgarten“ und könnte diese uns kurzzeitig zur Verfügung stellen? Hierbei geht es insbesondere um Bilddokumente aus den Anfangsjahren des vorigen Jahrhunderts. Bitte schaut doch einmal nach. Es wäre schön für die weitere Erforschung der eigenen Geschichte. Eine Rückgabe wird selbstverständlich garantiert. Die Bezeichnung „Luthersgarten“ ist eng mit der Weltgeschichte verbunden, wurde natürlich in der nächsten Ausgaben des Amtsblattes „Baier Bote“ wollen wir versuchen auf Dr. Martin Luther über sein Leben und Wirken etwas näher einzugehen, steht dies doch auch in einem engen Zusammenhang mit der eigenen Vergangenheit unseres Ortes. Bevor wir aber eingehen auf den „Luthersgarten“ wollen wir ein Rückblick halten auf Luther in dessen eigenen Leben, aber auch ein Ausblick auf die kommenden Jahren, besonders im Zusammenhang mit der zur Zeit laufenden „Lutherdekade“.

LuthersgartenDer größte Teil historisch interessierter Bürger weiß, dass sich im Jahre 2017 die Reformation zum 500. Male jährt. Als am 31. Oktober 1517 Martin Luther an der Schlosskirche zu Wittenberg seine berühmten 95 Thesen zur Erneuerung der Kirche anschlug, war dies ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung. Dieser Thesenanschlag an dem besagten Tag gilt heute für die evangelischen Christen als dessen Gründungstag. Dies war der Anlass, dass am 19. – 21. September dieses Jahres in Wittenberg die Lutherdekade eröffnet wurde. Hier soll die Bedeutung der Reformation über einen Zeitraum von 10 Jahren diskutiert werden. Wer über die Ziele der Lutherdekade mehr wissen möchte, sollte sich die Sonderbeilage dieses Jahres aus „Glaube und Heimat“, Nr. 38 vom 21. September zulegen, uns als HPV wurde sie freundlicher Weise von Karl-Heinz Hofmann zur Verfügung gestellt. Um auf die Bedeutung von Dr. Martin Luther eingehen zu können nun eine kleine Kurzbiographie aus seinem Leben. Ausführlicher dann in den nächsten Ausgaben zu bestimmten Lebensabschnitten, die aus unserer Ansicht für Luther besonders von Bedeutung waren. Martin Luther wurde geb. am 10. November 1483 in Eisleben. Dort verstarb er auch am 18. Februar 1546. 1507 im Orden der Augustiner-Eremiten in Erfurt zum Priester geweiht, wurde Luther 1512 in Wittenberg zum Doktor der Theologie promoviert. Gegen die Verkündung des Ablasses zugunsten des Neubaus der Peterskirche in Rom durch den Dominikaner Tetzel formulierte Luther seine 95 Thesen, die er am 31.10.1517 zum Zweck einer Disputation mit Gelehrten in Wittenberg anschlagen ließ. Diese Thesen fanden schnell Verbreitung, so dass bereits 1518 der Erzbischof von Mainz und die Dominikaner Klage in Rom führten. Einen Widerruf lehnte Luther ab. Das Papsttum setzte sich nach seiner Auflassung über den klaren Wortlaut der Schrift hinweg. Die päpstliche Bulle seiner Verurteilung übergab er 1520 feierlich der Verbrennung. Am 03. Januar 1521 wurde er von Papst Leo exkommuniziert. Auf dem Reichstag zu Worms im April 1521 lehnte Luther den Widerruf und die stumme Unterwerfung unter ein allgemeines Konzil ab, worauf er vom Kaiser Karl V. geächtet wurde. Mit Hilfe des Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen gelangte er auf die Wartburg, wo er das Neue Testament neu übersetzte, das 1522 in Druck erschien und das er 1534 durch die Übersetzung des Alten Testaments ergänzte. Als 1524/25 die Bauernaufstände im Reich ausbrachen beriefen sich viele Aufständische auf Luther. Doch verübte Gräueltaten der Aufständischen gegen die Fürsten, Klöster usw. veranlassten ihn die Fürsten „wider der räu­berischen und mörderischen Rotten der Bauern“ aufzurufen. Ehe Marburger Religionsgespräche mit dem Schweizer Zwingli führte nur zu teilweise Übereinstimmung, weil Luther an der wirklichen Gegenwart Christi im Abendmahl festhielt. 1539 legte Luther in der Schrift „Von den Concilis und Kirche“ seinen Kirchenbegriff dar. Großen Anteil hatte Luther durch seine Übersetzungen auch an der Durchsetzung und Verbreitung der deutschen Hochsprache. Dr. Martin Luther ist zu Recht einer der größten geschichtlichen Personen unseres deutschen Volkes.

Nun zurück zu unserer Gemeinde:

Aus Anlass des 400. Geburtstages von Dr. Martin Luther am 10. November 1883 wurde zu dessen Ehren die kleine parkähnliche Anlage in Luthersgarten umbenannt. Aus dem gleichen Grunde setzte man zu seinen Ehren noch eine Luthereiche. 100 Jahre später wird zu seinem 500. Geburtstag auf dem Friedhof von Gehaus erneut ein Baum durch die Kirchgemeinde Gehaus im Beisein von Pfarrer Kister durch Paul Hermann gepflanzt.

Aber auch bereits vor 1883 kommt es im Ort zu Lutherehrungen. Auf Anweisung des Großherzogs Carl-August von Sachsen-Weimar-Eisenach wurde wie in den anderen Gemeinden auch eine dreitägige Jubelfeier aus Anlass des 300. Jahrestages der Reformation (31.10.1817) im Ort durchgeführt. Gefeiert wurde besonders von den Schulkindern, aber auch in der Kirche. Da zu dieser Zeit die Pfarrstelle im Ort nicht besetzt war, formierte sich vor dem Wohnhaus des Bürgermeisters Adam Hoßfeld ein großer Festumzug mit Endziel der festlich geschmückten zu Gehaus. Zur Erinnerung an diesen Tag erhielt jedes Schulkind das „Jubelbüchlein für die liebe Schuljugend“.

Quellen:

Im Auftrag des Heimatpflegeverein e. V. Gehaus/Rhön
Reinhold Lotz,
Vors.


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