Dieterich Buxtehude: Passacaglia Pedaliter BuxWV 161

Buxtehudes „Passacaglia“ habe ich mit Samples der Riegerorgel des Großen Saals im Konzerthaus Wien (Vienna Konzerthaus Organ) eingespielt.

Buxtehudes Passacaglia ist uns im Manuskript das „Andreas Bach Buch“ überliefert worden.
Andreas Bach, ein Neffe Joh. Seb. Bachs, war 1754 der Besitzer der Handschrift. Mit aller Wahrscheinlichkeit hat sie als Urheber Bernhard Bach, ein Bruder Andreas, der 1715-1717 seine musikalische Ausbildung in Weimar bei Joh. Seb. Bach erhielt. Die Handschrift enthält Orgelwerke von Buxtehude, Reinken, Pachelbel, Bach u. a.
Buxtehudes Passacaglia ist in ihrer orgelmässigen und einheitlich, symmetrisch aufgebauten Gestalt als eine speziell norddeutsche Schöpfung anzusehen. Über einem viertaktigen Ostinato-Thema

wird ein viergeteilter Satz aufgebaut, dessen verschiedene Abschnitte von gleicher Länge sind. Der Ostinato-Bass wird in jedem Teil siebenmal wiederholt, die Tonart wird in jedem Abschnitt gewechselt: d-moll, F-dur, a-moll, d-moll, es war in der Zeit Buxtehudes recht ungewöhnlich, die Tonart zu wechseln. Den Übergang zwischen den einzelnen Abschnitten vermitteln ganz kurze Modulationen. Der Ostinato wird durchgängig in der Bassstimme beibehalten und nicht variiert. Buxtehude komponiert hier also in der Form einer Passacaglia, während er in den instrumentalen Ciaconen das Ostinatothema variiert und es auch in anderen Stimmen auftreten lässt.

Der erste Abschnitt ist von ernstem Charakter; der zweite Abschnitt von ruhigem pastoralen Charakter; der dritte mit energischen, abrupten Ausbrüchen; der vierte bringt die Versöhnung zwischen den Extremen der Vorgänger – der Welten des Leidens und des Friedens, dynamisch ausbalanciert und  in der gleichen Tonart wie der erste Abschnitts.

Eine frühere Interpretation von mir findest du unter dem Link: Dieterich Buxtehude: Passacaglia d-moll, BuxWV 161. Das der Pianorolle in diesem Video unterlegte Bild bezieht sich auf das Gedicht „Ithaka” von Konstantinos Kavafis:

Brichst du auf gen Ithaka,
wünsch dir eine lange Fahrt,
voller Abenteuer und Erkenntnisse.
Die Lästrygonen und Zyklopen,
den zornigen Poseidon fürchte nicht,
solcherlei wirst du auf deiner Fahrt nie finden,
wenn dein Denken hochgespannt, wenn edle
Regung deinen Geist und Körper anrührt.
Den Lästrygonen und Zyklopen,
dem wütenden Poseidon wirst du nicht begegnen,
falls du sie nicht in deiner Seele mit dir trägst,
falls deine Seele sie nicht vor dir aufbaut.

Wünsch dir eine lange Fahrt.
Der Sommermorgen möchten viele sein,
da du, mit welcher Freude und Zufriedenheit!
In nie zuvor gesehene Häfen einfährst;
Halte ein bei Handelsplätzen der Phönizier
Und erwirb die schönen Waren,
Perlmutter und Korallen, Bernstein, Ebenholz
Und erregende Essenzen aller Art,
so reichlich du vermagst, erregende Essenzen,
besuche viele Städte in Ägypten,
damit du von den Eingeweihten lernst und wieder lernst.

Immer halte Ithaka im Sinn.
Dort anzukommen ist dir vorbestimmt.
Doch beeile nur nicht deine Reise.
Besser ist, sie dauere viele Jahre;
Und alt geworden lege auf der Insel an,
reich an dem, was du auf deiner Fahrt gewannst,
und hoffe nicht, dass Ithaka dir Reichtum gäbe.

Ithaka gab dir die schöne Reise.
Du wärest ohne es nicht auf die Fahrt gegangen.
Nun hat es dir nicht mehr zu geben.

Auch wenn es sich dir ärmlich zeigt, Ithaka betrog dich nicht.
So weise, wie du wurdest, in solchem Maße erfahren,
wirst du ohnedies verstanden haben, was die Ithakas bedeuten.

Siehe dazu auch die Blogbeiträge:

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