Burg Hutsberg

Aus den Namen der drei Burgen Henneberg, Hüts– und Landsberg hat die Sage und das Sprichwort sich gebildet:

„Henne hüt’s Land!“

Die Ruine der erstgenannten Veste, auf die wir bereits in diesem Hefte, S. 40, hinwiesen, fassen wir bald näher ins Auge, an Stelle der dritten hat sich anfangs des nun endenden Jahrhunderts ein neues prächtiges Bergschloß dieses Namens erhoben, welches die Herzöge von Meiningen Georg I. und Bernhard-Erich-Freund am Ausgang der Herpf zur Werra erbauten. Die zweite in der Mitte des Sprichworts gemeinte ehemalige Burg zeigt als Ruine ein hohes leeres Steinhaus in Form eines Rechtecks mit innern Schiedmauern; der Basalt, das Burggestein, giebt dem Ganzen ein düsteres, unheimliches Aussehen. Die Burg war aber auch wohl schon in der Gaugrafenzeit erbaut, denn der Name und die Mark Hoitin (Hüten, Hut), wozu das so nahe Helmers- und selbst Wohlmuthhausen und Gerthausen gehörte, kommt urkundlich 795 n. Chr. vor, wo ein sehr begüterter Edler Egilolf, und 857, wo ein Edler Zazo hier Besitzungen hatte – und an Stift Fulda Güter schenkte. (n. Brückner). Weiterlesen

Die „Disburg“.

(713 m über der Nordsee.)

Unter den basaltigen Höhen des Vorgebirges der Rhön zeichnet sich, vornehmlich eine aus, die steil und isoliert ohnweit des Gebaberges zwischen den Ortschaften Aschenhausen, Wohlmuthhausen und Oberkatza sich erhebt. Davon erzählt das Volk der Umgegend, daß in grauer Zeit auf dem Gipfel ein Schloß gestanden habe, darinnen ein fränkischer König wohnte; doch nicht lange, so zog er fort nach Frankreich und – das Schloß wurde bald darauf zerstört, dagegen der nahe „Hutsherg“ erbauet, auf welchem jedoch nur fränkische Herzöge residierten. Der Frankenkönig, der auf Disburg gesessen, soll kein anderer als Chlodio gewesen sein, und die Disburg; das von ihm erbaute Dispargum. Ein Ringwall von Basalten umziehet den Hochgipfel dieses Berges, ein mächtiger Felsblock ragt an seiner Mitte empor; auch steht auf dem Berge ein alter Grenzstein von ungewöhnlicher Größe, in welchem eine schüsselartige Vertiefung eingehauen ist, nebst dem Bilde dreier Löffel. Hier grenzten die Aemter Lichtenberg, Kaltennordheim und Sand an einander, und sollen aus dieser Schüssel vor Zeiten bei Grenzbegehungen die drei Amtmänner Suppe mit einander gegessen haben. . . So erzählt L. Bechstein in seinem 1842 herausgegebenen ,,Sagenschatz des Frankenlandes«, 1.Theil.[1] Weiterlesen

„Die Altmark“

und die Burg zu Kaltensundheim

I.

„Nort-, Sunt- und Vuestheim“ im engem Tullifeld, diese drei alten ,,Kalten-heim« liegen nach der Karte in einem Triangel, der inmitten keine andere Ortschaft zeigt, selbst aber von dem Höhen-Dreieck Umpfen, Weidberg und Altmark eingeschlossen ist. (Ein Kalten-Ostheim findet sich nicht). Von Kaltennordheim aus südlich gewahrt man, über Kaltensundheim hinweg, östlich von Kaltenwestheim einen Bergkegel, der sich vor seinen Nachbarn auszeichnet als der schönste im Oberfeldagebiet. Das ist der Altmarksberg, ein aus Kalk bestehender Kegel mit basaltischer Spitze, gegen 674 m. hoch. Bis vor etwa 120 Jahren soll sein Scheitel fast ganz von Bäumen entblößt gewesen sein; und heute noch kann er sich auch keiner uralten Eiche oder Buche als Rhönschmucks rühmen, denn nur ein Drittel seines Mantels (südwestlich) ist mit schwachem Laubgehölz besetzt. Aber ein erquickender Duft entströmt dem schönen Fichtenbestand, der seit Menschengedenken nordseits des Berges Schoß umfaßt. Daß sein Haupt so gering bewaldet ist, darf uns nicht groß wundern, denn wo dereinst Steinbauten der Natur den Platz versperrten, konnten Waldriesen ihre Aeste nicht ausbreiten. Weiterlesen

Das Schloß zu Kaltenwestheim

Vom Rhön-Ellenbogen nordwärts zum Engelsberg streckt sich eine ehedem sehr wenig bewaldete Bergfläche (etwa 600 m. hoch), die in grauer Vorzeit ganz besonders dem Waidmann einen günstigen Ausblick nach den Wechselgängen des Wildes vom „Feist-Küchenwald“ zu der versteckten „kleinen Fischbach“ oder auf die freiere „Lichtenau“, wie umgekehrt, – aber auch den verschiedenen Viehheerden eine nicht fette, doch gesunde Weide bot. Es ist der Waid-, Weyd- oder Weidberg, den wir meinen, der in alter Zeit wegen gern darüberhin ziehenden „Schmugglern“ oder Schleichhändlern auch von der Verkehrs-Polizei viel begangen werden mußte. An seinem südöstlichen Abhange, in ziemlich wettergeschützter Niederung lag vor dem „Loh“ (s. Heft I. S. 48) die urkundlich 812 n. Chr. schon bekannte „villa Vuestheim in pago TullifeIdon“, die zu genauerer Angabe später wohl noch mit „Westhe monomarcu in comitatu Adalbraht“, als ein mit der Flur Lichtenau und Kleinfischbach geschlossener Markbezirk, bezeichnet wurde. Weiterlesen

Die Burg „Merlins“

oder das Schloß „Kaldin-Northeim.“

Südöstlich von der Schloßruine Fischberg gelangt man in drei Viertelstunden nach dem Stadtflecken Kaltennordheim. Dieser Ort wird schon 795 n. Chr. urkundlich, aber nur als „Dorf im Tullifeld“, an der „Velda“ gelegen, erwähnt. Am rechten Ufer des Feldaflusses, oberhalb des Zutritts der kleinern „Goldbach“ zu demselben, am Südostende des Fleckens stand dereinst ein hennebergisches Grafenschloß, 1350 bereits in einer Urkunde die „burge Northeym“, 1384 das „slass tzü Kaldin-Northeim“ benennet. Schultes schreibt: „Mitten im Orte liegt das alte hennebergische Schloß „Merlins“, mit Mauern und Gräben umgeben, von dem man den Ursprung dieses Namens, der ohnehin in keiner Urkunde vorkommt, nicht zu erklären weiß.“ Spies schreibt „Merlisburg oder Merlinse“, Schneider dagegen „Merliesburg oder Meerlinse“, und Weinrich nennt die Burg „Schloß zur Meer-Linsen.“ Bevor wir uns anmaßen, dem sonderbaren Namen eine Deutung zu geben, wollen wir zunächst die Lage des Burghügels ins Auge fassen: Es ist eine kaum merkliche Bodenerhebung, in der sich das Weichbild des alten Grafensitzes einrahmt; zunächst liegen der „Sand-, Mühl-, Ziegenhauck“ und Kirchthorhügel als die äußern Aufstiege vom Schloßplatze. Weiterlesen

Schloß Fischberg

(448 m. über d. Nordsee.)

Als ehemaliges Zubehör von Nithardishusen gilt, wie im vorigen Abschnitt schon angedeutet, das kleine Burgwesen, welches ein halbes Stündchen südlicher, über dem Dorfe Diedorf, zwischen diesem und dem Orte Klings stand. Von der Felda links, auf dem sogenannten Hähnchen (Hön Hün), einem ziemlich kahlen, kegelförmigen Flötzkalkberg mit umbuschtem basaltigem Scheitel, liegt die Ruine. Einzelne Mauerüberreste lassen die bescheidene Ausdehnung des verwüsteten Schlosses erkennen, ein kleiner Kellerraum ist noch zugänglich. Im Allgemeinen steht das „Hähnchen“ sehr isoliert, ohne Kamm geziert, präsentiert sich aber reizend nach Klings zu, indeß die Umschau von ihm ab sich vorzüglich auf Schloß Zella wendet. (Im Abschnitt über die Klöster wird Letzteres, besondere Beachtung finden.) Weiterlesen

Die Burg Nithardishusen

An und auf einem Bergrücken, auf dem südlichen Neubergsvorsprung war der Stammsitz des uralten Geschlechts der Edlen von Nithardishusen. Unmittelbar über dem nördlichen Teile von der Hausbergsebene, nördlich vom „Taufstein“ ragte die Veste (etwa 560 m über dem Spiegel der Nordsee) empor. Krause, ehedem Pfarrer im nahen Fischbach, beschreibt in seinem „Erpho von Nithardishusen“ ganz anziehend die alte Burg; entnehmen wir daraus Einiges: „Der Burg gegenüber liegt das Dörfchen Föhlritz, einem Schwalbennestchen gleich, am Gläserberge; nördlich hin liegt der „Beyer“, und an den Neuberg lehnt sich nach Osten hin der „hohe Asch“. Weiterlesen

Die ehemaligen Burgen und Schlösser im Tullifeld

Dort, auf stillen waldumkränzten Höhen,
Zwischen Trümmern der Vergangenheit
Nun der Vorwelt Schauer uns umwehen.
Wo einst strahlte Ritters Herrlichkeit,
Nun der Mond durch hohle Fenster blinkt,
Wilde Ranke üppig sich aufschwingt;
Wo vormals die Starken sich gefreut,
Nun der scheue Uhu ächzend schreit.

(n. Matthison.)

Wie alle andern Burgruinen so werfen auch die des Tullifeldes bezw. der vormaligen Grafschaft Henneberg beim Beschauen und mehr noch beim Betreten in uns ein wehmütiges Sinnen über die rasche Vergänglichkeit der Bauten, die als »Beste« so hoch errichtet und wie allen Angriffen gleichsam zum Trotz mit Wall und Ringmauern so umschanzt waren. In andern Gauen starren oft noch kolossaler und gigantischer (riesenhafter) die Trümmer seltsamer Ritterschlösser empor; und daher mag es auch kommen, daß die Tullifelder Burgen selbst dem Namen nach so wenig bekannt sind. Wennschon Chronik- und Sagenschreiber danach geforscht haben und noch immer der Volksmund davon redet, heißt es doch von mancher Ruine: selbst die letzten Rudera (Trümmermerkmale) sind verschwunden, ihre Stätte kennt man nicht mehr! Wohin sind die Unmassen Gesteins, welche dereinst Bauern, Hörige und Sklaven mit ihrem Schweiß und Blut zu hohen, dicken und festen Mauern kitteten? Wie nur konnten diese umgestürzt und dahinter das „Palas oder Palatium“ (des Ritters Prachtbau) und die „Kemenaten“ (Frauen- und Gästezimmer) so zerstört, die Hauskapelle so entweiht, der „Bärenzwinger und das Burgverließ“ so leicht zugeschüttet werden? Stand der treue „Thorbert“ mit den wackern Thorhütern nicht auf der „Zinne oder Warte, des Bergfrieds“ (Burghauptturms), der alle Zingeln (Ringmauern), die Beste und ihre „Stadel“ (Nebenbauten) überragte? Wie nur konnte von da aus die rechtzeitige Umschau, der „Auslug“ versäumt werden? War denn der Burggraben nicht tief und breit genug voll Wasser, war die Zugbrücke mit dem Fallgitterthor ohne Winde, das „Schnitz“- oder Zeughaus ohne Waffen? Wo blieben diesmal die bewährten, so wehr- und streitbaren Mannen und Knappen, wo blieb nur der heldenmutige Burgherr?! – Weiterlesen

Das Ritterwesen im Allgemeinen

Ein Ritter der Vorzeit, zu Pferde
Mit Harnisch, Sporn und Visier,
Zur Lanze geschickt wie zum Schwerte,
Erprobt in Kampf und Turnier,
Bei König und Volk der geehrte –
Beschützte die Unschuld, bewährte
Den Glauben
; Das war sein Panier![1]
Und war auch das Leben oft finster und wild,
Dem Edlen blieb die „Minne“[2] doch lieblich und mild. –

 Die Entstehung des Ritterstandes lag (n. Götzing.) in der mit der Zeit zunehmenden Bedeutung des Rossedienstes. Indem sich außerhalb der durch Geburtsrecht bedingten Ständeunterschiede die Art des Kriegsdienstes in den Vordergrund drängte, ergab sich ein Band, das namentlich die schon lange getrennten Stände des hohen Adels und der Ministerialen (Staatsbeamten) unter einer neuen Einheit vereinigte. Im Verlauf des zwölften Jahrhunderts bildete sich die Ansicht fester aus, wonach alle zum Ritterdienst berechtigten und verpflichteten Personen als eine geschlossene Gesellschaft, („schildesampt“ oder ordo militaris equestris, d. h. Orden zu Pferde, vereinigt gedacht wurden. Das Symbol (Wahrzeichen) des Rittertums ist das Schild (als Schutzwaffe der Schild), charakteristisches Zeichen der Ritterwürde ist die „swertleite“ oder Umgürtung mit dem Schwerte, auch „ritterslac“, später Ritterschlag genannt. Diese Ceremonie (Feierlichkeit) konnte freilich den Ritter nicht dagegen feien, daß er vielleicht „aus der Art schlage“. Weiterlesen

Georg Ernst

letzter gefürsteter Graf des Hauses Henneberg

Durch treffliche Eigenschaften ausgezeichnet, ward es ihm leicht, das Alles schnell aufzufassen, was sein Zeitalter erregte und bewegte. Die ganze Lebenszeit dieses Grafen gehörte nicht mehr dem Mittelalter, sie gehörte schon der neuen Zeit an. Am 27. Mai 1511 zu Schleusingen geboren, genoß er unter den Augen seines Vaters eine gute Erziehung. Als Jüngling begab er sich an den Hof des Herzog Wilhelm zu Jülich. Hierauf hielt er sich geraume Zeit bei dem Herzog Albert in Preußen auf, der ihn besonders lieb gewann und ihm für immer seine ganze Zuneigung schenkte. Auch den Hof des Landgrafen Philipp zu Hessen in Gießen besuchte er. Zu Jülich lernte er den Geist und die Sitten der Franzosen, Niederländer, Rheinländer und der Westphalen, bei Herzog Albert hingegen das Wesen der Polen, Dänen, Schweden und Russen, bei dem Landgrafen Philipp aber vorzugsweise Geist und Gang damaliger Reichsangelegenheiten und hauptsächlich der Reformation kennen. Der Landgraf nahm ihn 1530 z. B. mit auf den Reichstag nach Augsburg. 1532 bat er brieflich von Gießen aus seinen Vater um die Erlaubnis, dem bevorstehenden Feldzuge gegen die Türken beiwohnen zu dürfen. Er erhielt sie. Auch zum König Franz I. von Frankreich, und 1534 beim Einfall in Würtemberg, gegen Herzog Ulrich, begleitete Georg Ernst als Offizier den Landgrafen. Weiterlesen

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