Wilhelm Middelschulte: Toccata über den Choral „Ein feste Burg ist unser Gott”

Diese Toccata und das „Perpetuum mobile“ (es ist das Intermezzo aus seinem „Konzert über ein Thema von Joh. Seb. Bach“) habe ich mit Samples der Rieger-Orgel des Großen Saals im Konzerthaus Wien (Vienna Konzerthaus Organ) eingespielt.

Middelschulte, Wilhelm,
* 3. Apr. 1863 in Werve (heute Kamen-Heeren/Westfalen), † 4. Mai 1943 in Dortmund-Oespel.
Middelschulte entstammte einem westfälischen Bauerngeschlecht. Seine ersten musikalischen Fähigkeiten erwarb er bei dem Seminarlehrer August Knabe in Soest, danach studierte er am Königlichen Akademischen Institut für Kirchenmusik in Berlin. 1888 wurde er Organist und Chordirigent an der evangelischen Lukaskirche in Berlin, folgte aber drei Jahre später (1891) einem Ruf nach Chicago (USA), wo er als Organist der Jacobikirche, 1894-1918 zudem des Thomas-Orchesters wirkte. Dort studierte er anfangs noch bei B. Ziehn Theorie. Nach 1918 war Middelschulte Direktor der Orgelabteilung des American Conservatory in Chicago und des Wisconsin Conservatory in Milwaukee. Die University of Notre Dame (Indiana) verlieh ihm 1922 wegen seiner Verdienste für das Kulturleben in den USA die Ehrendoktorwürde. Er lebte seither in Evanston (Illinois), kam aber häufig zu Konzertreisen nach Deutschland. Sein letztes Orgelkonzert veranstaltete er hier 1937 in der Dortmunder Reinoldi-Kirche. Zu Beginn des 2. Weltkrieges kehrte Middelschulte nach Europa zurück und lebte in Süditalien und bei Verwandten in Dortmund.
Middelschulte gilt als einer der bedeutendsten Organisten seiner Zeit, der sich vor allem für die deutsche Orgelmusik und das Werk von J. S. Bach in den USA einsetzte und so einen bestimmten Anteil an der Gestaltung des amerikanischen Musiklebens nahm, wobei er einen eigenen »von uns (in Deutschland) bewußt verlassenen virtuosen Stil noch weiter ausgebaut« hat. Erwies sich bei einem Konzert 1896 in Unna »der berühmte Orgelvirtuose … als ein Orgelkünstler von seltener Meisterschaft« (W. Timm, Musik in Unna, Unna 1971, 21), so stellte die Kritik 40 Jahre später bei einem Konzert in Dortmund fest, »wie wir uns doch in den letzten Jahren in Sachen Auffassung hüben und drüben auseinanderentwickelt haben«. Als typisch amerikanisch galt sein Perpetuum mobile, Etüde für Orgelpedal allein, »das ob seiner nicht geringen technischen Schwierigkeiten wohl nur von begnadeten Künstlern … wiedergegeben werden wird, wie sein Schöpfer es tat«. Hochgeschätzt war Middelschulte wegen seiner Beherrschung des Kp., wovon seine Kompositionen Zeugnis ablegen. F. Busoni bezeichnete ihn als den größten Kontrapunktiker seit Bach und widmete ihm seine Fantasia contrappuntistica für Klavier (1. Fassung) als dem »Meister des Kontrapunktes«.

aus: Die Musik in Geschichte und Gegenwart:
Middelschulte, Wilhelm. Musik in Geschichte und Gegenwart, S. 51024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

5 × eins =