Jules Massenet: Ballett aus der Oper „Le Cid“ (Transkription für Orgel)
Eingespielt mit Samples der Riegerorgel im Großen Saal des Konzerthauses Wien (Vienna Konzerthaus Organ).
Le Cid ist eine Oper in vier Akten und zehn Szenen von Jules Massenet (Musik) mit einem Libretto von Louis Gallet, Édouard Blau und Adolphe d’Ennery nach der Tragikomödie Le Cid (1637) von Pierre Corneille und dem Schauspiel Las mocedades del Cid (1618) von Guillén de Castro. Die Uraufführung fand am 30. November 1885 in der Salle Garnier der Pariser Oper statt. Das hier eingespielte Ballett, eine Abfolge der spanischen Tänze Castillane, Andalouse, Aragonaise, Aubade, Catalane, Madrilène, Navarraise, ist das vierte Bild nach Szene 1 des zweiten Aktes dieser Oper.
Die Bilder des Videos haben nur in wenigen Fällen etwas mit der Region zu tun, in der die Tänze kreiert wurden!
Über den „liebenswürdigen” Charakter von Massenet mag folgende Erinnerung von Max Kalbeck in seiner Biografie über Johannes Brahms ein erhellendes Lich werfen:
Wir waren mit Johann Strauß und Massenet vom Herausgeber eines großen Wiener Blattes zum Diner eingeladen – doch Massenet möge selbst erzählen: »Brahms und Strauß … ich sah sie mir genau an und sagte mir, daß es zwischen diesen beiden großen Komponisten eigentlich keine weitreichenden Unterschiede gab [!], da sie doch beide, jeder in irgendeiner Art, symbolisieren: Wien, die große Stadt, Wien, die schöne Stadt. Brahms schien mir die Verkörperung der Wiener Seele in ihrer entwickeltsten Art, ein Denker, dessen Ideen sich in Grazie einhüllen; selbst in seinen strengsten und ernstesten Schöpfungen offenbart sich, was man eine süße Fülle nennen könnte. Johann Strauß – aus seinen Werken atmet der Duft von Wien. Ich betrachtete seine Hände, die in so vielen Konzerten dirigiert hatten, zu denen sich die reizenden Wienerinnen drängten. Ich beneidete ihn: denn wer soviel zarte Herzen unter so schönem Busen höher schlagen macht, verdient Bewunderung. Ich wiederhole es: Brahms und Strauß, das ist die Schönheit und die Verführungskunst von Wien.«
Offenbar hatte der liebenswürdige Franzose dieses einem Interviewer servierte Rede-Mousseux für den Braten schriftlich eingekapselt; entsprachen dessen Wendungen doch fast wörtlich seinem Toaste vom Februar 1892! Nur wurden sie anders geordnet. Als ihm der musikalische Denker, der ihm das Wien von der intellektuellen Seite zu repräsentieren schien, persönlich vor Augen trat, muß er dermaßen erschrocken sein, daß er die Parallele aufhob und die Reihenfolge änderte. Er begann mit Johann Strauß, und Jean errötete vor Vergnügen über die artigen Schmeicheleien des Redners, der ihm zuletzt noch den Titel »Grand-maître de Vienne« mit Nachsicht der Taxen verlieh. Nun aber stieß der Unglückliche ein gewaltiges »Mäh« hervor, das bekanntlich, aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt, »aber« heißt. »Mais«, begann Massenet wieder, »le grand Grandmaître de Vienne et le plus grand musicien du monde, c’est notre ami admirable Brahms«. Nun wurde Brahms rot, während Strauß‘ Angesicht in der Komplementärfarbe spielte, und alles über die Taktlosigkeit des sonst so gewandten und verbindlichen Parisers erstaunte. Brahms ging, mit dem Glase in der Hand, zu seinem gekränkten Freunde hin und sagte etwas, das ihn sofort zum Lachen brachte, dann verneigte er sich höflich vor Massenet und schwieg.
Die Kunst der Orchestrierung beherrschte Massenet sehr effektvoll, an der sich meine Registrierung der Orgel nun messen lassen muss, womit ich aber auch die bunte Vielfalt des Orgelklanges unter Bewies stellen kann, ein Herausforderung, die nicht so leicht zu erfüllen ist. Nietzsche allerdings hielt nicht viel von Massenets Orchestrierung, Er berichtet Köselitz am 27. März 1866 von einem Konzert in Monte Carlo:
»… unter der Leitung eines Österreichers habe ich alte Sachen von Rameau (von 1736) gehört, mit großer Neugierde; dann auch ganz neue Modernitäten von Massenet, scheußlich bunt orchestriert. Ich hatte keinen Begriff davon, daß mans auch mit der Orchestration hurenhaft treiben könne. Das letzte musikalische Ereignis hierselbst war der ›russische Chor‹, der sich durch ganz Europa bewegt hat, und hier in Nizza, dem Wohnsitze vieler Russen, es zu einem großen Erfolge brachte. Nicht bei mir: obwohl die Kunststücke des Chorgesangs an sich, die pianissimi, die Verschnellerungen des Tempos, und ein gewisser reiner mädchenhafter Stimmklang gewiß große Auszeichnung verdienen. Aber die Sachen selbst waren zum Teil nicht russisch genug … zum andern Teil russisch, aber nur im Sinne und Instinkte des gemeinen Mannes (mit einer Leibeigenschaft Melancholie …); es fehlte ganz die männliche Note, der Ausdruck der herrschenden Stände und ihres Stolzes.«